My Year In Lists (3): Miniserien


Man hat es weiterhin nicht leicht mit den sogenannten Miniserien und ihrer Definition: Letztes Jahr beklagte ich mich, dass The Bear, ursprünglich hier als Miniserie eingeordnet und gepriesen, durch eine zweite Staffel zur regulären Serie geworden war. Mit meinem Vorjahressieger dieser Kategorie Bad Sisters ist nun genau dasselbe passiert. Man kann sich diesem Muster folgend also auf eventuelle zweite Staffeln freuen von...

5. Perfekt Verpasst (Amazon Prime)



Maria (Anke Engelke) und Ralf (Bastian Pastewka) wären ein ideales Paar - wenn sie einander denn endlich kennenlernen würden. Obwohl beide in der offensichtlich überschaubaren Stadt Marburg leben und zahlreiche gemeinsame Bekannte haben, schaffen sie es immer wieder, einander gerade mal so eben nicht zu begegnen.

Das Sitcom-Muster liest sich vertraut und baut ganz auf das beachtliche komödiantische Talent von Engelke und Pastewka - was nicht immer zu 100 Prozent klappt, denn manchmal findet man sich handlungstechnisch in allzu vertrauten Comedy-Gefilden wieder (Beispiel: Besuch in einem esoterischen Wellness-Resort). Dennoch sind die beiden natürlich häufig sehr komisch, und die immer wieder kreativen Gründe, warum ein Kennenlernen auch in der aktuellen Episode nicht stattfindet, halten einen bei der Stange. 


4. Eric (Netflix)



Der Puppenspieler Vincent (Benedict Cumberbatch) sucht im New York der 1970er Jahre seinen verschwundenen Sohn - und benimmt sich dabei möglichst unsympathisch. Unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen glaubt er schließlich, der einzige Weg, seinen Sohn Edgar zurück zu bekommen, sei der Bau einer riesigen Marionette, die Edgar konzipiert hatte.

An der Serie gefiel mir insbesondere die für mich sehr überzeugende Reise in ein ein New York von vor 50 Jahren, hier schrieb ich bereits darüber.


3. True Detective: Night Country (HBO)



Was waren das noch für Zeiten! Damals, 2014, begann gerade die goldene Ära des Streaming, und ganz vorne dabei war True Detective, eine düstere und spannende Serie um ritualisierte Frauenmorde in Louisiana, hochkarätig besetzt mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson und erzählt auf mehreren Zeitebenen. Es folgten weitere Staffeln, die weniger erfolgreich waren, zuletzt 2019 - und dann, 2024, quasi ein Relaunch, der die Rahmenbedingungen der Originalgeschichte umdreht: Statt der Hitze Louisianas geht es in die arktische Kälte Alaskas - in eine Gemeinde, in der im Winter für mehrere Wochen völlige Dunkelheit herrscht.

Zu Beginn dieser Phase ereignet sich das mysteriöse Verschwinden sämtlicher Mitarbeiter einer Forschungsstation, aufklären soll es eine von Jody Foster gespielte, in Ungnade gefallene Polizeichefin mit Hilfe einer ebenfalls weiblichen Polizistin, die zu den indigenen Ureinwohnern Alaskas gehört - und die seit Jahren zu dem Verschwinden einer ebenfalls indigenen Aktivistin ermittelt.

So unwahrscheinlich das erst einmal klingt, weist dieser Serie ein paar Parallelen zu Eric auf: Erstens ist die von Jody Foster verkörperte Liz Danvers ähnlich schwer zu mögen wie Cumberbatchs besorgter Vater, zweitens verschmelzen Realität und Phantasie - und drittens ist auch hier der Schauplatz besonders interessant und spannend.


2. Mrs. Davis (Amazon Prime)



Ich bin ein großer Fan der Produktionen von Damon Lindelof, der unter anderem die kreative Verantwortung für The Leftovers und die Fernsehserie zu Watchmen trägt. Häufig geht es in den von ihm geschaffenen Formaten äußerst abgedreht zu, und Mrs. Davis bildet hier einen weiteren Höhepunkt: Es geht um die Suche nach dem heiligen Gral (und dessen Zerstörung), eine die ganze Welt kontrollierende künstliche Intelligenz, den Templerorden, persönliche Gespräche mit Jesus (der eine Falafelbar betreibt), mehrere traurige Familiengeschichten und noch sehr viel mehr.

Ich muss zugeben, dass mir Mrs. Davis auch im Direktvergleich mit den beiden anderen genannten Serien dann doch einen Tick zu verrückt war, auch wenn ein erstaunlich großer Teil der Geschichte am Ende einen Sinn ergibt. 


1. Baby Reindeer (Netflix)




Baby Reindeer / Rentierbaby ist 2024 mit dem Emmy als beste Miniserie sowie fünf weiteren Emmys ausgezeichnet worden. Angesichts diese gigantischen Erfolgs habe ich das Gefühl, nicht allzu viel zu der Serie sagen zu müssen, vermutlich kennen sie ja alle bereits!

Falls nicht: Es geht um Stalking aus der Perspektive des Opfers, den Versuch des Protagonisten, in der Comedy-Szene Fuß zu fassen, Machtgefälle, sexuellen Missbrauch, Drogen, einen emotionalen Zusammenbruch auf der Bühne und den Versuch, mit alldem weiter zu leben. Schön anzusehen ist das alles nicht, beeindruckt aber sehr in der Schonungslosigkeit des Blicks des Protagonisten auf sich selbst.


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