Gesehen: September 2025


Ich habe das Gefühl, dass jede Woche 20 neue Reality-Formate starten, aktuell kann man beispielsweise via Amazon Prime neu The Summit ansehen, während Joyn The Power präsentiert - letzteres ist ein strategisches Format, das sich ein wenig am Hit der letzten Jahre orientiert, Die Verräter auf RTL.

Damit wären wir auch schon beim Thema, denn im September hat auch die ARD für mich völlig überraschend eine ähnliche Reihe gestartet, nämlich Werwölfe – Das Spiel von List und Täuschung, die erste Reality-Show im öffentliche-rechtlichen Fernsehen überhaupt. Die Folgen der ersten Staffel erscheinen seit dem 25. September 2025 wöchentlich in der ARD Mediathek.

Werwölfe basiert auf einem Gesellschaftsspiel, das den Spielern verdeckt unterschiedliche Rollen zuteilt: Die Werwölfe müssen unerkannt bleiben und versuchen, die regulären Spieler nach und nach auszulöschen, während diese natürlich gleichzeitig gemeinsam versuchen müssen, die Werwölfe zu enttarnen.

Letztlich geht es in der Fernsehvariante um dasselbe, allerdings lernen die Zuschauer zunächst die dreizehn Spieler kennen, die zum Großteil im echten Leben Tätigkeiten ausüben, die es ihnen ermöglichen sollten, andere Menschen besonders gut zu lesen - etwa als Schauspieler, professionelle Pokerspielerin oder Psychologe.

Das im Brettspiel fiktive Dorf wird in der TV-Version zur Realität: Dreizehn winzige Hütten sammeln sich um einen kleinen Dorfplatz, auf dem die Versammlungen der Spieler stattfinden. In jeder Spielrunde stimmen alle Teilnehmenden nach kurzer Diskussion ab, welcher Mitspieler ausscheiden soll - natürlich mit dem Ziel, einen Werwolf zu eliminieren. Direkt im Anschluss erfahren sie, ob sie richtig lagen. Hinterher treffen sich nachts an selber Stelle - und unbeobachtet - die Werwölfe, während die anderen in ihren Hütten schlafen, und weihen ihrerseits einen Dorfbewohner dem Tode, der dann ebenfalls ausscheidet. Außerdem finden tagsüber sogenannte Quests statt, bei denen die Dorfbewohner in unterschiedlichen Herausforderungen Vorteile erspielen können - während die Werwölfe verdeckt versuchen können, das zu sabotieren.

Die Macher der Sendung führen, wie im Reality TV-typisch, immer wieder Interviews mit einzelnen Teilnehmenden, in denen diese ihre Gedanken und Strategien mitteilen, ohne, dass die Mitspieler davon wüssten. Eine der Mitspielerinnen offenbart sich hierbei schon früh gegenüber der Kameras als Werwölfin, die Identität der beiden anderen wird den Zuschauern nicht mitgeteilt - zumindest nicht bis Folge 5, weiter bin ich nämlich noch nicht gekommen. So wissen die Zuschauer einerseits mehr als die Mitspieler, andererseits gibt es noch genug Anlass, mitzuraten.

Werwölfe unterscheidet sich insofern von anderen Reality-Formaten, als es in allen Monologen und Dialogen fast ausschließlich um die Spielinhalte geht - die Spielenden erwähnen zwar ihre Berufe, geben vor den Kameras aber keine weiteren Details zu ihrem Privatleben preis. Bündnisse und Animositäten untereinander basieren dann auch allein auf der Vermutung, wer ein Werwolf beziehungsweise ein Vertrauter sein könnte. Als einziger Genreaspekt bleiben die bereits erwähnten Einzelinterviews - folglich würde ich hier auch in Summe eher von einer Gameshow sprechen als von einem echten Reality-Format.

Ich finde, dass die Sendung sowohl ästhetisch als auch dramaturgisch sehr gut gelungen ist. Für meinen Geschmack gibt es zu viele Rückblenden, die Zuschauer daran erinnern sollen, was wann wie gesagt wurde - diese sind in meinen Augen nicht komplett überflüssig, aber manche Szenen habe ich nach weniger als der Hälfte der Staffel nun schon wirklich oft genug gesehen. Aber das ist auch schon mein einziger Kritikpunkt.

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