Gelesen: Februar 2020

by - März 04, 2020


Als Neujahrsvorsatz hatte ich mir vorgenommen, dieses Jahr mindestens 24 Bücher (egal ob gelesen oder gehört) zu beenden. Aktuell sind es sechs, ich liege also gut im Rennen und hoffe, die 24 vielleicht auch übertreffen zu können. Im heutigen Monatsrückblick geht es allerdings um kein "richtiges" Buch, sondern um ein Hörspiel: Monster 1983 (1. Staffel) von Ivar Leon Menger. Selbst ausgewählt hätte ich diese exklusiv für das Hörbuchportal Audible produzierte Geschichte wohl nicht, denn ich interessiere mich tendenziell einfach mehr für "echte" Hörbücher, also vorgelesene Romane. Audible bot mir (wie sicherlich allen seinen  Kunden) aber eine kleine Auswahl von Hörspielen als Weihnachtsgeschenk an, und dieses hier klang eigentlich ganz spannend:

Die Handlung der Geschichte spielt, man ahnt es, 1983 in einem kleinen US-Küstenort namens Harmony Bay. Bei einigen kürzlich verstorbenen Bewohnern des ansonsten wenig aufregenden Städtchens stellt sich im Nachhinein heraus, dass sie ermordet wurden, zusätzlich tauchen Regierungsangestellte auf, weil ein russischer Spion just hier aus einem Gefangenentransport verschwunden ist. Dann geschehen weitere Morde. Der neu zugereiste Sheriff des Ortes hat plötzlich viel mehr zu tun als erwartet und muss sich nebenbei als alleinerziehender Vater um seine beiden Kinder kümmern, die ihrerseits viel Seltsames erleben.

Die Geschichte zielt darauf ab, Hörer meiner Altersklasse auf angenehme und nostalgische Art an diverse Filme zu erinnern, die sie aus ihrer Kindheit kennen: E.T. wird sogar namentlich erwähnt, außerdem denkt man unvermeidlich an die Goonies, den Weißen Hai, diverse Horrorfilme... und darüber hinaus wird das typische (fiktive) US-Kleinstadtambiente geboten, mit dem Büro des Sheriffs, selbstverständlich einem Diner, in dem ständig alle essen, einem Motel, einem Jahrmarkt und so weiter. Alles wirkt, als würde man es bereits kennen.

Um das vertraute Gefühl noch zu verstärken wurden diverse Sprecher rekrutiert, die als Synchronstimmen bekannter Schauspieler ebenfalls Erinnerungen auslösen, so wird der Sheriff von David Nathan (Johnny Depp und Christian Bale) gesprochen, seine Kollegin Taylor von Luise Helm (Scarlett Johansson) - und das sind nur zwei Beispiele für eine ganze Gruppe bekannter Stimmen. Man merkt also: Hier wurde durchaus Aufwand betrieben, und die in der Mehrheit positiven Bewertungen des Hörspiels - sowie die Tatsache, dass es insgesamt drei Staffeln gibt - lassen ahnen, dass es sich generell gelohnt haben muss.

Ich selbst bin, was Hörspiele angeht, relativ unbescholten. Natürlich kenne ich diverse Folgen von Die Drei ??? (für die der Autor übrigens auch schon Geschichten geschrieben hat), aber soweit ich mich erinnere, habe ich mir bislang nur zwei speziell für Erwachsene konzipierte Hörspiele angehört, nämlich Der Schwarm und Tyll (die ich beide in Ordnung fand).

Um es kurz zu machen: Ich fand Monster 1983 ziemlich furchtbar. Die Umsetzung eines Hörspiels erfordert immer eine gewisse Künstlichkeit, weil eben die visuelle Komponente fehlt - so kommt es dann zu Sätzen wie "Oh, da kommt ein großer, rothaariger Mann mit finsterem Blick auf uns zu!", die niemand im echten Leben sagen würde, die aber nun einmal notwendig sind, damit die Hörer die Handlung verstehen. Dass viele Geräusche ebenfalls übertrieben werden müssen, finde ich auch noch ok. In diesem Hörspiel übertreiben allerdings auch die meisten Sprecher dermaßen schauspielerisch, dass man es kaum anhören kann (der von "Inspector Barnaby" Norbert Langer gesprochene Bürgermeister ist hier ein besonders negatives, aber nicht das einzige Beispiel). Die Dialoge sind auch insgesamt sehr hölzern und schlicht unnatürlich, die Charaktere holzschnittartig.

Eine mitreißende Handlung könnte all das noch etwas herausreißen, und tatsächlich habe ich mir das über zehn Stunden dauernde Hörspiel komplett angehört, weil ich trotz aller Klischees und Übertreibungen natürlich wissen wollte, wer denn nun das Monster ist. Genau das erfährt man auch am Ende, mehr aber auch nicht: Die Geschichte wirft über all die Stunden hinweg eine Vielzahl anderer Rätsel auf (etwa um den verschwundenen Vorgänger-Sheriff, eine geheimnisvolle Höhle im Wald, Geisterstimmen, die der Sohn des Sheriffs hört, sowie eine Sammlung scheinbar leerer Videokassetten), die am Ende nicht gelöst werden - sicherlich, damit man sich die nächste Staffel kauft. Das werde ich natürlich nicht tun, sondern höre lieber wieder ein "richtiges" Buch.


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