Blossoms sah ich kürzlich als Vorband von Noel Gallagher. In ihrem Video zu "There's A Reason Why (I Never Returned Your Calls)" kombiniert die Band zwei Ideen: Den eigenen Song in einer Karaoke-Bar zu singen und parallel als Superstars von besessenen Fand durch die Stadt gejagt zu werden. Beides dürfte recht weit von der aktuellen Realität entfernt sein, aber wer weiß, was noch kommt?
Früher habe ich öfter bei den Ticketverlosungen von Markus Gardian Konzerte mitgemacht und auch erstaunlich oft gewonnen - überhaupt würde mich mal interessieren, wie oft in meinem Leben ich bereits Konzertkarten gewonnen habe! Mittlerweile erhalte ich aber nicht einmal mehr die ohnehin seltener gewordenen Newsletter des Herrn Gardian, deren Empfang erste Voraussetzung wäre, bei den Verlosungen mitzumachen. Anders mein Freund, der sich kürzlich um Tickets der Shout Out Louds bewarb und diese prompt gewann.
Die schwedische Band hatten wir zuletzt 2010 in einem unglaublich warmen und ausverkauften Mousonturm gesehen. Vorher, so erzählte es die Band während des Konzerts, war man im Dreikönigskeller und zuletzt dem Gibson aufgetreten, so dass die Batschkapp möglicherweise ihren bislang größten Frankfurter Auftrittsort darstellte - füllen konnte man diese dann auch bei weitem nicht, etwa ein Drittel des Innenraums war abgehängt.
Das Konzert war ungewöhnlich früh angesetzt (Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr) - als wir leicht verspätet eintrafen, stand die Vorband KYTES bereits auf der Bühne. Mein Freund hatte vorab durch Internetrecherche den Eindruck gewonnen, die Münchener würden wie Two Door Cinema Club klingen, was ja durchaus Hoffnung weckte. Live überzeugte uns die Musik dann aber so gar nicht, es gab fiese Reggae-Anklänge und "heyho"-Teile, das Ganze in einer Lautstärke, die mich sofort nach meinen Ohrenstöpseln greifen ließ. Immerhin KYTES selbst hatten offensichtlich große Freude an ihrem Auftritt. Die Veröffentlichung eines neuen, zweiten Albums steht offensichtlich kurz bevor.
Die Shout Out Louds sind aktuell zum zweiten Mal mit ihrem neuesten Album "Ease My Mind" auf Tournee. Letztes Jahr war ihr beliebter Hit "The Comeback" öfter einmal nicht mit auf der Setliste, mittlerweile wird er zum Glück wieder gespielt. Allerdings ist die Gesamtzahl der Songs an sich ein wenig geschrumpft. Fünf Lieder stammten von "Ease My Mind", dazu hörten wir noch ein neues, "In New Europe".
Mich packte wieder einmal die Erkenntnis, die ich zwischenzeitlich immer wieder vergesse, nämlich dass die Shout Out Louds im Stil sehr nahe bei The Cure liegen. Eine schwedische, jüngere, sehr poppige Version von The Cure, die sich bei Konzerten - nicht nur im direkten Vergleich zu Robert Smith & Co. - auch kurz fassen kann (was von mir kommend durchaus als Kompliment zu verstehen ist).
Wenn unser letztes Konzert der Band nicht schon so lange her gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht nicht nur daran, sondern auch an andere Details erinnert, etwa, dass die Keyboarderin Bebban Stenborg gelegentlich zum Akkordeon greift (an diesem Abend bei "Very Loud") und dass Sänger Adam Olenius "Tonight I Have To Leave It" mit einer Cowbell einleitete. Und dass die Band tendenziell eher wenig sagt: Wir bekamen lediglich Informationen zu den früheren Frankfurter Auftrittsorten und den Hinweis, dass ABBA wieder zusammen sind (was an diesem Tag durch die Medien ging).
Das vorhandene Publikum - die Batschkapp war zwar nicht gerade voll, der Bereich vor der Bühne aber durchaus enger besetzt - war sing- und tanzfreudig, insbesondere bei "Impossible" und "Please Please Please" erschallte der Text aus diversen Kehlen.
Zum letzten Lied des Hauptteils "Tonight I Have to Leave It" bat Adam Olenius zunächst darum, die Beleuchtung weitgehend auszuschalten. Mit einer Taschenlampe und seinem Mikrophon machte er dann einen Spaziergang durchs Publikum. Bei der ersten Zugabe "Walls" betrat er dann zunächst allein die Bühne und begann das Lied allein an der Akustikgitarre, bevor sich seine Kollegen ebenfalls wieder einfanden.
