TVLab 2012 (3): Der Protagonist

by - August 28, 2012


Bei allen Formaten, die bisher im Rahmen des ZDFneo TVLabs gezeigt wurden, hatte ich den Eindruck, dass sie sich vor allem an junge Zuschauer richten. Bei Der Protagonist lässt sich das nicht behaupten - vielleicht dadurch, dass der Moderator Jörg Thadeusz zumindest schon über 40 und sein Interviewpartner der Premierensendung, Hans-Jürgen Kuhl, sogar schon über 70 ist, scheint die Zielgruppe hier ziemlich offen zu sein.
Ein prominenter Journalist und ein Protagonist mit einer besonders bewegenden Lebensgeschichte treffen aufeinander und führen ein Interview mit direktem Blick in die Kamera. Durch die direkte Ansprache ist man hautnah am Protagonisten und seiner Geschichte. In der Pilotfolge interviewt Journalist und Fernsehmoderator Jörg Thadeusz den Künstler und Geldfälscher Hans-Jürgen Kuhl.


An und für sich ist Der Protagonist eine ziemlich normale Interviewsendung mit einem intelligenten Moderator und, zumindest in der Debütsendung, einem Gast, der viel zu erzählen hat. Die als innovativ beworbene Gesprächssituation macht in meinen Augen keinen gigantischen Unterschied. Sicher ist es für die Gesprächsteilnehmer ungewöhnlich, nicht einander, sondern eine Kamera anzusehen, für den Zuschauer bedeutet das aber letztlich "nur", dass der Interviewte ihn direkt anzusehen scheint, statt, wie üblich, mit dem Moderator irgendwo zu sitzen oder zu stehen, so dass sich der Zuschauer eher als unbeteiligter Beobachter fühlt.

Aus meiner Sicht macht das für das Interview an sich keinen Unterschied, zumindest keinen positiven. Ohne selbst je interviewt worden zu sein, könnte ich mit aber vorstellen, dass mir ein direkt im Raum anwesender, sympathischer Moderator, der mich die Fernsehsituation für einen Moment vergessen lässt, interessantere Geschichten entlocken könnte als jemand, der mir nur auf einem kleinen Monitor erscheint.


Die Lebensgeschichte von Hans-Jürgen Kuhl, der als Künstler und Modedesigner durchaus erfolgreich war, sich aber letztlich dafür entschied, Geldfälscher zu werden und deshalb erwischt wurde, weil er seine nicht ganz perfekten Blüten, gemeinsam mit der Privatpost geschreddert, brav ins Altpapier entsorgte, füllt leicht die halbe Stunde Sendezeit. Wohl um die ewig gleiche Kameraperspektive für die Zuschauer aufzulockern, gab es auch einige "Spielszenen", die manche der erzählten Erlebnisse visualisieren sollten.


Ob die Pop-Art-mäßige Verfremdung hier gewählt wurde, weil dies Kuhls künstlerische Heimat ist oder ob es sich um ein Dauerfeature handelt, muss sich wohl erst zeigen. Ich fand die Spielszenen ohnehin eher überflüssig, genau wie das Kameragetue. Von mir aus kann sich Herr Tahdeusz gerne mit seinen Gesprächspartnern in ein normales Studio setzen, und wenn sie etwas Interessantes zu berichten haben, schalte ich dann auch ein.

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