Letzten Donnerstag versuchte ich, mich selbst ein wenig in Weihnachtsstimmung zu bringen, indem ich mir zum ersten Mal den angeblichen Weihnachtsklassiker "The Holiday" ("Liebe braucht keine Ferien") ansah. Während das eher schlecht funktionierte, verbrachte mein Freund den Abend in Köln und besuchte ein Konzert von Porridge Radio. Hinterher hat er Bericht erstattet.
Warum wolltest du so gerne zu dem Konzert?
Vor zwei Jahren stellten Porridge Radio mit „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“ meine liebste Platte des Jahres, daher dachte ich, dass dieser Auftritt das Konzertjahr 2024, das unter anderem Slowdive, The Jesus And Mary Chain, The Cardigans, Belle & Sebastian, My Life Story, Nick Cave And The Bad Seeds, Einstürzende Neubauten, The National und mit O.M.D. und Duran Duran zwei 80er Jahre Helden zu bieten hatte, gut abschließen würde. Außerdem waren wir zusammen auf allen 2024er Konzerten, daher musste auf den letzten Drücker noch eins ohne dich her, damit ich in schöner Tradition wieder diesen Fragebogen abarbeiten durfte.
Gab es seit dem letzten Konzert Veröffentlichungen?
Ja, Porridge Radio haben mit „Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me“ dieses Jahr ein neues Album veröffentlicht, das etwas folkiger und ruhiger ausgefallen ist als die beiden Vorgänger. Der Großteil der Setliste, immerhin 9 Songs, bestand aus Liedern vom neuen Album, diese wurden aber live wesentlich rockiger und dynamischer dargeboten, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Konzert wurde ja vom Artheater ins Gebäude 9 verlegt, wegen großer Nachfrage - war es dann richtig voll?
Ich hatte nicht erwartet, dass es nach der recht kurzfristigen Verlegung in eine deutlich größere Location so voll werden würde. Vorne stand man schon ziemlich dicht an dicht, was sich wohl erst im letzten Drittel der Halle änderte.
Gab es eine Vorband?
Ja, eine vielköpfige Londoner Band namens Tapir!, von der aber nur der Sänger Ike Gray anwesend war. Er saß auf einem Stuhl, sang und spielte mit der akustischen Gitarre ruhige Folksongs, die sich manchmal der Grenze zum Country gefährlich näherten. Der Auftritt dauerte keine 30 Minuten, hatte aber seinen eindeutigen Höhepunkt zum Schluss, als Dana Margolin, noch eingepackt in einen dicken Pullover, zu einem Duett auf die Bühne kam.
Hatte die Band wieder die seltsamen Stoffgebilde dabei? Oder andere Veränderungen?
Nein, die Bühne war diesmal nicht dekoriert, das ganze Konzert über lief aber in einer Dauerschleife eine unauffällige Projektion, die den Bandnamen und einige skizzenhafte Animationen zeigte.
Dana Margolin trägt die Haare jetzt deutlich länger (und ein Franz Ferdinand T-Shirt zum Auftritt) und ich würde behaupten, dass die drei restlichen Bandmitglieder vor zwei Jahren in Köln nicht mit auf der Bühne standen.
Und funktionierte das Keyboard reibungslos?
Irgendwie scheint immer etwas mit dem Keyboard zu sein: Bei unserem bisher einzigen Konzert von Porridge Radio ging das Keyboard zu Beginn des Konzertes kaputt, diesmal trat das Problem schon im Verlauf der Tournee auf, denn der Mann der Keyboarderin erkrankte wohl, so dass diese nach Haus reisen musste. Es gab dann einige Auftritte ohne Keyboard, bis ein Ersatz gefunden wurde.
Wurde auch gesprochen - und was?
Wenig, sehr wenig. Wir erfuhren, dass der Kölner Auftritt das letzte Konzert der Tournee sei, auch wenn die Band nicht mehr so recht wusste, wie lang sie jetzt schon unterwegs war. Es wurde sich bei der Vorband bedankt, die Musiker vorgestellt und das war es eigentlich auch schon. Die fehlende Kommunikation muss Dana Margolin auch bewusst gewesen sein, denn als die Band nach dem Hauptteil noch einmal zurück auf die Bühne kamen, und sie erneut lediglich „Thank you“ sagte, ergänzte sie, dass wir wohl etwas mehr Ansagen erwartet hätten. Die Musik sollte wohl für sich selbst sprechen.
Enthielt die Setliste Überraschungen?
Eher wenige, was auch auf die Anzahl der gespielten Lieder zutrifft. In der Regel wurden von Porridge Radio auf dieser Tournee 14 bis 16 Songs dargeboten, hauptsächlich vom neuen Album, zum Tourabschluss gab es in Köln 15 Lieder. Vom eingangs erwähnten „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“ wurden mit „Jealousy“, „Back To The Radio“ und „The Rip“ drei Lieder dargeboten. Mit „7 Seconds“ wird auch ein Stück regelmäßig gespielt, das auf keinem Album zu finden ist und nur als Single veröffentlicht wurde.
Gab es auch Zugaben?
Ja, und diese begann mit der größten Überraschung, denn der Song „Machine Starts To Sing“ war mir bis dahin nicht bekannt und hätte eigentlich schon vorher bei den Überraschungen erwähnt werden müssen. Dana Margolin ging bei diesem Lied Gitarre spielend ins Publikum. Mit „Sweet“ (und vor dem letzten Song „The Rip“) wurde auch das einzige Lied aus dem Debütalbum „Every Bad“ dargeboten. Dieses hätte gern noch mehr Berücksichtigung finden können. Das ist aber, abgesehen von der fehlenden Kommunikation, der einzige Makel an einem gelungenen Konzertabend.
Wie war die Stimmung?
Gut, aber nicht enthusiastisch. Es gab auch kein Handylampenmeer, Arme schwenken oder sonstige Publikumsanimationen, aber dafür eignet sich die Musik von Porridge Radio auch nicht wirklich. Der kurze Ausflug ins Publikum und ein gelegentliches Treffen in der Bühnenmitte zwischen Dana Margolin und ihrem Bassisten zum gemeinsamen Abrocken waren die einzigen Showelemente. Zum Abschluss warf die Band dann noch zu Papierfliegern gefaltete Setlisten ins Publikum.
Setliste:
A Hole in the Ground
Jealousy
You Will Come Home
Lavender, Raspberries
Wednesday
In a Dream I'm a Painting
Anybody
God of Everything Else
Pieces of Heaven
7 Seconds
Back to the Radio
Machine Starts to Sing
Sweet
The Rip
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