Nach "Please Please Please" blieb uns einer weitere Zugabe (die es laut setlist.fm bei anderen Tourstationen gelegentlich gegeben hat) verwehrt, so dass wir bereits um halb zehn wieder am Auto standen. Mein Fazit zum kurzen Konzertabend ist, dass die Shout Out Louds keine sonderlich charismatische Band sind, aber insbesondere bei ihren schnelleren Songs eine durchaus größere Anzahl an zeitlosen Pophits zu bieten haben.
Paola
Very Loud
Fall Hard
Jumbo Jet
Sugar
Normandie
Impossible
Souvenirs
In New Europe
The Comeback
Throw Some Light
Walking In Your Footsteps
Oh Oh
Tonight I Have to Leave It
Walls
Please Please Please
So ziemlich das einzige, wegen dem ich mir ein wenig cooler vorkomme als andere Menschen meines Alters, ist die Tatsache, dass mein Freund und ich gelegentlich bei uns Zuhause Konzerte veranstalten. Allerdings sind wir in diesem Bereich letztes Wochenende gründlich übertrumpft worden, denn unser Bekannter vom Konzerttagebuch setzte mit sieben Mitstreitern den gewagten Plan um, in Köln ein kleines Festival zu veranstalten. Mit acht Bands!
Nachdem wir den Freitag komplett verpasst hatten, begaben wir uns erst am zweiten Tag an den Ort des Geschehens, das Blue Shell in Köln Sülz, das ich gut aus meiner Jugend kenne - wenn auch nur von außen. Ähnlich wie das in der Nachbarschaft liegende Luxor hat diese Bar eine für Konzerte etwas ungünstige Schlauchform: Wer es als Zuschauer nicht in eine der vorderen Reihen schafft, bleibt vor der Bar stecken und sieht so gut wie nichts von der Bühne. Obwohl die Veranstaltung ausverkauft war, ergatterten wir jedoch gute Stehplätze.
Die Veranstalter hatten sich sichtlich Mühe gegeben, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, davon zeugten nicht nur die liebevoll gestaltete Wimpelkette hinter der Bühne und die originelle Papier-Eintrittskarte, sondern auch selbst designter Merchandise in Form von Buttons, Tassen und Jutebeuteln sowie die Tatsache, dass uns kurz nach dem Eintreffen Kuchen angeboten wurde.
Die erste Band, die wir zu sehen bekamen, waren die Spanier When Nalda Became Punk, meinen Lesern bereits bestens bekannt aus dem Sendeschluss. Das Quartett hatte im Rahmen des Verbena Pop-Festivals bereits 2016 Köln bereist, allerdings im Winter. Der überraschend hochsommerliche April gefiel ihnen und ihren klimatischen Gewohnheiten viel besser. Antonio Llarena ging sogar so weit, zu versichern, die Band habe die Bitte, etwas spanisches Wetter mitzubringen, definitiv erfüllt. Darüber hinaus hatte er sich auf einem Bierdeckel auch ein paar deutschsprachige Sätze notiert, die er bei passender Gelegenheit ("Der next Song ist...") vortrug.
Aus meinem Sendeschluss kannte ich bereits "Song for Carrie Mathison" über die gleichnamige Figur aus Homeland, aber auch "Angela" dreht sich um eine von der Schauspielerin Claire Danes verkörperte Figur, nämlich Angela Chase aus My so-called Life, einer Serie, der neben Danes auch Jared Leto seine Schauspielkarriere verdankt. Überhaupt sieht man bei der Band offensichtlich viel fern, denn Elena Sestelo erzählte auch, dass im spanischen Fernsehen aktuell viele schlechte deutsche Fernsehfilme gezeigt werden, insbesondere Rosamunde Pilcher-Verfilmungen (dass deren Basieren auf englischen Romanen in Spanien offensichtlich nicht einmal wahrgenommen wird, sagt auch einiges über diese Filme aus...).
"Angela" kritisiert übrigens auch die kulturelle Tendenz, Festivals nur noch zu besuchen, um einen schicken Hintergrund für Instagram-Fotos zu haben und passende Bandshirts bei H&M zu erwerben - positiv hervor gehoben wurde im Gegensatz ein Herr aus dem Publikum, der ein Joy Division Shirt trug, in dessen Grafik sich Katzensilhouetten geschmuggelt hatten - ihm wurde der Song dann auch gewidmet.
