Gut, dass ich meinen Blog noch habe: Aus dem Gedächtnis hätte ich nicht sagen können, dass ich Teenage Fanclub zuletzt (und überhaupt zum ersten Mal) vor sechs Jahren im Luxor gesehen hatte - gefühlt ist das für mich viel länger her. Ebensowenig konnte ich mich daran erinnern, dass mein letzter Besuch in der Kulturkirche nicht etwa bei Erdmöbel (die hier jedes Jahr zu Weihnachten spielen) sondern bei Prag gewesen war, und zwar 2015 (dabei war das ein durchaus schönes Konzert gewesen). Gut erinnern konnten mein Freund und ich uns dagegen an die Parksituation in Köln Nippes, die auch 2023 herausfordernd ist und nach zunehmend verzweifelt werdender Suche zu einem semilegalen Parkmanöver führte - anders geht es in Nippes wohl auch kaum.

Die Kulturkirche ist - anders als beispielsweise die Konzert-Location St. Peter in Frankfurt - ein durchaus noch als solches genutztes Gotteshaus, in dem eben auch Konzerte stattfinden. Bei unseren Besuchen war es stets ordentlich voll, und längst nicht jeder Sitzplatz in den nicht sonderlich bequemen Holzbänken ermöglicht eine gute Bühnensicht. Dieses Mal waren wir relativ früh vor Ort und konnten recht gute Plätze ergattern - da wir direkt vor dem Holzgestell saßen, auf dem bei Messen für die Gemeinde die Nummern der geplanten Kirchenlieder angezeigt werden, hatte ich Zeit, darüber zu sinnieren, ob das nicht auch ein guter Platz für die Setliste wäre. Und wo wir schon beim Thema Doppelnutzung sind: Der kleine Getränkestand verkaufte alle seine Waren in Kölschgläsern, und diese ließen sich perfekt auf den schrägen Kirchenbänken ablegen - als hätte man beim Bau der Bänke darauf geachtet. Köln eben.

Teenage Fanclub hatten als Support Sweet Baboo mitgebracht, einen Singer/Songwriter aus Wales, der das Vorprogramm allein mit seiner Gitarre bestritt. Dabei wirkte er so ernsthaft, dass ich mir zunächst gar nicht sicher war, ob seine gewissenhaft zu jedem Song gelieferten Ansagen witzig gemeint waren oder nicht - erst, als er das Lied "Clear Blue Skies" unterbrach und erzählte, an dieser Stelle würde er normalerweise ein Raumschiff aus Pappmaché starten und übers Publikum fliegen lassen, inklusive Feuerwerk mit "big budget". Das habe er aber bei dieser Tournee nicht dabei. Ab da war ich mir doch sicher, dass der Musiker viel witziger war als er auf den ersten Blick wirkte. Er wünschte uns zum Abschied viel Spaß bei Teenage Fanclub (ohne zu erwähnen, dass er auch mit diesen auf der Bühne stehen würde) - und erhielt viel Applaus.

Bei Teenage Fanclub wurde seit dem letzten Kölner Konzert einiges umstrukturiert: Gründungsmitglied Gerard Love ist seit 2018 nicht mehr dabei, da er nicht mehr so viel fliegen wollte. Ersetzt wurde er durch Euros Childs, der nun Keyboard spielt - während Dave McGowan vom Keyboard an den Bass gewechselt ist. Zusätzlich dabei hatte man Sweet Baboo, der die Band tatkräftig an Keyboard, Akustikgitarre, Rasseln und bei drei Songs am Saxophon unterstützte.

Beim Veranstaltungsort "Kulturkirche" hatten wir instinktiv mit einer Art Akustikkonzert gerechnet, tatsächlich entpuppte sich der Auftritt von Teenage Fanclub aber als gleichermaßen laut wie scheppernd. Gut, dass meine Apple Watch mich auf den hohen Geräuschpegel aufmerksam machte und ich so meine Ohrenstöpsel einsetzte. Norman Blake verfügt ebenfalls über eine Smartwatch und verkündete nach dem zweiten Lied "About You", etwa in der Mitte des Songs habe er die Information erhalten, dass er seine heutigen 10.000 Schritte geschafft habe.

Leider blieb das eine von sehr wenigen Wortmeldungen seitens der Band: Gelegentlich wurde erwähnt, von welchem Album der nun folgende Song stammte, irgendwann wurde Sweet Baboo gedankt... das war es dann fast schon mit der verbalen Kommunikation.

Die Setliste der aktuellen Tour ist recht gleichbleibend, nur einige Songs werden regelmäßig getauscht. Überraschend ist dabei, dass von den älteren Alben zwar "Bandwagonesque" zumindest mit drei Songs berücksichtigt wurde, das ebenfalls sehr beliebte Nachfolgealbum "Thirteen" aber überhaupt nicht. Insgesamt fünf der gespielten Lieder stammten vom neuen Album "Nothing Lasts Forever", drei vom Vorgänger "Endless Arcade" - völlig verständlich, dass man sein neues Album auch live präsentieren möchte, allerdings wird auch der Band aufgefallen sein, wie viel größer die Publikumsbegeisterung bei den Liedern von "Bandwagonesque" war.

Die meisten Lieder wurden dieses Mal von Norman Blake gesungen, unter anderem bei "I Don't Want Control of You" trug Raymond McGinley die Hauptverantwortung für den Gesang, Blake unterstützte ihn mit einem Glockenspiel. "My Uptight Life" endete mit einer kurzen A Capella-Passage, bevor es beim Abschlusslied des Hauptteils, "The Concept", etliche Fans von den Kirchenbänken vor die Bühne zog, wo begeistert getanzt wurde.

Wir bekamen aber noch eine drei Songs umfassende Zugabe zu hören, wobei Teenage Fanclubs erste Single von 1991, "Everything Flows", das Set abschloss.

Insgesamt muss ich gestehen, dass ich den Abend etwas langweilig fand - die Lieder der beiden neuesten Alben erscheinen mit keineswegs als schlecht, ich finde sie aber auch nicht gerade mitreißend. Die eine oder andere humorvolle oder informative Ansage hätte (zumindest mir) sicherlich viel geholfen.

Setliste: