We all had a lovely time: Tunng im Kölner Gebäude 9


Mein Freund hatte sich zu Weihnachten unter anderem ein Ticket für das Kölner Tunng-Konzert am letzten Montag gewünscht. Ich hatte mich dagegen entschieden, mitzukommen - eine sehr richtige Entscheidung, denn ich war dann sowieso krank. Zuhause las ich etwas erstaunt, dass mein letztes eigenes Konzerterlebnis mit der Band schon schlappe sieben Jahre her ist (in meiner Erinnerung hätte ich mit vielleicht der Hälfte der Zeit gerechnet). Was sich wohl seitdem getan hat?


Zuletzt habe ich Tunng 2018 gesehen, das ist ja schon ein bisschen her! Was hat sich seitdem bei der Band getan? Gab es wieder Änderungen in der Besetzung?

Nein, es gab die gleiche Aufstellung wie vor 7 Jahren: Im Vordergrund standen von links nach rechts Becky Jacobs (Gesang), Mike Lindsay (Gesang, Gitarre), Sam Genders (Gesang, Gitarre) und Ashley Bates (Gitarre, Gesang). Im Hintergrund saßen Martin Smith (elektronische Klänge) und Phil Winter (Percussion sowie dies und das). Es machte auch Sinn, dass Tunng in dieser Konstellation auftraten, denn sie feiern mit dieser Tournee ihren 20. Geburtstag, wie Mike Lindsay erklärte. Passend dazu wurde auch von den Anfängen der Band erzählt, als sie sich in Lindsays Studio trafen, das sich unter der Umkleidekabine eines Damenbekleidungsgeschäfts in der Carnaby Street in London befand. Es gab wohl häufiger überraschte Blicke der Kundinnen, wenn gleich mehrere männliche Bandmitglieder aus dieser Umkleide traten. So nostalgisch spielten Tunng dann auch nach den eröffnenden Songs „Bodies“ und „Didn’t Know Why“ die erste Seite ihres Debütalbums „Mother’s And Daughter And Other Songs“. 



Gab es seit dem letzten Konzert Veröffentlichungen?

2020 veröffentlichen Tunng „Dead Club“, ein Konzeptalbum zum Thema Tod, das mein Album des Jahres war. Aber für diese Geburtstagsfeier eignen sich Lieder mit einem so düsterem Thema wohl nicht, so dass das Album ausgespart wurde. 

Aber mit „Love You All Over Again“ gibt es auch ein ganz neues Album, das, wie das Debüt mit insgesamt 5 Liedern beim Konzert bedacht wurde. Davon könnten „Didn’t Know Why“, „Everything Else“ und „Deep Underneath“ auch gern bis zum nächsten Wiedersehen in der Setliste bleiben. 

  

Gegenüber dem Artheater damals hat man sich mit dem Gebäude 9 vergrößert - war es denn auch voll?

Nein, leider nicht. Tatsächlich dachte ich nach dem Konzert an Porridge Radio, die ich Ende letzten Jahres auch ohne dich im Gebäude 9 gesehen habe. Deren Konzert wurde nämlich vom Artheater ins Gebäude 9 hochverlegt, bei Tunng wäre die umgekehrte Richtung möglich gewesen. 



Gab es eine Vorband?

Im Vorprogramm trat Dana Gavanski auf, die wie Tunng beim Full Time Hobby Label unter Vertrag steht und deren letztes Album von Mike Lindsay produziert wurde. Zunächst spielte sie auf dem Boden kniend einen mir unbekannten Song, dann wechselte sie mit diversen Heißgetränken zum Keyboard im Bühnenmittelpunkt und entledigte sich ihrer Wollmütze, um, wie sie sagte „some sad piano songs“ für uns zu spielen. Und genau das tat sie dann für rund eine halbe Stunde.

Nach einem kleinen Verspieler erklärte sie, dass einige Lieder noch neu seien und sie es nicht gewohnt sei, diese allein am Piano vorzutragen. Sie erwähnte noch, dass sie noch nie in Köln gewesen sei, schränkte dann aber ein, dass man sich als Musiker meistens am Ort des Konzertes aufhalte und dass sie zumindest sicher sagen könne, noch nie in diesem Venue gewesen zu sein. Ihren letzten Song kündigte sie als „my more upbeat song“ an. 



Setliste:

?
Hang In For Us Both 

Business Of The Attitude 

Baseboards 

No Picturesque 

No One Knew 

Leaving Home Again



Waren bei Tunng wieder selbst gebastelte Instrumente am Start?

Phil Winters Arbeitsplatz war wie gewohnt mit unzähligen Percussioninstrumenten, Röhrenglocken, Trommeln, Cajon, Synthesizer und Blasinstrumenten ausgestattet. Er hatte immer alle Hände voll zu tun.


Trug Mike Lindsey ein Hemd, und hatte es ein geschmacklich schwieriges Muster? Und kamen Verkleidungen oder Masken zum Einsatz?

Nein, seine Kleidung war vollkommen unauffällig und mit den seltsam gemusterten Hemden hat er wohl auch seine Giraffenmaske zuhause gelassen. Dabei wäre doch Köln der ideale Tourneeort für Verkleidungen gewesen! Zumindest Ashley Bates wechselte, wie vor einigen Jahren, vor dem Auftritt noch in seinen weißen Anzug. 



Bei einer Sache blieb sich Mike Lindsey aber treu: Zum instrumentalen „By Dusk They Were In The City“, bei dessen Ansage sie noch „…of Cologne“ ergänzten, schlüpfte er in die Rolle des am Bühnenrand posierenden und rockenden Gitarristen. 


Wurde auch gesprochen - und was?

Plaudertaschen werden Tunng wohl nicht mehr, aber sie erzählten stolz, dass sie 2010 bereits im Gebäude 9 waren und dass ein Foto des Auftritts auch in der Garderobe hängen würde.



Was stand auf der Setliste, und ist diese jeden Abend gleich?

Der Auftritt in Köln war erst der vierte der Tournee und davor war die Band auch sechs Jahre lang nicht aufgetreten, so dass sie sich wohl erst einmal auf das geprobte Repertoire verließen. Neben den bereits erwähnten Alben wurden noch „Comments Of The Inner Chorus“, „Good Arrows“ und „And Then We Saw Land“ mit insgesamt 7 Liedern berücksichtigt. Du hättest vermutlich „Jenny Again“ sowie die letzten Songs des Hauptteils, „Hustle“ und „Bullets“ erkannt. Leider gab es mit „Woodcat“ nur ein Lied als Zugabe, das aber von meinem Lieblinsalbum stammt und den zu diesem Abend passenden Refrain hat: „And we all had a lovely time“. 



Hast du mir etwas mitgebracht?

Eigentlich wollte ich dir etwas von Dana Gavanski mitbringen, denn diese wies auf ihren normalen Merch und ihren selbst produzierten jewellery merch hin. Doch dann erinnerte sich Ashley Bates doch noch an die Kölner Tradition und warf “Kamelle“ ins Publikum:  



Setliste:

Bodies 

Didn’t Know Why 

Mother's Daughter 

People Folk 

Out The Window With The Window 

Beautiful And Light 

Tale From Black 

Everything Else 

Deep Underneath 

Jenny Again 

The Roadside 

Snails 

Yeekeys 

By Dusk They Were In The City 

Hustle 

Bullets 


Woodcat

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