Keyboarder Antonio Llarena hatte übrigens bei manchen Liedern wenig bis nichts zu tun, dann tanzte er einfach ein bisschen. Einen Schlagzeuger hatten When Nalda Became Punk übrigens nicht, was mir erst auffiel, als mein Freund mich darauf aufmerksam machte - es gab nämlich ein Schlagzeug auf der Bühne, und meine Sicht war nicht gut genug, um sofort zu erkennen, dass dort gar niemand saß und die Beats vom Band kamen. Quasi ein unsichtbarer Schlagzeuger.
Setliste:
Hanging out with Imogen
Indie Pop Or Whatever
When It’ll Come
Long Before
Angela
Moderns You Should Stay Home
Song for Carrie Mathison
Big Whoop
When Nalda Became Punk
DIY
Before 5
New Year’s Day
Weiter ging es mit der "Dinner Break", einer sehr lobenswerten Einrichtung, die die Macher des At The Edge of the Sea Festivals in Brighton dringend übernehmen sollten. Eineinhalb Stunden später standen wir dann wieder am selben Ort nahe der Bühne, um The Frank and Walters zu sehen. Interessante Seitennotiz: Als mein Freund und ich uns kennen lernten, bezeichnete ich diese Band ihm gegenüber als "one hit wonder", was glaube ich beinahe dazu geführt hätte, dass er den Kontakt zu mir abbrach. Immerhin hat seine Immer-wieder-Beschallung mit den "Hits" der Band aus Cork aber dazu geführt, dass ich so ziemlich jeden Song auf der Setliste vom Hören her kannte.
Die Iren standen übrigens schon auf der Bühne, als wir vom Essen in das mehr oder weniger leere Blue Shell zurück kehrten, und Sänger Paul Linehan beeilte sich, den wenigen Anwesenden zu versichern, dass es sich um einen Soundcheck handele und man später mit mehr Energie spielen werde. Gitarrist Rory Murphy setzte in Erinnerung an den
Für ihren eigentlichen Auftritt zog sich die Band dann noch in einheitliche Outfits um, man trug rote Hemden mit schwarzen Krawatten. Bezüglich der Musik erkannte ich wie erwähnt erstaunlich viel und muss auch reuig anmerken, dass die musikalische Bandbreite der Band doch um einiges größer ist, als man bei ausschließlicher Kenntnis von "This is not a Song" und "After All" vermuten könnte.
Übrigens war das mein zweites Frank and Walters-Konzert, das erste fand 1993 in London statt, auch wenn ich den Auftritt mittlerweile komplett vergessen habe. Mein mir damals noch unbekannter Freund war übrigens ebenfalls vor Ort, und hätte ich mich damals für ihn wahrnehmbar despektierlich geäußert, würden wir uns heute sicherlich nicht kennen. 2043 dürfte es, wenn die zeitlichen Abstände gleich bleiben, also Zeit für mein drittes Konzert sein.
Die ersten paar Lieder des Sets vergingen ohne Wortmeldungen der Musiker, aber nach einer Weile erklärte Paul, er werde jetzt doch einmal etwas sagen, sonst käme das ja komisch rüber, und "musicians are human too". Der Reihe nach zwang er alle Bandmitglieder, etwas zu erzählen, was aber nicht immer klappte. Immerhin erfuhren wir, dass es den Musikern in Köln gut gefiel und dass sie vor dem Konzert in einem palästinensischen Restaurant gewesen waren.
Am Ende von "Colours" gab es ein paar musikalische Schwierigkeiten, da offenbar nicht alle Bandmitglieder im Kopf hatten, wie man den Song beenden könnte. Paul kommentierte das mit "Jazz". Als dann im Publikum "We are the Frank and Walters" angestimmt wurde, griff die Band die Hymne auf und baute sie spontan ins Set ein.
Vor den Zugaben gab es dann nochmals einen kleinen Dialog mit dem Publikum, in dem man zunächst Fragen hätte stellen dürfen (es kam "Who is Frank and who is Walter?" sowie "Who washes your shirts?") und in dem Paul erzählte, die Band habe extra CDs nach Deutschland geschickt, um diese am Merchandise-Stand verkaufen zu können, es seien aber sicherlich zu viele. Sie wieder mit nach Hause zu nehmen, sei aber schwierig, weil man dafür im Flugzeug Übergepäck bezahlen müsste. deshalb sollten alle Anwesenden bitte CDs kaufen und die erklärte Notlage nicht für Preisverhandlungen ausnutzen. Die erworbenen CDs könne man dann seiner Großmutter schenken, denn Großmütter seien wahrscheinlich die letzten, die noch CD-Spieler besäßen.
