Tunnel View,Yosemite National Park |
Letztes Jahr erzählte ich bereits kurz, dass ich dieses Frühjahr für 20 Tage in den Südwesten der USA reisen würde. Im Mai war es so weit, und ich werde in insgesamt drei Teilen berichten.
Grundsätzliches vorweg: Es handelte sich um eine organisierte (Wander-)Reise mit insgesamt elf Teilnehmern, darunter eine gute Freundin und ich. Natürlich wäre es wesentlich cooler gewesen, dieselbe Runde mit einem Mietwagen zu drehen - nur fahre ich überhaupt nicht Auto, und so richtig Lust, viel Energie in eine gute Reiseplanung zu stecken, hatte auch keine von uns beiden. Also überließen wir das eben den Profis. Das hatte als Vorteil eine durchdacht geplante Reise, dafür ging natürlich Flexibilität verloren.
Painted Ladies, San Francisco |
Am auffälligsten war das beim ersten Reisestop San Francisco. Nach elf Stunden Flug und zwei Stunden Schlangestehen bei der Passkontrolle lernten wir den Reiseleiter kennen und fuhren zum Hotel. Eigentlich waren wir totmüde, aber es wäre unvernünftig gewesen, bereits am Nachmittag schlafen zu gehen - also schleppte uns der Reiseleiter auf einen Fußmarsch quer durch die Stadt, bei dem wir unter anderem die City Hall (bekannt aus diversen Filmen) und die "Painted Ladies" genannten Häuser am Alamo Square kennen lernten.
Golden Gate Bridge, San Francisco |
Am nächsten Tag machten wir uns dann im Minibus daran, sämtliche Highlights der Stadt abzuklappern: Wir fuhren zur kurvigen Lombard Street, überquerten zu Fuß die Golden Gate Bridge (von der aus wir auch Alcatraz erspähen konnten), aßen an den Ständen im Ferry Building Marketplace zu mittag und sahen von dort aus die Bay Bridge, fuhren kurz an den Strand und erklommen eine lange, künstlerisch geflieste Treppe namens 16th Avenue Tiled Steps. Zurück in der Innenstadt erkundeten wir China Town und fuhren mit einem der berühmtem Cable Cars (in dem ich nur einen der Außenplätze ergatterte, ich hing also quasi außen an dem Gefährt und hielt mich an einer Stange fest!) zum Fisherman's Wharf und besuchten den ebenfalls äußerst bekannten Pier 39.
16th Avenue Tiled Steps, San Francisco |
Während ein Großteil der Gruppe sich entschloss, für eine Zusatzgebühr auf einem Segelschiff am frühen Abend durch die Bucht zu fahren, besichtigten meine Freundin und ich die putzigen, aber auch recht geruchsintensiven Robben, die an dem Pier wohnen, und suchten uns anschließend ein japanisches Restaurant, wo wir Ramensuppe aßen, bevor die Reisegruppe wieder zu uns stieß und wir gemeinsam mit einer schicken alten Straßenbahn zurück zum Hotel fuhren.
Cable Car, San Francisco |
Technisch gesehen haben wir in den eineinhalb Tagen vermutlich fast alles gesehen, was Touristen so in San Francisco besichtigen - nur habe ich wegen der ganzen Busfahrten dennoch kein rechtes Gefühl für die Stadt entwickeln können. Hier wäre es vermutlich doch besser gewesen, allein die Stadt zu erkunden und entsprechend spontan zu entscheiden, wo man länger verweilen möchte. Allerdings käme ich auch nie auf die Idee, für eine reine Städtereise eine Gruppenreise zu buchen!
Robben am Pier 39, San Francisco |
Unser Hotel in San Francisco hieß übrigens "The Good Hotel" und lag recht nahe an der Mission Street. Ich würde es in die Kategorie "in Ordnung" einsortieren und mir bei einem zukünftigen Besuch eher ein anderes aussuchen. Wie viele der Hotels unserer Reise bot dieses kein Frühstück an, so dass wir zweimal in ein nahe gelegenes Café gingen - immerhin diese kleinen Ausflüge ließen einen ein bisschen in Kontakt mit der Stadt kommen.
Street Art in Chinatown, San Francisco |
Fazit der San Francisco-Tage: Interessante Stadt, in der ich mich gerne einmal ein paar Tage "frei bewegen" würde.
Yosemite Valley, Yosemite National Park |
Nach zwei Übernachtungen begann unsere große Rundreise: Es ging los Richtung Yosemite National Park, 300 Kilometer in einem kleinen Ford Transit mit Gepäckanhänger. Unterwegs sah ich erstmals das ländliche Kalifornien und musste mir selbst immer wieder bewusst machen, dass mir zwar vieles, das ich durchs Fenster sah - den Highway, Trucks, Trailer Parks, Kirchen mit Stecktafeln für das Motto der Woche - zwar aus Filmen kannte, in echt aber noch nie gesehen hatte. Dank all der Serien, die ich seit meiner Kindheit kenne, wirken die USA auch dann vertraut, wenn sie einem eigentlich fremd sind.
