Neulich im Bürgeramt
Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich mich dem Autofahren recht konsequent verweigere - und das, obwohl ich seit 11 Jahren in einer Gegend wohne, in der ein Fahrzeug recht nützlich wäre. Nichtsdestotrotz, der Erwerb meines Führerscheins vor 30 Jahren hat mich viel Mühe, Frustration und auch Geld gekostet, weshalb ich ihn gerne behalten möchte.
Das bedeutet, dass ich wie alle Menschen meines Jahrgangs meinen rosa Papierführerschein dieses Jahr in ein modernes Kärtchen umtauschen muss. Ich hatte irgendwann in den letzten Jahren über Menschen gelesen, die dafür kompliziert Kontakt zur ausstellenden Behörde hatten aufnehmen müssen - in den Informationen auf der Website der Stadt Montabaur stand aber nichts dazu, mitzubringen war lediglich der alte Führerschein und ein Passfoto. Das klang erfreulich einfach.
Als ich meinen Termin dann wahrnahm, ging es zunächst recht flott, als alles erledigt zu sein schien, übergab mir die Dame am Schalter aber ein kleines vorgedrucktes Zettelchen und teilte mir mit, im nächsten Schritt müsste ich nun die Stadt Regensburg ("Regensburg" hatte sie vorher mit der Hand auf dem Zettelchen ergänzt) anrufen und bitten, die einst dort für mich angelegte Karteikarte abzuschreiben und die Kopie per Post an die Führerscheinstelle des Westerwaldkreises zu schicken.
Wow, der Prozess war also immer noch so kompliziert! Wieder zuhause besorgte ich mir eigenmächtig die Mailadresse der besagten Führerscheinstelle in Regensburg (ich telefoniere ohnehin ungern, und wenn man Zahlen etc. übermitteln soll, erscheint mir die Schriftform auch wirklich praktischer) und schickte mein Anliegen inklusive der Postadresse meiner lokalen Führerscheinstelle hin. Dann war ich gespannt: Nutzten meine Adressaten das verrückte neue Medium Internet, und würden sie mein Anliegen bearbeiten? Da die Unterlagen ja nicht an mich direkt gehen würden, würde ich es vermutlich nicht allzu bald erfahren.
In diesem Punkt irrte ich mich: Bereits am nächsten Morgen bekam ich eine E-Mail der Führerscheinstelle Regensburg mit der gewünschten Abschrift. Meine Mailadresse war lediglich in Kopie genommen worden, Hauptadressat war die Führerscheinstelle des Westerwaldkreises, die, wie ich nun erfuhr, ebenfalls über E-Mail verfügt.
Ich schickte dem Regensburger Bearbeiter ein kurzes Dankeschön, schließlich musste er sich diese Mailadresse ja selbst besorgt haben, und bekundete meine Freude, dass es so ja viel einfacher ginge und Regensburg offenbar digitaler sei als Montabaur. Der Sachbearbeiter antwortete mir auch noch einmal und meinte, er habe ehrlich gesagt zwei verschiedene Mailadressen gefunden und sei somit nicht sicher, ob die Sache per Mail funktionieren würde - in jedem Fall hätte aber ja nun ich die Abschrift.
So ist das also in deutschen Behörden - eigentlich genauso, wie man es sich immer vorstellt.
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