Setliste:
Tony Cochrane
Stages
Fashion Crisis Hits New York
Plenty Times
We are the young Men
Indie Love Song
Goddess of Athena
How Can I Exist?
Circumstance
After All
Colours
We are the Frank and Walters
This Is Not A Song
Walter's Trip
Michael
Stichwort "lange her": Hauptact des Abends war die Nürnberger Band Throw That Beat in the Garbagecan, die ich noch niemals live gesehen hatte, dafür erinnere ich mich an eines ihrer Alben, das ich noch zu Schulzeiten (also vor 1993!) gehört haben muss. Als Kassettenkopie der CD meiner Freundin. Die Formation existiert eigentlich schon lange nicht mehr, stellt sich aber höchst selten für Liveauftritte zur Verfügung - so auch am Samstag.
Der Musik von Throw that Beat stand ich schon damals eher gespalten gegenüber - ich fand die Melodien und den Gesangsstil allzu gewollt niedlich und kindlich, wenn auch durchaus angenehm und Ohrwurm-erzeugend. Um so gespannter war ich, wie man Songs wie "A chocolate bar for breakfast" mit über 50 überzeugend darbieten kann. Letztlich stellte das aber gar kein Problem dar, denn mit Mitte 20 ist man für solche Texte ja eigentlich auch zu alt... letztlich fand ich die Band live sogar ziemlich gut. Man merkte, dass alle mit Spaß bei der Sache waren, und statt Kindergeburtstag kamen als Assozisation eher die B52's auf.
Auch bei Thow That Beat hatten sich zumindest die Damen in Schale (nämlich Kleider) geworfen, Klaus Cornfield trug zumindest ein Spängchen im Haar, das er frisurentechnisch ebensowenig benötigte wie Lotsi, die auch eines hatte.
Wie gesagt, die Band gibt es eigentlich nicht mehr, und Klaus Cornfield erklärte nach einem der ersten Songs, man lebe mittlerweile von den erspielten Vermögen auf diversen Fincas. Etwas ernsthafter fügte er hinzu, eine solche Wiedervereinigung hätte er lange Zeit für unmöglich gehalten, weil "du ja ausgestiegen warst!" - er meinte Lotsi.
In der ersten Reihe des ansonsten eher grauhaarigen Publikums befanden sich zwei Kinder, die offensichtlich der Band persönlich bekannt waren, denn Klaus sagte vor "Over and Over" zu einem von ihnen "Sarah, wenn du zum nächsten Lied tanzen möchtest, kannst du gerne auf die Bühne kommen. Oder auch jede andere Sarah." Die Sarahs hatten aber offensichtlich keine Lust.
Zu "Shoot me with a Price Gun" erklärte Klaus, es handele sich um ein Lied von der letzten (schlechten, wie mein Freund mir zuraunte) Platte "Sex Tiger", deren Titel man gewählt habe, weil er so toll klänge und man endlich mal Erfolg haben wollte - deshalb kombiniere er die beiden besten Dinge, die es gäbe.
Insgesamt schien die Abmachung zu bestehen, dass jedes Bandmitglied mindestens einmal die Hauptrolle übernehmen musste. Meistens sangen zwar Klaus und Lotsi, aber letztlich übernahm jedes Bandmitglied außer dem Bassisten einmal die Hauptgesangsstimme - Keyboarderin Iwie bei "The Fashion Train Left Me Behind", Schlagzeuger Alex Sticht bei "Let's Take a Ride" und "Save the Way" und Gitarrist Oliver Kolb bei "She came from Orion".
Da man im Blue Shell die Bühne nicht betreten oder verlassen kann, ohne durchs Publikum zu gehen, ging die Band nach "No Mercy" einfach übergangslos in den Zugabenteil über. Vor diesem erhielten wir von Klaus noch den Tipp, einfach die Augen zu schließen, damit man die alten Gesichter nicht sehen müsse, die Musik klänge dann auch wieder frischer. Seine eigenen Augen tränten zwischenzeitlich ganz ordentlich, denn im Publikum waren von Fans etliche Wunderkerzen verteilt und angezündet worden - gut, dass das Blue Shell offenbar keine empfindlichen Rauchmelder hat.
Im Zugabenteil merkte man am meisten, dass die Band an ihrer eigenen Reunion sehr viel Spaß hatte, die Mitglieder brachten nämlich nun selbst Wünsche ein, die dann auch trotz des Einwurfes "Das haben wir aber nicht geprobt" enthusiastisch gespielt wurden. So gab es dann auch stolze sechs Zugabensongs, bevor das Konzert doch noch endete.
