Gesehen: Oktober 2023

by - November 10, 2023


Im Oktober wurde man von Netflix recht nachdrücklich aufgefordert, die Miniserie Bodies anzusehen, die auf einem Comic beruht. Die Handlung beginnt dann auch sehr spannend: Im London der Gegenwart findet eine Polizistin am Rande einer Demonstration unter mysteriösen Begleitumständen eine nackte Leiche: Der Mann hat eine Schusswunde am Auge, aber keine Kugel im Kopf, und es vermisst ihn auch niemand. Der wahrscheinliche Täter ist schnell gefunden, doch dieser, sein Komplize und dessen Eltern verhalten sich höchst merkwürdig und deuten an, der Mord und alle ihn begleitenden Ereignisse sei Teil eines großen Plans.

Noch geheimnisvoller wird es, als die Handlung durch letztlich drei weitere Erzählebenen ergänzt wird: In den Jahren 1890, 1941 und 2053 finden andere Londoner Polizisten am selben Ort denselben Mann. Zudem zeigt die Handlung von 2053, dass die Andeutungen der Beteiligten von 2023 wahr geworden sind: London wurde 2023 von einer Katastrophe getroffen, die Hunderttausende tötete und zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt hat. In der Zukunft steht die Stadt (oder die Welt?) unter der Kontrolle eines Commander Mannix, während dessen Slogan "Know Your Are Loved" (KYAL) allgegenwärtig ist.

Während der ersten paar Folgen zog mich die Geschichte völlig in ihren Bann; ständig passierte etwas Neues, das noch mehr Fragen aufwarf, und ich war sehr gespannt, wie alle diese Geheimnisse aufgelöst werden sollten. Die Handlung mit den einander beeinflussenden Zeitebenen erinnerte ein wenig an den Netflix-Hit Dark, aber dessen Geschichte wurde über drei Staffeln erzählt, während Bodies nur acht Folgen hat.

Das ist vielleicht auch das Problem der Serie, wobei ich ohne Kenntnis des Comics natürlich nicht weiß, inwieweit dieses schon in der Vorlage bestand: Vieles wird nicht besonders gut erklärt.

Um ins Detail zu gehen, muss ich spoilern: Im Rahmen der Handlung kommt heraus, dass Commander Mannix vom Jahr 2053 ins Jahr 1890 gereist ist, um dort erstens mit Aktienwissen aus der Zukunft ein Vermögen aufzubauen, zweitens einen Kult zu gründen und drittens den Anschlag des Jahres 2023 zu planen, der seine Autokratie ermöglichen wird. Außerdem gründet er eine Familie und wird sein eigener Großvater. Die Sache mit den Leichen ist nur ein Nebeneffekt seiner Zeitreise.

Mal davon abgesehen, dass die "sein eigener Großvater"-Geschichte nicht sonderlich viel Sinn ergibt, basiert Mannings gesamtes Leben und auch seine Fähigkeit, andere davon zu überzeugen (die dafür zum Teil ihr Leben geben) darauf, dass die Zukunft lebenswerter sein wird. Aus Zuschauersicht scheint dem nicht so zu sein, aber man erfährt weder, wie das Gesellschaftssystem des Jahre 2053 funktioniert, noch, was genau aus der Sicht von Mannix und seinen Jüngern "besser" wäre. 

Insgesamt kann man sich Bodies durchaus ansehen: Ich fand alle Zeitebenen und die Geschichten der jeweiligen Polizisten in sich interessant, ebenso die Schauspieler und alles Visuelle. Aber es ist leider eine von den Geschichten, bei denen das Geheimnis spannender ist als die Auflösung.

Die Verfilmung setzt die Handlung des Comics übrigens vollständig um, dennoch wurde für Netflix eine Schlussszene eingefügt, die eine Fortsetzung zumindest theoretisch ermöglichen würde - es wird aber wohl nicht dazu kommen.

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