Gesehen: Februar 2023
Es ist so weit, mein Haushalt hat anscheinend aktuell alles bei Netflix gesehen, was auch unser Interesse stößt... auch längeres Scrollen führt nicht dazu, dass interessante, bislang unbekannte Serien und Filme gefunden werden. Da passte es doch zeitlich gut, dass das ZDF im Februar die ersten drei Folgen der Fernsehproduktion Der Schwarm via Mediathek veröffentlichte, letzte Woche folgten zwei weitere.
Der Roman von Frank Schätzing, auf dem die Serie basiert, erschien 2004, ist also knappe 20 Jahre alt. Damals war das Buch ein riesiger Bestseller, und ich hatte den Eindruck, dass es alle außer mir gelesen hatten. Ich selbst habe mir erst vor wenigen Jahren eine Hörspielversion angehört, zudem kann ich mich nicht allzu gut daran erinnern. Ich kenne aber noch die Prämisse des Romans: Die Bewohner der Meere versuchen in Einigkeit, sich der zerstörerischen Menschheit zu entledigen. Diese Botschaft ist jetzt noch aktueller als 2004, also erschien mir eine Verfilmung erst einmal als gute Idee.
Frank Schätzing war zunächst an der Verfilmung als Serie, für die sich das ZDF mit France Télévisions, Rai, ORF und SRF, der Nordic Entertainment Group und Hulu (Japan) zusammengetan hat, beteiligt, zog sich aber nach kreativen Differenzen zurück und ist konsequenterweise mit dem fertigen Produkt auch nicht einverstanden: Ihm ist alles zu rühr- und redselig, die Katastrophe sei nicht genug spürbar.
Dennoch sahen wir uns die drei Folgen (mittlerweile gibt es schon sechs) dieser teuersten deutschen Fernsehproduktion aller Zeiten natürlich an. Schätzings Kritik teile ich dabei nicht - ich finde, es ist ein Grundproblem von Katastrophengeschichten mit einer großen Zahl von Figuren, dass diese recht blass bleiben, insofern begrüße ich es eigentlich, wenn man diesen im Rahmen der Möglichkeiten etwas mehr Farbe verleiht (die Frage, inwieweit das durch die ergriffenen Maßnahmen gelingt, ist dabei eine andere). Wie man in der Serie - Zitat des ZDF-Intendanten - "ein herausragendes Beispiel für innovatives fiktionales Fernsehen Made in Europe" sehen kann, erschließt sich mir allerdings auch nicht.
Insgesamt handelt es sich eher um eine komplett traditionell gestaltete Serie, die man ähnlich auch vor 20 Jahren hätte produzieren können. Die vielen Schauplätze und Figuren lassen keine rechten erzählerischen Fluss aufkommen, dabei hatte man extra Frank Doelger aus dem Produktionsteam von Game of Thrones als Showrunner verpflichtet - einer Serie, in der es auch nicht an Handlungsorten und Charakteren mangelt, ohne dass das die Spannung beeinträchtigen würde.
Gleichzeitig macht die Verfilmung erstaunlich wenig aus den eigentlich zentralen Katastrophenszenarien: Zwar gibt es öfter beeindruckende Bilder, die etwa zeigen, wie Krabben massenweise einen Strand in Südafrika überlaufen, oder auch einen Tsunami. Es fehlt aber weitestgehend die für solche Filme eigentlich typische Berichterstattung zu den Ereignissen: So erfährt man später quasi nebenbei, dass die Krabben hauptsächlich deshalb eine Gefahr sind, weil sie giftig sind, und es bleibt unklar, welche Küstenregionen von dem Tsunami betroffen waren und wie viele Tote es gab. Abgesehen von einem Treffen aller Beteiligten in Genf wird auch nicht deutlich, inwieweit die Weltbevölkerung insgesamt diese Ereignisse überhaupt wahrnimmt.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob man Der Schwarm auch gut verfilmen kann. Den Machern dieser Serie ist es zumindest nicht sonderlich erfolgreich gelungen.
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