Wenn der Akku immer leer ist: Revolution

by - April 01, 2013


Man stelle sich Folgendes vor: Eines Tages, von einem Moment zum nächsten, gibt es keinen Strom mehr. Mit sofortiger Wirkung gibt es kein Internet mehr, kein Telefon, keine Medien, keine Flugzeuge und Züge und, zumindest in dieser Realität, auch keine Autos. Dauerhaft. Reparaturversuche scheitern, selbst Batterien verweigern den Dienst und die Menschheit muss sich widerwillig daran gewöhnen, wieder so zu existieren, wie im 19. Jahrhundert - allerdings in den Ruinen der heutigen Großstädte und mit der Erinnerung, wie eine Welt mit Elektrizität funktioniert hat.


Das ist die Ausgangssituation von Revolution, einer US-Serie, die mit einer solchen Katastrophe beginnt und dann fünfzehn Jahre später spielt, aber in Rückblenden immer wieder Ereignisse kurz vor und nach dem großen Stromausfall zeigt. Das nordöstliche Amerika wurde nach dem Zerfall der USA und der Machtübernahme von Milizen die "Monroe Republic", eine Militärdiktatur. Die meisten Menschen sind aus den Städten aufs Land geflohen, wo sie, so gut sie können, Landwirtschaft betreiben und Waren an die Milizen abgeben.

Die Protagonisten der Serie gehören zur Familie Matheson, deren ältere Mitglieder, wie sich nach und nach herausstellt, offensichtlich etwas mit dem großen Stromausfall zu tun hatten, außerdem besitzt Vater Matheson einen USB-Stick, mit dem man die Elektrizität kurzfristig in seinem direkten Umfeld wieder herstellen kann. Sein Bruder Miles war ursprünglich Mitbegründer der totalitären Monroe-Republic, ist aber zwischenzeitlich bei Präsident Monroe in Ungnade gefallen und hilft nun seiner Nichte Charlie, ihren von Monroe entführten Bruder zu befreien - Monroe hat nämlich mittlerweile herausbekommen, dass die Mathesons irgendetwas mit dem Stromausfall zu tun haben, und will den Bruder dazu benutzen, die von ihm gefangen gehaltene Mutter zu erpressen.


JJ Abrams, der mit Lost bekannt wurde, ist der Produzent der Serie, was man nicht nur am Einsatz einiger Schauspieler, sondern auch am verschwenderischen Einsatz des Stilmittels Rückblende erkennen kann. Ich selbst habe mich mit Lost nie auseinandergesetzt, konnte mich aber für Abrams Star Trek-Film und ein wenig auch für Cloverfield und Super 8 erwärmen und war insofern daran interessiert, wie die Serie ihre interessante Prämisse umsetzt.

Mittlerweile kenne ich zehn Folgen und kann sagen: Nicht besonders gut. Zwar ist die Sache mit der Welt ohne Strom weiterhin interessant, aber meiner Meinung nach werden viele Probleme ignoriert. So sind zum Beispiel sind sämtliche Menschen in fünfzehn Jahren genauso gekleidet wie jetzt. Natürlich müsste neben allem anderen auch die industrielle Fertigung von Kleidung bei einem Stromausfall zum Erliegen kommen, es wäre also zu erwarten, dass die Menschen das tragen, was sie eben bekommen. Es dürfte ihnen nicht alles perfekt passen, oder Kleidungsstücke müssten selbstgemacht aussehen. Ist aber in Revolution nicht so, Kleidung und Frisuren sitzen perfekt und entsprechen dem aktuellen Geschmack. 


Das ist natürlich kein besonders wichtiger Aspekt, aber ein Beispiel dafür, dass sich die Macher der Serie für ihre eigenen Ideen nicht sonderlich zu interessieren scheinen. Die Geschichte rund um den großen Stromausfall und die Gründe, die ihn herbeiführten, bleibt zwar geheimnisvoll und spannend, aber ich habe bereits jetzt Angst, dass die Auflösung eine Enttäuschung sein könnte - zu seltsam sind die bisherigen Entwicklungen, als dass man mit einer allzu logischen Erklärung rechnen könnte.

Die Figur des Miles Matheson ist recht interessant angelegt - ein nicht allzu sympathischer Mann mit vielen Geheimnissen, der sich nun zu seiner eigenen Überraschung auf der Seite der "Guten" wiederfindet. Leider gibt es aber kaum andere Charaktere, die auch nur annähernd so facettenreich sind. Gerade die Protagonistin Charlie wirkt kein bisschen sympathisch und scheint hauptsächlich dazu da zu sein, sich selbst und andere in Gefahr zu bringen. Dasselbe gilt für ihren Bruder. Die Mutter wird bereits seit einem Jahrzehnt von Monroe gefangen gehalten, ohne, dass sie irgendwelche Geheimnisse verraten hätte (oder aber gefoltert worden wäre). Und der Milizgeneral Neville ist so unglaublich böse, dass es lächerlich wirkt.


Hinzu kommt die recht repetitive Struktur der Episoden - stets stellen sich die Helden (Miles, Charlie und ein paar andere) einem neuen Problem, geraten kurz in Gefahr und können sich dann doch wieder retten, dazu gibt es ein paar Rückblenden. Dabei ist auch nicht alles schlecht: Wenn Charlies Stiefmutter Maggie sich verzweifelt an ihr nutzloses iPhone klammert, weil es die einzigen Bilder enthält, die sie von ihren Kindern hat (die unerreichbar weit weg in England sind) oder der ehemalige Google-Manager Aaron immer wieder erkennen muss, dass ihm seine Kenntnisse und Fähigkeiten im der aktuellen Realität rein gar nichts nützen, blitzt kurz auf, was die Serie alles hätte erzählen können - wenn sie gewollt hätte.

Nach langer Pause seit dem "mid-season finale" zeigt der Sender NBC nun die verbleibenden 10 Folgen, und ich bin immerhin noch interessiert genug, um weiter zu schauen. Ich habe keine Informationen bezüglich einer bevorstehenden Ausstrahlung in Deutschland finden können, rechne aber damit, dass es dazu kommt.

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