Bereits am Morgen des Vortags war es sehr nebelig gewesen, wir waren uns unsicher gewesen, ob das mit der sehr frühen Aufbruchzeit oder vielleicht auch der Nähe zum Fjord zu tun hatte. An diesem Tag war es trotz späterem Aufstehen noch nebeliger. Wir verließen etwas wehmütig das tolle Tiny House und verzichteten darauf, uns die Stadt Akureyri noch sorgfältiger anzusehen. Stattdessen fuhren wir nun weiter Richtung Westen, teils wegen der schlechten Sichtverhältnisse sehr langsam und mit Warnblinklicht. Irgendwann lichtete sich der Nebel.
Unterwegs wollten wir einen weiteren Wasserfall besichtigen, den Reykjafoss. Mittlerweile hatten wir uns schon gut an das Parken an isländischen Sehenswürdigkeiten gewöhnt, das meist per App oder QR-Code bezahlt werden musste. Am Reykjafoss, dessen Parkplatz Privateigentum ist, herrschten dagegen traditionellere Verhältnisse: Auf dem Parkplatz fanden wir ein Auto vor, auf dessen Windschutzscheibe ein Pappschild den Hinweis "Pay here!" gab.
Zum eigentlichen Wasserfall wanderten wir nur etwa zehn Minuten, er erwies sich als sehr breit und war auch bei grauem Himmel durchaus einen Besuch (und ein Drohnenvideo) wert. Man konnte an den Seiten des Wasserfalls herabsteigen, aber auch hinauf wandern. Hier oben wurden wir überrascht, denn wir fanden eine Bademöglichkeit in einer heißen Quelle vor, die auch von anderen Touristen genutzt wurde.
Sich in aller Öffentlichkeit in eine Art beheizte Pfütze zu setzen, erfordert natürlich erst einmal Überwindung (zumindest bei mir), steht aber ganz klar auf der Liste von Dingen, die man in Island erlebt haben sollte.
Schnell liefen wir also zum Auto zurück und zogen unsere Badesachen an (was im Auto gar nicht so einfach war). Zurück am Wasserfall landeten wir in einer kleinen Rush Hour und mussten erst etwas warten, bis in dem natürlichen Whirlpool ausreichend Platz für uns vorhanden war. Als wir an der Reihe waren, fühlten wir uns sehr isländisch - auch, wenn die meisten Mitbadenden ebenfalls Deutsche waren.
Nach dem überraschenden Bad fuhren wir weiter zur Víðimýrarkirkja, einer Torfkirche aus dem 19. Jahrhundert, die noch in Benutzung ist. Nach kurzem Aufenthalt führte uns eine weitere, längere Fahrt zum Hvítserkur, einem eindrucksvollen, im Meer stehenden Felsen - so wirkt er zumindest auf Bildern.
Es mag am Wetter gelegen haben, da mittlerweile kalt, windig und etwas feucht geworden war, aber so beeindruckend fanden wir den gar nicht einmal so großen Felsen gar nicht. Dennoch widmeten wir ihm viel Zeit, denn nachdem wir zunächst einen kurzen Fußweg vom Parkplatz gegangen waren, dessen Ziel ein Aussichtspunkt von oben auf Strand und Felden war, gingen wir anschließend über einen Umweg zum Strand selbst und konnten den Felsen im Anschluss auch aus dieser Perspektive betrachten.
Schließlich machten wir uns auf die Weiterfahrt zu unserem Übernachtungsort Hvammstangi. Dort hatten wir eine vergleichsweise riesige Wohnung angemietet, nach diversen Nächten in Hotelzimmern und Tiny Houses mussten wir uns regelrecht daran gewöhnen, dass es hier mehrere Räume gab. Wir nutzen ausgiebig Waschmaschine und Trockner, wegen denen wir uns für diese spezielle Unterkunft entschieden hatten. Im örtlichen Supermarkt kauften wir Tiefkühlpizzen und schauten erstmals in diesem Urlaub einen Netflix-Film. Das beste an der Wohnung war aber eine sehr freundliche rote Katze aus der Nachbarschaft, die uns besuchte und offensichtlich auch gerne mit eingezogen wäre.
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