Frühstücksbrei statt Gummibärchen: Porridge Radio im Kölner Club Volta

by - November 24, 2022


Am letzten Wochenende bei uns zu Hause meinte mein Freund, er wolle unbedingt zum Porridge Radio-Konzert in Köln am kommenden Abend. Ich entgegnete wohlwollend und in dem Wissen, dass er die Band eigentlich schon im Sommer beim Hear Hear!-Festival hatte sehen wollen (wo sie irgendwann aus dem Lineup verschwand), dass ich ja Porridge schon einmal grundsätzlich mag, die Band also auch unbekannterweise besuchen würde. Später stellte sich dann beim häuslichen "Einhören" noch heraus, dass ich "Back to the Radio" durchaus schon öfter gehört, den Song aber bislang Amanda Palmer zugeordnet hatte.

Der Club Volta befindet sich auf dem Carlswerk-Gelände, einem ehemaligen Fabrikgelände, auf dem sich heute diverse Clubs, Hallen, Restaurants und auch das Kölner Schauspiel befinden. Tatsächlich sind das Areal  und die Zahl der Etablissements so groß, dass wir am Zielort erst einmal eine ganze Weile herumsuchten, bevor wir uns schließlich in die richtige Schlange einreihten. Bei der Taschenkontrolle wurde ich dann überrascht: Die Türsteher sammelten nicht nur mitgebrachte Getränke ein, sie wollten auch meine Tüte Haribo haben - dabei wollte ich diese überhaupt nicht beim Konzert essen! Tatsächlich konnte ich die Herren nur mit genauem Vorzeigen überzeugen, dass die ebenfalls in meiner Tasche vorhandene, original verpackte Maske nicht ebenfalls eine Süßigkeit war. Man hatte offenbar Hunger...



In der Halle hatten sich schon einige Gäste eingefunden, um die Vorband Hachiku zu sehen. Anika Ostendorf stammt eigentlich aus dem Kölner Umland, lebt aber seit einigen Jahren in Australien, woher auch ihre Bandkollegen stammen. Nichtsdestotrotz nutzte sie ihren (Ex-) Heimvorteil und erzählte, die Türsteher hätten sich gewundert, dass alle Einträge auf ihrer Gästeliste den Nachnamen Ostendorf trügen - wie sie selbst. Wir bekamen dann sämtliche anwesende Verwandte - Eltern, Großeltern, Cousins und so weiter, auch noch einzeln aufgezählt.

Ihren Bandkollegen erzählte Anika gelegentlich, was sie gerade dem Publikum erläutert hatte, außerdem mussten alle einen Satz aufsagen, den sie von der Sängerin im Tourbus gelernt hatten - unter anderem "Darf ich den Hund streicheln, bitte?"Außerdem hatten sich alle beim kürzlichen Auftritt in Paris Freundschaftsbändchen gekauft. Charme hatte der Auftritt der Deutschaustralierin mit Familienunterstützung also in jedem Fall, musikalisch störte die Popmusik mit Anklängen an Soko auf jeden Fall nicht.



Der Hauptact Porridge Radio ist ebenfalls eher das Projekt einer Einzelperson, nämlich der Frontfrau, Songschreiberin und Gitarristin Dana Margolin. Die anderen Mitglieder wirkten, als spielten sie alle in verschiedenen Bands: Dana selbst ganz in schwarz wollte offenbar keine Aufmerksamkeit auf ihr Outfit ziehen, der Schlagzeuger Sam Yardley dagegen gehörte mit seinem Makeup und dem Achselshirt eindeutig in eine Punkband, während die Keyboarderin Georgie Stott sich mit ihrem langen Kleid über weißer Bluse optisch in der Kelly Family am wohlsten gefühlt haben dürfte. Nur die Bassistin Maddie Ryall wirkte modisch neutral.

Optisch auffällig waren auch die Stoffornamente, die sämtliche Instrumente zierten und mich zunächst unangenehm an einen Auftritt von Jenny Hval vor vielen Jahren erinnerten - die heutigen Ornamente blieben aber an Ort und Stelle, zum Glück gab es keine Performance-Kunst. Kunst allerdings schon - auch der Bühnenhintergrund war eine Art Vorhang, der mich an Kulissen in Schultheaterstücken erinnerte. Tatsächlich wurde so aber wohl das Cover des letzten Albums "Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky" dargestellt.



Vorab war gut sichtbar eine Setliste auf den Boden geklebt worden, doch bereits nach dem ersten Song unkte Dana "We have a keyboard problem". Ein Techniker kam, das Problem wurde scheinbar behoben, die Band setzte zum zweiten Lied an... und wieder blieb das Keyboard stumm. Eine Lösung wurde gefunden: Offenbar war die Stromzufuhr des unteren Keyboards gestört, so dass es nur benutzt werden konnte, wenn der Techniker an Ort und Stelle blieb und das Kabel festhielt. Nach kurzer Zeit wurde das Arrangement aber aufgegeben, Techniker und Keyboard verließen die Bühne und Georgie musste nun mit dem ihr verbliebenen kleinen Keyboard arbeiten.

Bei "Back to the Radio", dem letzten Lied vor der Zugabe, experimentierte sie auf der Suche nach passenden Klängen mit den vorprogrammierten Soundeinstellungen des Keyboards, was zu einigen Lachern führte - einer klang, als sei er für Durchsagen an einem Flughafen gedacht. Insgesamt wurde dem Missgeschick mit dem unbenutzbaren anderen Keyboard also durchaus humorvoll begegnet - womit die Bandmitglieder eigentlich fröhlicher waren, als ihre Musik hätte erwarten lassen.



Das Set umspannte hauptsächlich Lieder des aktuellen Albums "Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky", von dem acht Songs gespielt wurden, mit "7 Seconds" und  "Good for you" hörten wir auch zwei Singles, die zwischen den beiden Alben der Band veröffentlicht worden waren.

Setliste:

Give/Take
End of Last Year
Jealousy
Birthday Party
Trying
Good For You
7 Seconds
U Can Be Happy If U Want To
Lilac
Long
The Rip
Back To The Radio

Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky
Sweet




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