Start ins Konzertjahr: Metric in der Kölner Live Music Hall

by - Februar 05, 2023


Wie gut, dass ich diesen Blog immer noch habe! Manchmal fällt mir über längere Zeit nichts Interessantes ein, über das zu schreiben sich lohnen würde, und immer wieder frage ich mich, ob das Zeitalter des Bloggens nicht sowieso längst vorbei ist (naja, eigentlich ist das eher eine Tatsache). Aber dann lese ich wieder Einträge von mir selbst und bin überrascht, was ich alles schon wieder vergessen habe. So wüsste ich über meine beiden vorherigen Besuche bei der kanadischen Band Metric, einmal in der Frankfurter Batschkapp und ein weiteres Mal ebenfalls dort im Gibson, nicht mehr allzu viel. Selbst meine Erinnerung, dass Sängerin Emily Haines damals (2015) in der Batschkapp Engelsflügel getragen habe, ist nur halb richtig.

Metric haben letztes Jahr ihr bereits achtes Album "Formentera" veröffentlicht - mit dem davor, "Art of Doubt", hatten wir sie 2018 im Gibson gesehen. Keine der Bands also, die die lange Corona-Zwangspause für gewaltige Mengen musikalischen Output genutzt haben.



Den Abend in der Kölner Live Music Hall eröffnete die Band Lo Moon aus Los Angeles. Der zeitweilige Falsettgesang des Sängers Matt Lowell erinnert anscheinend manche an a-ha, ich musste bei einigen Liedern eher an Talk Talk denken. Nicht zu leugnen waren in jedem Fall die Einflüsse der 1980er Jahre. Laut meinem wie immer besser vorbereiteten Freund klangen die Songs live gitarrenlastiger und rockiger als auf den beiden bislang veröffentlichten Alben.



Insgesamt wirkte die Support Band sehr, wie soll ich sagen, professionell und versiert - gar nicht, als stünde man am Anfang seiner Karriere und habe noch die eine oder andere Unsicherheit. Ein technisches Problem der Keyboarderin musste Lowell durch Konversation mit dem Publikum überbrücken und erzählte, er habe in Köln bereits den Dom besichtigt und meinte, es gebe viele deutsche Bands, die ihn beeinflusst hätten. Während ich noch witzelte, sicherlich seien die Bläck Föös gemeint, fragte jemand anderes aus dem Publikum investigativ nach, gemeint waren wohl Can und Neu!. Der Indierock der Band war in meinen Ohren weder schlecht noch sonderlich auffällig.

Setliste:
Carried Away
Tried to Make You My Own
Expectations
Raincoats
Dream Never Dies
Loveless



Wegen meiner diffusen Erinnerungen an ungewöhnliche Outfits wartete ich gespannt auf die erste Sichtung von Metrics Sängerin Emily Haines, doch die betrat die Bühne beinahe normal gekleidet in einer mit Pailletten besetzten Leggings und einer Phantasie-Militärjacke, die mich kurz an Adam Ant denken ließ. Außerdem trug sie mit Nieten besetzte Sneaker, was auch dringend erforderlich war, denn große Teile des Konzerts hüpfte und hopste sie, als wollte sie mit Sporteinlagen zusätzlich noch einige Extra-Kalorien verbrennen - und sang gleichzeitig beneidenswert sicher.

Das Set wurde, wie auch das aktuelle Album, mit dem 10-Minuten-Song "Doomscrolling" eröffnet. Haimes machte es sich hier, und später auch noch viele Male, zu eigen, quasi nebenbei und einhändig ein bisschen Keyboard zu spielen. Zu anderen Gelegenheiten zog sie das Instrument aber auch direkt vor sich und widmete ihm dann beide Hände. Auf der Bühne standen insgesamt vier Keyboards auf Rollen, neben den anderen Instrumenten Gitarre, Bass und Schlagzeug.



Aus "Formentera" hörten wir an diesem Abend insgesamt sechs Lieder, am zweithäufigsten wurde mit 4 Songs (darunter der bekannteste "Help I'm Alive") das 2009er-Album "Fantasies" bedacht - die Setliste enthielt aber Lieder von beinahe allen Alben der bereits seit 25 Jahren bestehenden Band - das älteste, "Combat Baby", stammte von 2003.

Auf große Showeinlagen wie Masken wurde an diesem Abend verzichtet. Nach zwei akustisch vorgetragenen Liedern, die Haines und James Shaw allein vorgetragen hatten, verließ diese allerdings kurz die Bühne und kehrte mit einem blau glänzenden Blouson zurück. Vor dem Zugabenteil wechselte sie dann nochmals in eine zur Paillettenhose passende Jacke.



Gegenüber der bei bisherigen Auftritten der Tour stets gleichen Setliste hatte es einige Änderungen gegeben: Zwei Lieder ("Dead Disco" und "Dressed to Supress") scheinen in Europa komplett wegzufallen, außerdem wurde bei den Akustiksongs "Twilight Galaxy" durch "Live It Out" ersetzt - letzteres wurde überhaupt zum ersten Mal seit 2015 live gespielt. 

Viel gesprochen wurde nicht von den Bandmitgliedern, Haines sagte lediglich nach einigen Liedern, dass sie unglaublich froh sei, uns alle wiederzusehen und wieder in Deutschland willkommen zu sein. Im Zugabenteil folgte dann noch eine emotionale Ansprache, in der sie insbesondere die Fans der Band lobte und ihrer Freude Ausdruck verlieh, dass man einander gefunden habe.



Die sehr gut gefüllte Live Music Hall freute sich hierüber genauso wie über das ausgesprochen rockige Set und sang bei der letzten Zugabe "Breathing Underwater" kräftig mit.

Setliste:
Doomscroller
Gold Guns Girls
Dark Saturday
False Dichotomy
Help I'm Alive
Formentera
Enemies of the Ocean
Live It Out (akustisch)
Combat Baby (akustisch)
Cascades
All Comes Crashing
Now or Never Now
Synthetica
Sick Muse
Gimme Sympathy

What Feels Like Eternity
Monster Hospital
Black Sheep
Breathing Underwater




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