Setliste:
A kiss from you each day
Cool
When she sings
Chocolate bar for breakfast
Over and over
Let’s take a ride
Just 16
Shoot me with a price gun
I dedicate my life to you
Some alien...
The fashion train left me behind
Lotsi go go
Talking about love
Je pense toujours a toi
Save the Way
Let me sit next to Iwie
She came from planet Orion
No mercy
Thanks for knocking
Let’s get into it
Red go cart
Under Water
I won’t give up
Funny how love is
Festival-Fazit: Eine angenehme Reise in die Vergangenheit für Bands und Publikum - am Vorabend hätte man ja bereits die Wiedervereinigung der Band Ralley bezeugen können - kombiniert mit interessanten, unbekannteren Acts. Eine Fortsetzung im nächsten Jahr wäre zu begrüßen.
Supergrass fand ich immer doof, habe mich aber auch nie richtig mit der Band auseinandergesetzt - ich bin schon bei dem Reim "We wake up, we go out / Smoke a fag, put it out" aus ihrem Hit "Alright" ausgestiegen. Ungeachtet meiner Ablehnung war die Band aber ziemlich erfolgreich, und auch ihr ehemaliger Sänger Gaz Coombes veröffentlicht demnächst sein drittes Soloalbum - wenn er alleine singt, klingt das ein bisschen nach Radiohead.
Das vorliegende Video über ein Kartenspiel, bei dem offensichtlich jeder Teilnehmer betrügt, ist sehr interessant gefilmt.
Erst letzte Woche gab es hier einen Bericht vom Noel Gallagher-Konzert in Düsseldorf, mein Freund ließ es sich aber nicht nehmen, zusätzlich auch dessen Auftritt in Wiesbaden zu besuchen. Ich musste nicht mit, stellte ihm und seiner Begleitung aber hinterher einige Fragen:
Ingo, wie oft hast Du Noel schon live gesehen, und hättest du für das Konzert auch bezahlt, wenn ihr nicht auf der Gästeliste gestanden hättet?
Ingo: Bis heute war ich noch "Gallagher-Jungfrau". Der halbe Ticketpreis wäre aber in Ordnung gewesen.
Dirk, und du?
Dirk: Ach, die Gästeliste! Gut, dass das nicht unser jährlicher Platten vor Gericht-Betriebsausflug war, denn das übliche Pluseins war verschwunden, so dass wir bei einem ausverkauften Konzert noch ein Ticket auftreiben mussten. Nach einigen bangen Minuten hatten wir aber Glück und letztendlich hat das mit dem von Ingo angesprochenen halben Ticketpreis doch irgendwie gepasst.
Ich musste etwas nachzählen: Ich stehe aktuell bei 14,5 Oasis Konzerten, 11,5 Noel Gallagher Auftritten, 3 von Beady Eye und mein erstes Konzert von Liam findet im Juli statt.
Ingo: Wieso denn halbe Konzerte?
Dirk: Oasis haben wir im Juni 1994 schon in der Royal Albert Hall bei einem Festival zu Ehren von Creation Records gesehen. Da sie damals noch nicht einmal ihre zweite Single veröffentlicht hatten, war der Auftritt relativ kurz, so dass ich diesen nur halb zähle. Und bei Noel Gallagher haben wir einmal die Teilnahme an einem Soundcheck im vollkommen leeren Palladium in Köln gewonnen. Da er 9 Lieder gespielt hat, zählt das auch als ein halbes Konzert. Mindestens.
Wie gefällt Euch das neue Album?
Ingo: In Vorbereitung auf das Konzert habe ich alle Alben noch einmal gehört, das neue verstehe ich aber bis auf "Dead In The Water" nicht.
Dirk: "Who Built The Moon?" ist immerhin das drittbeste Soloalbum von Noel Gallagher und warum "Dead In The Water" nur ein Bonus-Track ist, verstehe ich tatsächlich auch nicht.
Das Konzert im Schlachthof war ausverkauft, da musste dann wohl, anders als in Düsseldorf letzte Woche, nichts abgehängt werden, oder?
Ingo: Also bei den Editors vor einigen Wochen war es voller. Gerade am Ende, als bereits einige gegangen waren, hatte man doch genug Platz.
Dirk: Ich war so froh, dass wir beide dann doch noch reingekommen sind, dass ich darauf gar nicht geachtet habe.
Wurde denn meine Anregung, die Setliste in Marmor zu meißeln, bereits umgesetzt?
Dirk: Noch nicht, das dauert vermutlich auch ein paar Tage. Vielleicht, wenn wir ihn im Sommer in Mailand und Paris sehen...
