Gelesen: Juli 2024
Es kommt nicht selten vor, dass ich Bücher erst lange nach ihrer Anschaffung lese - selbst, wenn ich sie mir selbst gekauft oder gewünscht habe. Jonathan Strange & Mr. Norrell von Susanna Clark habe ich vor mindestens 10 Jahren geschenkt bekommen. Die drei kleinen Bände im Pappschuber sind schon ganz ausgebleicht.
Ich schätze, ein Grund, warum ich nicht früher mit dem Lesen begonnen habe, liegt darin, dass es sich eben um drei Bücher handelt - die Entscheidung, mit dem Lesen zu beginnen, nagelt einen also für etwas längere Zeit fest. Ich erinnere mich auch dunkel, einmal zumindest mit dem Lesen angefangen und dann schnell wieder aufgehört zu haben - der Anfang konnte mich nicht in seinen Bann ziehen.
Vor einigen Jahren las ich aber Clarks Folgeroman Piranesi und war begeistert davon - was wiederum mein Interesse an dem Erstlingswerk weckte - und kaum drei Jahre später ist es nun so weit!
Jonathan Strange & Mr. Norrell spielt im 19. Jahrhundert und in einer alternativen Version von England: einer, in der es einst Magie und Magier gab, nun aber bereits seit mehreren hundert Jahren nicht mehr. Die Erforschung der magischen Geschichte des Landes hat sich zu einem Hobby für unterbeschäftigte Männer entwickelt, bis eines Tages Gilbert Norrell an die Öffentlichkeit tritt: Er hat über Jahrzehnte Bücher zum Thema Magie aufgekauft und gelesen, und es ist ihm gelungen, sich selbst zum praktischen Magier auszubilden.
Das Problem an der Sache ist zunächst, dass Norrell zwar ein begabter Forscher ist, gleichzeitig aber auch ein zurückgezogener, eher unsympathischer und pedantischer Mensch - was es ihm erschwert, Kontakte in die Londoner Gesellschaft aufzubauen und Personen zu finden, die er seiner magischen Hilfe für würdig erachtet.
Der erste Band der Geschichte dreht sich hauptsächlich um Norrell und dessen letztlich erfolgreichen Versuch, sich als seriösen Magier zu etablieren. Zum Ende hin lernen die Leser auch die zweite Hauptfigur kennen - Jonathan Strange, einen jungen wohlhabenden Mann ohne große Lebensziele, der ganz unverhofft auf das Thema Magie aufmerksam wird und sich auch ohne Vorkenntnisse als erstaunlich begabt erweist.
Was die Geschichte interessant macht, ist nicht zuletzt der Humor, der die beiden ausgesprochen unperfekten Protagonisten sehr häufig, aber meist subtil auf die Schippe nimmt. Die Erzählperspektive der Bücher ist dabei allwissend und greift in Fußnoten ausführlich auf fiktive wissenschaftliche Werke zur Geschichte der Magie (teils geschrieben von den Romanfiguren) zurück.
Mittlerweile habe ich mich in die Mitte von Band 2 vorgearbeitet und freue mich, dass ich die Lektüre der Buchreihe nicht noch länger aufgeschoben habe.
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