Gelesen: Dezember 2017

by - Januar 29, 2018

Dadurch, dass ich Ende Dezember in Island war und danach erst einmal 11 Jahresrückblicke geschrieben habe, war keine rechte Zeit für die regulären Monatsberichte. Also kommt der Dezember eben erst jetzt.


Im Dezember las beziehungsweise hörte ich Margaret Atwoods Alias Grace. Selbigen Roman hatte ich bereits vorher einmal gelesen. Nachdem ich mich bezüglich der Handlung aber an so gut wie nichts mehr erinnern konnte und die Geschichte durch eine auf ihr basierende Fernsehserie wieder ins Gespräch kam, erwarb ich kurzerhand das Hörbuch.

Leider kam ich mit diesem aber kaum voran, weil ich beim Zuhören ständig entweder gedanklich abschweifte oder einschlief. Ich war schon kurz davor, aufzugeben, als ich es testweise noch einmal mit dem gedruckten Buch versuchte und feststellte, dass es sich hier um einen Roman handelt, den ich lesend deutlich besser verarbeiten kann als hörend. Warum das nun so ist, kann ich nicht genau sagen. Zum Teil dürfte es daran liegen, dass in dem Buch einige Aspekte der Haushaltsführung im viktorianische Zeitalter sehr detailliert beschrieben werden - was mich beim Lesen dazu brachte, manche Passagen eher zu überfliegen, und beim Hören natürlich nicht sehr spannend ist.

Das Buch an sich gefiel mir aber durchaus gut. Dass die Hoffnungen auf eine definitive Erklärung am Ende nicht erfüllt werden, überrascht bei einem postmodernen Roman nicht sonderlich, ebensowenig, dass beide Erzähler (Grace erzählt aus ihrer eigenen Perspektive, man erhält aber zusätzlich auch die des Psychologen) wenig vertrauenswürdig sind.


Inhaltlich dreht sich der Roman um die historische Figur Grace Marks, die im Alter von 16 Jahren als Hausangestellte sowohl ihren Arbeitgeber als auch dessen Geliebte ermordete oder zumindest den Stallburschen dazu überredete, und mit diesem floh. Auch im echten Leben war ihre Schuld an der Tat, nicht zuletzt wegen ihres jungen Alters, umstritten, weshalb sie im Gegensatz zu ihrem wahrscheinlichen Mittäter nicht hingerichtet wurde.

Im Roman beschließt ein Psychologe, Grace, die sich nach eigenen Angaben an die Morde nicht erinnern kann, im Irrenhaus zu besuchen und Gespräche  mit ihr zu führen, aus denen er sich psychologische Erkenntnisse erhofft. Grace erzählt Dr. Jordan ihr gesamtes Leben, jedoch bleiben die entscheidenden Ereignisse aus Lesersicht verschwommen und mehrdeutig - dennoch ist die Geschichte faszinierend und ließ mich nicht mehr los. Irgendwann sehe ich mir sicher auch die Miniserie an.

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