Offensichtlich waren auch die Bühnendekoration und die Deutschlandfahne gerade in der Wäsche, denn im Hintergrund hing ein schlichtes weißes Laken und zu Ehren des neuen englischen Fußballmeisters war ein Verstärker mit der Fahne von Manchester City verkleidet.
Ingo: "AKA... What a Life!" wurde auch den Manchester City Supportern gewidmet.
Dirk: Und "She Taught Me How to Fly" allen Frauen.
Zum Ablauf und der Setliste muss ich nichts fragen, oder?
Dirk: Fragen kannst du schon, aber was soll ich sagen? Es ging wieder mit den ersten vier Titeln von "Who Built The Moon?" los und der Titelsong war leider eines der beiden ausgesparten Lieder. Dafür erlebte tatsächlich ein anderer neuer Song vor einigen Tagen seine Live-Premiere: "If Love Is The Law" wurde auch in Wiesbaden gespielt, wodurch sich die Setliste auf 22 Titel erweiterte.
Außerdem gab es drei Zweierblöcke von Oasis-Liedern, sieben Lieder aus den ersten beiden Alben mit den High Flying Birds und zum Abschluss "All You Need Is Love" von The Beatles, zu dessen Beginn alle salutierten. Die Hoffnung, dass das Wiesbadener Konzert eines der wenigen sein würde, bei dem "The Importance of Being Idle" durch "Supersonic" ersetzt würde, hat sich nicht erfüllt.
Trägt Noel bei dieser Tour immer dasselbe? Also ein langärmliges schwarzes Shirt?
Ingo: Offensichtlich wollte Noel in Wiesbaden shoppen gehen, aber nach der Frage "Where the fuck are we?" erklärte er uns, dass es in dieser Stadt keine Geschäfte gebe und fragte uns, wie man hier ohne Geschäfte überhaupt (über)leben könne?
Dirk: Bis auf die französische Sängerin YSEÉ hielten sich alle an den schwarzen Dresscode. Noel hat im Koffer wohl noch die Variante mit leichtem Rollkragen gefunden. dabei hat sein Bruder doch so schöne Hemden in seinem Pretty Green Shop!
Hatten Blossoms denn etwas in ihren sieben Songs umgestellt?
Dirk: Darf man das denn, wenn man mit Noel auf Tour ist? Sogar die Ansagen ("Are you excited to see Noel Gallagher tonight?" (lauter:) "Are you excited to see Noel Gallagher tonight?") kamen punktgenau wie in Düsseldorf.
Ingo: Um 20:14 Uhr. Steht so im Vertrag.
Setliste:
I Just Imagined You
Blow
Getaway
I Can't Stand It
At Most a Kiss
Between The Eyes
Charlemagne
Was hat Noel noch so gesagt? Hatte wieder jemand ein Pappschild mit Liedwünschen? Etwa ihr?
Ingo: "Shut up.", war seine Reaktion auf Noel-Rufe und Liedwünsche. Seine zweite und dritte Äußerung: "Shut up." und "Shut up."
Dirk: Das hat er aber sehr freundlich gesagt. Bei Liam ist immer noch ein "fuck" mit dabei.
Ingo: Bei einer Unterbrechung, als am Schlagzeug etwas repariert werden musste, erklärte er, dass dies eben auch dazu gehöre und nicht nur "Glamour, cocaine and prostitutes".
Dirk: Am Ende fragte er noch einmal nach, wo wir denn gerade wären und zeigte bzw. sagte, dass die Chance, dass er noch einmal in diese Stadt käme sehr sehr gering sei.
Ingo: Bei der Vorstellung von Jessica Greenfield merkte Noel passend dazu an "aus Camden, wo ihr auch alle herkommen wollt".
Hatte Charlotte Marionneau wieder ihr Cape an?
Dirk: Hatte sie. Und obwohl es in Wiesbaden deutlich heißer war als in Düsseldorf letzte Woche, hat sie es vor ihrem mittlerweile berühmten Scheren-Auftritt bei "She Taught Me How to Fly" nicht abgelegt.
Welche Oasis-Songs hättet ihr (noch) lieber gehört?
Ingo: "Morning glory" hätte ich gern gehört.
Dirk: Dann musst du mit zum Liam Konzert kommen, der spielt es als einen von neun Oasis-Songs.
Ingo: Ich bin sowieso im Team Liam. Ich mag es, wenn Leute singen können.
