Gesehen: August 2023
Im August sah ich die zweite Staffel der sehr gelobten Serie The Bear (Disney+) und habe eine gänzlich unkontroverse Meinung dazu: Genauso toll wie die erste.
Dabei hätte einiges schief gehen können: Die erste Staffel der Serie um ein Imbissrestaurant in Chicago, das ein Gourmetkoch übernimmt, nachdem der ursprüngliche Eigentümer, sein Bruder, Selbstmord begangen hat, war nämlich im Grunde zu Ende erzählt: Die Zuschauer erlebten acht Folgen lang, wie die Hauptfigur Carmen (anscheinend auch ein Männername) mehr schlecht als recht den Tod des Bruders verarbeitete und sich nach reichlich Gegenwehr des Personals auch als Küchenchef durchsetzen konnte, während die anderen Figuren, vor allem die neu angestellte Sydney, auch ihre Päckchen zu tragen haben.
Gerade die allererste Folge der Serie löste bei mir wegen der abgebildeten, extremen Restaurant-Hektik bei mir geradezu ein posttraumatisches Stresssyndrom aus - und den Wunsch, niemals in einem Restaurant arbeiten zu müssen. Die anderen brachten einem die Figuren näher und schafften den Trick, den ich sonst nur von Mad Men kenne, dass man auch mit den Problemen der weniger sympathischen Charaktere mitfühlt, ohne sie deshalb gleich zu mögen.
Wie gesagt, die Geschichte schien eigentlich fertig erzählt zu sein, zudem wechselt Staffel 2 dann auch noch das Thema: Carmen und Sydney haben beschlossen, das Restaurant umzubauen und zu einem Gourmettempel zu machen. Nachdem sie das vorhandene Personal behalten wollen, werden dessen Mitglieder in unterschiedliche Richtungen zur Weiterbildung geschickt, während Carmens Schwester Natalie die Umbauten überwacht, Carmen und Sydney sich eine Speisekarte überlegen und weitere Angestellte suchen - und alles unter Zeitdruck, weil die Wiedereröffnung aus finanziellen Gründen unbedingt nach drei Monaten erfolgen muss.
Restaurant-Hektik gibt es also in Staffel 2 beinahe nicht zu sehen, dafür viele verschiedene Schauplätze, was ja oft spannungstechnisch nichts Gutes verheißt (ich sage nur Der Schwarm). Dennoch schafft es die Serie, alle Handlungsstränge so interessant zu erzählen, dass ich mich nur selten fragte, was wohl eigentlich gerade bei den anderen los ist. Und dank einer Rückblickfolge, die sich komplett auf einen destaströsen Weihnachtsabend in Carmens und Natalies Familie (unter Anwesenheit vieler Restaurantangestellter, des verstorbenen Bruders Michael und zahlreicher Verwandte verkörpernder Gaststars) konzentriert, kommt der atemlose Stress auf Zuschauerseite dann auch nicht zu kurz.
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