Der große Schokoladentest (108): Naive

by - Oktober 01, 2024


Wer gelegentlich Schokoladengeschäfte besucht, hat die Schokoladentafeln von Naive vielleicht schon einmal gesehen, es gibt sie dort relativ häufig zu kaufen, und mit den schönen Verpackungen und dem Logo, einem Einradfahrer, sind sie auch recht auffällig. Ich hatte allerdings aus irgendeinem Grund angenommen, die Schokolade sei aus den USA - in Wirklichkeit kann ich nun mit Litauen nun ein weiteres Land abhaken, aus dem ich schon  einmal Schokolade probiert habe.


Zum Produkt

Der Chocolatier Domantas Uzpalis hat offenbar eine sowohl perfektionistische als auch künstlerische Ader. Der Prefektionismus zeigt sich in der auch für einen kleinen Bean to Bar-Hersteller ungewöhnlichen Sorgfalt: Uzpalis röstet die von ihm verwendeten Kakaobohnen jeden Tag selbst, was ihn nach eigenen Angaben zu einem Mitglied einer Gruppe von weltweit nur 200 Schokoladenherstellern macht. Den Schokoladentafeln merkt man durch zahlreiche Erklärungen eine unglaubliche Sorgfalt an.



Originalität

Auf der Website des Herstellers gibt es aktuell nur acht verschiedene Sorten Schokolade, diese haben es allerdings in sich: Man kann etwa dunkle Schokolade mit Zitrone und Lakritze kaufen, oder eine dunkle Milchschokolade mit Steinpilzen. Besonders kurios finde ich auch eine Kefir-Schokolade, bei der es zum Konzept gehört, dass sie wie ein Käse reifen soll und so je nach Alter unterschiedlich schmeckt. Die Tafeln sind je nach Sorte unterschiedlich und sehr schön gestaltet. Recht überrascht war ich über den "Begleittext" (es gibt einen zu jeder Sorte) auf meiner Tafel Peanut Butter-Schokolade: 

Diese Erdnussbutter-Schokolade wird vom Teufel selbst gemacht. Die Schokolade ist mit dem Horn des Teufels vermischt und ist so verführerisch, dass das Rezept in die Liste der größten Weltsünden aufgenommen wurde. Fast vier Tage lang wird die Erdnussbutter von Jungfrauen gepeitscht und geschlagen und am fünften Tag wohnt Lucifer dem Prozess der Schokoladenherstellung bei. Die göttlichen Tränen der jungfräulichen Mädchen mischen sich mit dem Fegefeuer und aus dieser Tat der Entjungferung ist die Erdnussbutter Schokoladentafel geboren. So verflucht gut...

Etwas ernster gemeint, aber auch sehr ungewöhnlich, sind die "pairing suggestions" auf der Innenseite der Verpackung - im Falle meiner BBQ Spice Chocolate wird etwa vorgeschlagen, Grillfleisch damit einzureiben.

Die Tafeln selbst sind übrigens nicht viereckig, sondern haben eine nierenartige Form. 10/10

 

Nachhaltigkeit

Die Tafeln selbst tragen kein Biosiegel, die meisten der verwendeten Zutaten aber schon. Zum verwendeten Kakao wird auf der Website erklärt, dass sie aus dem Direkthandel mit selbst ausgewählten Kakaobauern stammt und diese 40% mehr als den Marktpreis für ihre Produkte erhalten. Man kauft außerdem nur bei Bauern mit nachhaltigen Anbaumethoden. 5/5


Zutatenqualität

Bei Naive Chocolate legt man dem Anschein nach noch größeren Wert darauf, genau dir richtigen Zutaten zu finden, als das ohnehin bei den meisten kleineren Schokoladenherstellern der Fall ist - zumindest, wenn man den detaillierten Herstellungsbeschreibungen auf den Tafeln vertrauen kann. An den Zutatenlisten ist ohnehin nichts auszusetzen. 10/10



Preis / Leistung

Die Tafeln wiegen jeweils 57 Gramm und sind in Deutschland für 7,60 Euro zu haben - das entspricht einem 100-Gramm-Preis von 13,33 Euro. Kein Schnäppchen, aber ein originelles Produkt eines Kleinunternehmens mit exzellenten Zutaten.

Geschmack

Wie erwähnt war eine meiner Testsorten die Milchschokolade "Peanut Butter" mit 47% Kakaoanteil. Laut Informationen auf der verpackung passt sie zu Bier oder Marmelade, was ich nicht ausprobiert habe. Sie ist deutlich weniger süß. als ich sie mir vorgestellt hatte, und enthält neben Zucker auf Meersalz. Sehr lecker. 13/15

Meine andere Testschokolade, BBQ Spice, ist eine dunkle Schokolade mit 65% Kakaoanteil. Auf das Einreiben von Fleisch damit habe ich natürlich verzichtet, tatsächlich finde ich den Gedanken aber nicht absurd. Die Schokolade hat eine rauchige Note wie ein Whisky oder auch Lapsang Souchong-Tee. Ebenfalls überraschend schmackhaft! 13/15


Gesamturteil

Die litauischen Schokoladen erreichen in meiner Wertung 28 von 30 Punkten. Zieht man den Geschmack hinzu, kommen beide probierten Sorten auf sehr gute 41 von maximal 45 Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!     


Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.


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