Dirk: Einige der Oasis-Songs habe ich jetzt wirklich schon oft gehört und daher könnte ich bei den nächsten Konzerten auf " Half the World Away" oder "Wonderwall" auch einmal verzichten. Über "Go Let It Out" habe ich mich sehr gefreut und meine 100 liebsten Oasis-Songs poste ich demnächst auf deinem Blog, jeden Tag einen. Ich bin aber immer noch mit der Auswahl beschäftigt...
Das erinnert mich daran, dass ich das Passwort ändern muss.
War die Fangruppe aus Yorkshire auch wieder dabei? Und wie war die Stimmung im Publikum?
Ingo: Es waren auf jeden Fall einige Engländer vor Ort. Überrascht haben mich die vielen Frauen im Publikum und dass selbst die neuen Songs bejubelt wurden.
Dirk: Die Stimmung war tatsächlich, gemessen am Mitklatschen ("Holy Mountain", "It's a Beautiful World") und -singen ("Little By Little", "If I Had A Gun..."), etwas besser als in Düsseldorf.
Abschließend noch euer Fazit bitte!
Ingo: Wenn man sagt, dass das erste Mal nie so toll wird, dann stimmt das in diesem Fall. Beim nächsten Mal lieber Liam.
Dirk: Beim nächsten Mal Liam? Da muss ich erst in meinen Terminkalender schauen, ob das so stimmt. Die aktuelle Setliste hat leider den ein oder anderen Song ("Riverman", "Be Careful What You Wish For" und "The Right Stuff") zu bieten, den der Steinmetz beim Meißeln hoffentlich bis zum nächsten Wiedersehen – und das muss es geben - vergisst bzw. austauscht. Schließlich hat sich Noel sogar auf Deutsch verabschiedet: "Auf Wiedersehen".
Setliste:
Fort Knox
Holy Mountain
Keep on Reaching
It's a Beautiful World
In the Heat of the Moment
Riverman
Ballad of the Mighty I
If I Had a Gun...
Dream On
Little by Little (Oasis Song)
The Importance of Being Idle (Oasis Song)
Dead in the Water
If Love Is The Law
Be Careful What You Wish For
She Taught Me How to Fly
Half the World Away (Oasis Song)
Wonderwall (Oasis Song)
AKA... What a Life!
The Right Stuff
Go Let It Out (Oasis Song)
Don't Look Back in Anger (Oasis Song)
All You Need Is Love (The Beatles Cover)
The Shins veröffentlichten im März 2017 ihr Album "Heartworms" und im Dezember gleich noch einmal - als alternative Version, für die man leise Songs lauter, schnelle langsamer, langsame schneller und laute leiser aufnahm. In der "flipped" Version erhielt der Titelsong "Heartworms" auch ein Video, in dem jemand sehr Thunderbirds-mäßig in den Weltraum fährt, einen Lolli-begeisterten Alien-Freund findet (der mich sehr an eine Katze erinnert), Kämpfe durchsteht und schließlich eine Band gründet.
Ach, Noel Gallagher. Kaum einen Musiker sieht mein Freund lieber live, und zu kaum jemand ist es schwieriger, immer wieder Liveberichte zu schreiben - Noel ist, wenn es um die Organisation seiner Konzerte geht, viel eher Beamter als Punk und bleibt gerne bei bewährten Konzepten. Was soll man da immer Neues schreiben? Aber immerhin, er hat ein neues Album (sein drittes), und der Montagabend in Düsseldorf bot letztlich spannendere Neuerungen als nur die Wahl seiner Kleidung. Aber beginnen wir am Anfang:
Eigentlich hätten wir im März bereits einen Gallagher sehen sollen: Liam hätte im Kölner Palladium aufspielen sollen, und mein Freund hatte bei eBay günstig Karten ergattert. Liam sagte dann aber am Konzerttag wegen einer schweren Erkältung ab, die übrigens am nächsten Abend in Berlin bereits völlig überstanden war. Auch für Düsseldorf kamen unsere Karten vergünstigt von eBay - während Noel Gallagher in Paris mühelos zwei Abende hintereinander ausverkauft ist, gab es für die meisten deutschen Termine durchaus noch ausreichend Tickets. Aber immerhin die Sache mit der Absage wiederholte sich nicht, das Konzert fand statt.
