Gelesen: August 2024

by - September 21, 2024


Im August war ich einmal mehr im Wanderurlaub - dieses Mal in Wales - was lag da näher, als im Vorfeld einen "Wander-Thriller" zu lesen, beziehungsweise mir vorlesen zu lassen? Die Rede ist von Der Ausflug - nur einer kehrt zurück von Ulf Kvensler.

Wie ich hat die Protagonistin des Romans, die junge Anwältin Anna, schon den einen oder anderen Wanderurlaub hinter sich. Mit ihrem Verlobten Henrik und der gemeinsamen besten Freundin Milena fährt sie jedes Jahr ins Gebirge im Norden Schwedens, wo die drei normalerweise von Hütte zu Hütte wandern. Dieses Jahr bekommt die bewährte Konstellation kurzfristig ein weiteres Mitglied: Milena hat einen neuen Freund, Jacob, der ebenfalls gerne wandert. Bereits auf der Hinreise zum Ausgangspunkt überredet dieser die Gruppe, spontan das Ziel zu ändern: Statt der gut erschlossenen Wanderwege der ursprünglichen Tour reisen die drei nun in den Sarek. Dieser Nationalpark in Lappland gilt als "letzte Wildnis Europas", da die Natur hier noch weitestgehend unerschlossen ist: Wanderer werden per Hubschrauber ins Gebirge geflogen und sind hier dann auf sich allein gestellt, es gibt weder Hütten noch ein Mobilfunknetz. Dafür können sie fernab der Zivilisation spektakuläre Aussichten und klare Bergseen genießen.

Obwohl die Gruppe Jacobs Vorschlag einstimmig angenommen hat, ergeben sich beinahe von Anfang an Konflikte: Anna vertraut dem Freund ihrer Freundin nicht, und dieser scheint als der einzige Ortskundige immer mehr die Kontrolle über die Gruppe anzustreben. Die unterschiedlichen Fitnessniveaus der Gruppenmitglieder führen zu weiteren Streitigkeiten, hinzu kommen unausgesprochene langjährige Konflikte zwischen den alten Freunden - alles kocht in der Einsamkeit nach und nach an die Oberfläche. 

Dass die Geschichte nicht gut ausgeht, steht aus Lesersicht von Anfang an fest: Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, und gleich zu Anfang erfährt man, dass allein Anna einige Tage nach Beginn der Tour von der Bergwacht gerettet werden kann. Um so dwaringlicher möchte man dann natürlich wissen, was genau letztlich in so kurzer Zeit zur Katastrophe geführt hat.

Ulf Kvensler ist ein erfahrener Autor von Fernsehserien, und man merkt dem Roman an, dass er sich mit Spannungsaufbau und gerade auch Unterbrechungen an der richtigen Stelle (vor allem durch Zeitsprünge) gut auskennt. Die Beschreibung der Landschaft im Sarek lässt vermuten, dass hier vor Ort recherchiert wurde - sie fällt so detailliert aus, dass man das Buch zur Not vermutlich als Wanderführer nutzen könnte. Das hat mich aber keineswegs gestört, denn es gelingt gut, sowohl die landschaftliche Schönheit als auch die unmittelbnare Bedrohlichkeit der Elemente darzustellen.

Die letztliche "Auflösung" der Geschichte fand ich nur teilweise überraschend, aber auch das spricht eigentlich für den Roman: Die Charaktere sind so angelegt, dass man ihr Verhalten nachvollziehen kann. Insgesamt ist Der Ausflug ein spannender Thriller - nicht mehr und nicht weniger.


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