Neulich in Island, Tag 8: Whalewatching in Húsavík


Eine Walbeobachtungsfahrt gehört bei einer Islandreise eigentlich zum Standardprogramm, nur muss man sich entscheiden, wo diese stattfinden soll. Es gibt Schiffe, die direkt von Reykjavik aus starten, und auch von der Snæfellsnes-Halbinsel aus gibt es Whalewatching-Touren. Am beliebtesten ist es aber wohl, sein Glück im Norden zu versuchen. Im Vorfeld der Reise hatten mein Freund und ich uns letztlich entschieden, eine Tour zu buchen, die im Walbeobachtungs-Mekka Húsavík startete - dabei hätte es auch direkt in Akureyri Angebote gegeben. Die Chancen, tatsächlich einen Wal zu Gesicht zu bekommen, schienen aber von Húsavík aus die besten zu sein - weshalb wir schon Monate vor unserer Reise eine Tour ausgesucht und gebucht hatten.



Allerdings hatte es am Vortag noch ein wenig Verwirrung gegeben: Der Veranstalter rief mich an und teilte mit, dass das von uns gebuchte Schiff aktuell in Wartung sei. Man sei nicht zu 100 Prozent sicher, ob es rechtzeitig einsatzbereit sein würde, weshalb man uns gerne auf den Nachmittag umbuchen würde. Wir sagten zu, allerdings kam wenig später ein weiterer Anruf: Die Nachmittagstour sei ausgebucht, wir könnten nur noch abends mitfahren. Als ich sagte, dass das für uns nicht möglich sei (unmöglich wäre es wohl nicht gewesen, allerdings recht unbequem), buchte man uns zurück auf den Morgen und versicherte, das mit dem Schiff in der Wartung würde schon funktionieren.



So mussten wir an diesem Morgen bereits um 5:15 Uhr aufstehen und fuhren ein weiteres Mal am Eyjafjörður entlang. Wir erreichten Húsavík pünktlich, wo direkt im Hafen und unmittelbar nebeneinander die beiden lokalen Whalewatching-Anbieter ihre Buchungsbüros betreiben. Man versicherte uns, dass "unsere" Tour in jedem Fall stattfinden würde, man sei nur immer noch nicht sicher, ob das gebuchte Elektroschiff  - wir hatten uns nämlich für die "silent tour" ohne störenden Dieselmotor entschieden - fertig sein würde, es gäbe aber Ersatz. 



Letztlich fand die Tour aber genauso statt wie gebucht. Wie alle anderen Teilnehmenden wurden wir zunächst mit warmen Overalls ausgestattet, dann ging es zum Schiff. Im Vorfeld der Reise hatten wir viel über Reiseübelkeit beim Whalewatching gehört, bereits die Dame im Buchungsbüro hatte mir aber versichert, das Meer sei ungewöhnlich glatt, es werde sicher keinen starken Seegang geben. Tatsächlich fühlte sich die Fahrt dann auch fast an, als wären wir auf einem See unterwegs.



Ein Führer mit meeresbiologischer Ausbildung war auf dem Schiff mit dabei und erklärte uns per Lautsprecher viel zur Umgebung und natürlich vor allem zu Walen. Zunächst sahen wir aus der Ferne Mink- oder Zwergwale, dann relativ schnell einen Buckelwal. Mit unserem Schiff waren diverse andere Beobachtungstouren unterwegs, die sich stets in Bewegung setzten, wenn irgendwo in der Ferne verdächtige Bewegungen zu sehen waren - wobei man zu den Walen jeweils respektvoll Abstand hielt. Wenn wir darauf warteten, ob sich in einer bestimmten Richtung etwas im Wasser tat, herrschte auf dem gesamten (und voll besetzten) Schiff angespanntes Schweigen.

Wir konnten letztlich mehrere Buckelwale sehen, wobei uns der Führer durchaus verständlich erklärte, dass diese normalerweise nicht einfach aus dem Meer springen, weil das für sie anstrengend ist und keinen Nutzen hat. Man werde also hauptsächlich Walrücken sehen, und außerdem beim Abtauchen die Schwanzflosse. Zu diesen erfuhren wir, dass sie bei allen Walen anders aussehen und so individuell wie Fingerabdrücke sind - im Rahmen unserer Tour gab es vier verschiedene zu sehen.



Zu unserer großen Überraschung und Freude passierte dann aber genau das, von dem der Führer gesagt hatte, dass wir es nicht erwarten sollen: Direkt neben unserem Schiff sprang ein Buckelwal aus dem Wasser und platschte wieder hinein. Auch der Führer war glaubwürdig aufgeregt und behauptete, er werde niemanden vom Schiff lassen, bevor sich jemand meldete, der den Sprung auf Video habe. Glücklicherweise fand sich jemand.



Auch Delphine konnten wir aus der Ferne beobachten, hier war keine Annäherung mit dem Schiff möglich, da diese mit höherer Geschwindigkeit unterwegs waren als wir. Außerdem waren auch hier auf dem Meer Papageientaucher unterwegs.

Auf der Fahrt zurück in die Bucht erhuelten wir Kakao und Zimtschnecken, begleitend zeigte der Führer Bilder der Wale, die wir gesehen hatten, und versorgte uns mit Informationen zum Walfang und dem heutigen Schutz der Wale. Tatsächlich war es die Entdeckung der Walgesänge in den 1970er Jahren, die zu einem größeren Interesse an Walen als Individuen führte - was wiederum dazu führte, dass in Island heutzutage glücklicherweise Whalewatching profitabler ist als die Tiere zu jagen.



Nach etwa drei Stunden wurden wir wieder an Land gebracht. Húsavík ist durch den Spielfilm Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga, in dem ein Pärchen aus der Stadt antritt, um den ESC zu gewinnen, ein wenig berühmt geworden. Viel zu tun gab es hier trotzdem nicht mehr für uns. Wir besichtigten die Kirche und sahen uns noch den pittoresken Leuchtturm an und entdeckten direkt daneben ein toll aussehenden Schwimmbad, in dem man vom Pool aus in die Bucht schauen konnte. Leider hatten wir aber keine Badesachen dabei.



So fuhren wir stattdessen nach Grenjaðarstaður, wo überbewachsene Torfhäuser einen Einblick geben, wie das Leben früher in Island war. Auf der Rückfahrt nach Akureyri kamen wir noch am Godafoss vorbei, der ähnlich breit wie der Gulfoss ist, allerdings sieht sein Wasser deutlich brauner aus.



Anschließend kehrten wir für eine zweite Nacht in die tolle Ferienwohnung zurück und genossen noch ein wenig die Aussicht. Unter anderem konnten wir draußen eine Wachtelfamilie beobachten. Das Wetter war nicht mehr ganz so warm wie am Vortag, aber immer noch sehr mild. 

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