Nach lange Autofahrt mit einem Zwischenstop in einem wie erwartet riesigen amerikanischen Supermarkt (dessen beeindruckende Auswahl an Ben & Jerry's Eis ich leider nicht exportieren konnte) erreichten wir schließlich am späten Nachmittag unsere nächste Unterkunft, das Yosemite View Lodge in El Portal, direkt am Parkeingang gelegen.
Auf dem Mist Trail, Yosemite National Park |
Hier zeigte sich dann auch gleich einmal der Vorteil einer erfahrenen Reiseleitung: Während wir uns vermutlich für den Rest des Tages damit begnügt hätten, die recht weitläufige Hotelanlage zu erforschen und auszupacken, packte uns der Reiseleiter nach einer halbstündigen Pause wieder in den Bus und fuhr mit uns gleich einmal in den Nationalpark. Der berühmte Aussichtspunkt "Tunnel View" wirkt nämlich am besten im Abendlicht, also war nun der ideale Zeitpunkt für einen Fotostop.
Auch das Yosemite View Lodge bot kein im Zimmerpreis inbegriffenes Frühstück an, und die Möglichkeiten zum Abendessen bestanden in einem sehr teuren Restaurant und einer mittelteuren Pizzeria. Meine Reisebegleiterin und ich ließen den Abend in letztgenannter ausklingen und freuten und auf den ersten Wandertag im Yosemite Park.
Einer der vielen schönen Wasserfälle im Yosemite Village, Yosemite National Park |
Am nächsten Tag erwies sich, dass ich die touristische "Erschlossenheit" der Nationalparks unterschätzt hatte: Der Yosemite verfügt, wie eigentlich jeder Park, den wir später besuchten, über eine recht ausgeprägte Infrastruktur mit Informationsbüro, vielen Wegweisern und einem Shuttlebussystem, so dass auch Nichtwanderer hier die Natur genießen können. Das hat auch seine Berechtigung, denn die Natur hier ist schon unglaublich schön.
Wir erkundeten nach einem ersten Fotostop an einem Wasserfall den sogenannten "Mist Trail", der an einem Wasserfall entlang immer weiter nach oben führt. Geht man bis zum oberen Ende, wird man ziemlich nass, nachdem man aber ohnehin in jedem Fall denselben Weg zurück gehen musste, blieb der konkrete Zeitpunkt der Umkehr jedem einzelnen überlassen. Ich entschied mich, trocken zu bleiben, und ging relativ früh zurück.
Mirror Lake mit El Capitan, Yosemite National Park |
Im Anschluss unternahmen wir gleich eine weitere Wanderung zum sogenannten Mirror Lake. Unser Versuch, den gesamten Rundweg um den See zu gehen, wurde durch einige umgestürzte Bäume erschwert, aber nicht unmöglich gemacht, und der Blick auf den See war wunderschön. Verpasst haben wir leider die Abzweigung zum "Majestic Hotel", dessen Lobby den Film The Shining inspiriert hat, aber für den ersten Wandertag hatten wir ohnehin schon ordentlich Strecke geschafft und wurden an unserem Treffpunkt mit den anderen Gruppenmitgliedern mit viel Pizza belohnt.
Hetch Hetchy Stausee, Yosemite National Park |
Tag 2 im Yosemite Park führte uns ins Hetch Hetchy Valley, wo ein riesiger Stausee die gesamte Stadt San Francisco mit Wasser versorgt. Auch für diesen Tag war ein Rundgang um den See angedacht, was aber durch eine von einem Wasserfall überspülte Brücke vereitelt wurde. Schön war die Wanderung aber trotzdem.
"Fallen Monarch", ein umgestürzter Mammutbaum, Yosemite National Park |
Nach einer letzten Übernachtung im Yosemite View Lodge Hotel besuchten wir am nächsten Tag noch die Mammutbäume im Mariposa Grove. Diese Bäume werden bis zu 95 Meter hoch und erreichen eine Dicke bis zu 17 Metern - am beeindruckendsten ist aber ihr Alter, denn die Bäume können über 2500 Jahre alt werden und gehören somit zu den ältesten Lebewesen der Erde. Auf einem Rundweg (dem "Grizzly Giant Loop Trail") konnten wir eine Menge dieser beeindruckenden Bäume sehen. Der sogenannte "California Tunnel Tree" ist dabei ein besonders beliebtes Fotomotiv, dem auch die Mitglieder meiner Reisegruppe nicht widerstehen konnten...
California Tunnel Tree, Yosemite National Park |
Eine weitere Sache, über die ich vor Beginn der Reise nicht viel nachgedacht hatte, sind die enormen Höhenunterschiede, die es im Yosemite Park gibt. Während unserer drei Tage Aufenthalt herrschten angenehme Temperaturen von 20 bis 25 Grad - dennoch war der Tioga-Pass, der uns am schnellsten zu unserem nächsten Ziel gebracht hätte, Anfang Mai wegen Eises noch nicht passierbar - er liegt eben auch 3000 Meter hoch. Dieser Umstand, genauer gesagt der dadurch notwendige Umweg, bescherte uns eine Übernachtung im kalifornischen Bakersfield, wo die Gruppe Abends in "Buck Owens' Crystal Palace" den bekannten Bakersfield Sound (eine Variante der Country Music) ausprobierte. Das ließ ich aber undokumentiert... im nächsten Beitrag geht es dann mit dem Death Valley weiter.
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