Gesehen: Juni 2021

by - Juli 08, 2021


Kate Winslet gilt schon lange als Schauspielerin, die wenig Wert darauf legt, als klassisch attraktiv und vor allem alterslos wahrgenommen zu werden - wenn Medien sich erlauben, sie digital schlanker oder faltenfreier darzustellen, als der Realität entspricht, bekommen sie ordentlich Ärger mit ihr. Und so ist sie in ihrer neuesten Rolle als Titelfigur der HBO-Serie Mare of Easttown dann auch so wenig attraktiv, wie es ihr eben möglich ist.

Wobei das Problem besagter Titelfigur, einer Polizistin in einem ärmlichen Vorort von Philadelphia, ein völlig anderes ist: Sie ist umgeben von Tragödien. Mare zieht ihren Enkel auf, denn ihr Sohn hat sich vor einiger Zeit das Leben genommen, seine Freundin, die wie er drogenabhängig war, ist mittlerweile nicht mehr süchtig und will Mare das Kind prompt wegnehmen. Über dem Selbstmord ist auch Mares Ehe zu ihrem Mann zerbrochen, der nun mit seiner neuen Verlobten nebenan wohnt, während Mare ihrer Mutter und Tochter mit ihrer schlechten Laune und wenig diplomatischen Art den Alltag möglichst schwer macht.

Dann gibt es noch ihren Freundeskreis, in dem die Tochter einer krebskranken Freundin seit einem Jahr verschwunden ist, ohne dass Mare und ihre Polizeikollegen der Lösung des Falles bislang irgendwie näher gekommen wären, und den eigentlichen Anlass für die Handlung der Miniserie: den Mord an einer Schülerin, die (wie gefühlt alle in diesem Ort) ebenfalls schon ein Kind hatte.

Die Serie fühlt sich hinsichtlich der Konstellation ein bisschen an wie eine US-Version der britischen Erfolgsserie Broadchurch, in der aber von Anfang an niemand so tut, als wäre in diesem Ort irgendetwas harmonisch oder gar schön. Die Oberfläche ist bereits schlimm, was nach und nach heraus kommt dann einfach noch schlimmer.

Die Miniserie umfasst sieben Folgen, von denen ich sechs ausgesprochen faszinierend fand, um dann in der siebten hautsächlich "Hä?" zu denken. Wohl in dem Interesse, den Zuschauern ein möglichst überraschendes Ende zu liefern, wirkt die letztliche "Auflösung" der Geschichte nämlich leider nicht sonderlich stimmig. 

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