Gesehen: Februar 2022
Im Februar hat Netflix mit viel Werbung (und auch reichlich Berichterstattung anderer Medien) zwei sehr erfolgreiche True Crime-Formate veröffentlicht: Da wäre zum einen The Tinder Swindler, eine hauptsächlich auf Interviews und Social Media-Dokumenten basierende Dokumentation über den modernen Heiratsschwindler Simon Leviev. Zum anderen schildert die Miniserie Inventing Anna das Leben und Wirken der realen Hochstaplerin Anna Sorokin als akzeptiertes Mitglied der New Yorker High Society (ehrlich gesagt habe ich sie nicht zu Ende angesehen). Wahrhaft schockiert und nachhaltig beeindruckt hat mich allerdings ein drittes, ebenfalls aktuelles Format: The Puppet Master: Hunting the Ultimate Conman.
Die dreiteilige Miniserie, die ihre Materialien ebenfalls hauptsächlich aus Interviews und alten Fotos - sowie einigen nachgestellten Szenen - bezieht, dreht sich um den englischen Betrüger Robert Hendy-Freegard und fällt in die Kategorie "man würde es niemals glauben, wenn es nicht erwiesenermaßen die Wahrheit wäre." Hendy-Freegard fällt oberflächlich ebenfalls in die Heiratsschwindler-Kategorie und war in seiner Vergangenheit offenbar auch ein hervorragender Gebrauchtwagenverkäufer. Sieht man sich aber die Berichte seiner Opfer an und erfährt, mit was für absurden Geschichten er es schaffte, diese teilweise für Jahrzehnte auszubeuten, zu steuern und zu misshandeln, kann man nur immer wieder ungläubig den Kopf schütteln.
Aktuell wird im Zusammenhang mit Menschen und Beziehungen gerne der Begriff "toxisch" verwendet, wobei meistens nur irgendetwas zwischen "dsyfunktional" und "unsympathisch" gemeint ist. Bei Hendy-Freegard gewinnt man aus der Zuschauerperspektive aber tatsächlich den Eindruck, dass er eine "giftige" Person ist, die durch ein offenbar hervorragendes psychologisches Geschick andere Menschen offenbar mühelos zerstören kann - und man kann sich nur freuen, einer solchen Persönlichkeit noch nicht im echten Leben begegnet zu sein.
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