Gelesen: November 2023
Ich habe mir dieses Jahr (anders als in vorherigen) keine bestimmte Anzahl Bücher als Leseziel gesetzt - teils, weil mich diese Ziele ein wenig davon abhielten, richtig dicke Schwarten in Angriff zu nehmen: Ein dickes Buch zählt ja nicht mehr als ein dünnes. Blitz, der dritte Band der mit The Rook begonnenen Buchserie von Daniel O'Malley, umfasst dann auch schlappe 672 Seiten.
Dadurch, dass die bisherigen Bände in ziemlich großen Abständen erschienen sind (The Rook 2012, Stiletto 2016, Blitz 2022), haben mich der zweite und dritte Teil mit ihrer Existenz (also als ich sie dann entdeckte) jeweils angenehm überrascht. Allerdings führt die viele vergangene Zeit auch dazu, dass ich mich von Teil zu Teil nur vage an die genauen Details der Geheimorganisation The Checquy erinnern kann. Das ist einerseits schade, weil O'Malleys Einfälle um ein geheimes britisches Ministerium zur Verwaltung der mit unerklärlichen Spezialfähigkeiten ausgestatteten Bürger spannend und originell sind. Allerdings hatten alle bisherigen Teile verschiedene Protagonisten, so dass man bei vielen Themen aus deren Perspektive ohnehin wieder bei (nahezu) Null anfängt.
Blitz erzählt zwei Parallelgeschichten - die eine handelt von der neu rekrutierten "Pawn" Lyn, die ihr bisheriges Leben als Bibliothekarin verbracht hat und eines Tages beginnt, unkontrolliert Alltagsgegenstände elektrisch aufzuladen. Sie wird unverzüglich von der Checquy aufgenommen, erhält ein Basistraining und beginnt eine neue Tätigkeit in der dortigen Rechercheabteilung - wo sie mit den Verbrechen einer unbekannten, mordenden Person konfrontiert wird, die anscheinend dieselben Fähigkeiten hat wie sie.
In Rückblenden ins Jahr 1940 wird außerdem von drei weiteren Frauen im Dienst der Checquy erzählt - Pamela, Usha und Bridget - die während des Bombenkriegs über London daran beteiligt sind, dass ein Flugzeug abstürzt, dessen Pilot ebenfalls elektrische Schocks abgeben kann - und der prompt den Absturz überlebt und in der Stadt untertaucht.
Beide Handlungen sind für sich genommen spannend, allerdings besteht eigentlich keine große Notwendigkeit, sie gemeinsam zu erzählen - letztlich erschließt sich der Zusammenhang der Geschichten nur für die Lesenden (immerhin). Hinzu kommt, das O'Malley sich keine Gelegenheit für eine eingeschobene Anekdote entgehen lässt. Nicht selten dachte ich mir, wenn die Handlung ein weiteres Mal für eine Unter-Erzählung unterbrochen wurde, "Ja, schön, aber ich wüsste jetzt gerne, wie es weiter geht!"
Dabei muss ich allerdings zugeben, dass die Einschübe für sich genommen keineswegs langweilig sind - der Autor hat offenbar beneidenswerterweise einfach zu viele Ideen. Vielleicht sollte er einmal einen Kurzgeschichtenband in Betracht ziehen. Ich zumindest würde diesen sicher auch gerne lesen, und auch Blitz hat mir, trotz kleinerer Meckereien, viel Spaß gemacht.
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