Der Abend in der Mitsubishi Electric Halle, bei der größere Teile des Sitzplatzbereichs abgehängt waren, begann mit der jungen englischen Band Blossoms, die dem strengen Zeitregime folgend, das wir von Noel Gallagher-Konzerten gewöhnt sind, um Punkt 8 auf der Bühne standen. Die ehemalige Schülerband aus Stockport bei Manchester (als Musik zum Bühnebetreten lief eine Art Stockport-Hymne) wirkte auf uns unglaublich jung, außerdem stellte ich als modische Seitennotiz fest, dass englische Indiebands offenbar mittlerweile keine Skinny Jeans mehr tragen (sondern Beinkleider in einer eher „normalen“ Weite)
Insgesamt entpuppten sich Blossoms für mich als positive Überraschung, denn ihre Popmusik, die mich an eine Keyboard-lastigere Version der Kooks erinnerte, machte durchaus Spaß. Etwas unwürdig finde ich es ja immer, wenn die Vorband nicht allzu spontan fragt, ob sich denn auch alle auf den Hauptact freuen, aber so muss das wohl eben sein.
Blossoms haben übrigens bislang ein Album veröffentlicht, ein weiteres steht bevor.
Setliste:
I Just Imagined You
Blow
Getaway
I Can't Stand It
At Most a Kiss
Between The Eyes
Charlemagne
Nach kurzweiligen sieben Songs war das kurze Set schon vorbei und der Umbau begann. Schon jetzt gab es einige Neuerungen zu entdecken: beispielsweise war einer der Lautsprecher auf der Bühne mit einer Deutschlandfahne umhüllt. Später recherchierten wir nach und stellten fest, dass hier offensichtlich stets die Fahne des aktuellen Auftrittsorts gezeigt wird (und im englischen Fernsehen die von Manchester City). Im Hintergrund der Bühne hingen weiße Stoffstreifen, die recht unauffällig Motive in Anlehnung an das aktuelle Albumcover zeigten.
Noel bekam seine Setliste nicht etwa schnöde als Ausdruck mit Tesa auf die Bühne geklebt, sondern erhielt sie in einem Schuber aus Plexiglas, an dem zusätzlich eine kleine Lampe befestigt war. Mein Freund frotzelte, als ich das anmerkte, das würde sich ja auch lohnen, da sich die Setliste während einer ganzen Tournee ja ohnehin nicht ändert, und ich überlegte, ob man sie dann nicht vielleicht gleich in eine Marmortafel meißeln könnte. Das muss ich dem Tourmanagement einmal vorschlagen!
Vor einigen Wochen ging ein Foto durch die Medien, das Horst Seehofers neue Führungsriege im Innenministerium zeigte und sogleich einen Shitstorm erntete: Neun Personen, alles weiße Männer. Das Bild schaffte es definitiv auch bis England, denn ein britischer Schneider nutzte es auch, um detailliert darzustellen, dass die un-diverse Führungsriege auch noch bemerkenswert schlecht gekleidet sei. Falls Noel Gallagher das Bild in diesem Kontext ebenfalls sah, konnte er sich entspannt zurücklehnen, denn bei ihm gibt es seit 2018 nun Diversity auf der Bühne: Er hat aktuell in seinem Live-Lineup nicht nur Charlotte Marionneau zu bieten, die vor ein paar Wochen ebenfalls hohe Social Media-Wellen schlug, als sie bei einem Fernseh-Liveauftritt das exotische Musikinstrument „Schere“ spielte. Zusätzlich spielt Jessica Greenfield seit Neuestem Keyboard und singt mit, und YSEÉ , ebenfalls aus Frankreich, kommt bei einigen Songs als zusätzliche Sängerin zum Einsatz. Wenn auch die drei Bläser, die bei vielen Liedern zum Einsatz kommen, auf der Bühne waren, stieg sie Gesamtzahl der Musiker so auf zwölf Personen.
Was die ursprünglichen High Flying Birds angeht, ist übrigens nur noch der Keyboarder Mike Rowe mit von der Partie, alle anderen wurden zwischenzeitlich ausgetauscht - und mit Gem Archer an der Gitarre und Chris Sharrock am Schlagzeug haben nun auch zwei ehemalige Oasis- und Beady Eye-Mitglieder ihren Weg zurück zu Noel gefunden.
Trotz all der Änderungen blieb Noel natürlich seinem Timing treu, der Auftritt begann um Punkt 21 Uhr. Gleich im ersten Lied "Fort Knox" hatte YSEÉ eine größere Rolle und verließ anschließend zunächst die Bühne. Es folgte die Single "Holy Mountain", in der Charlotte wie im Video einige Passagen auf der Flöte spielte. Ihr zweiter größerer Auftritt erfolgte im übernächsten Lied "It's a Beautiful World" - am Ende sprach sie ihren französischen Text in einen altmodischen Telefonhörer. Auch Charlotte verließ, wenn sie nichts zu tun hatte, die Bühne. Die ersten vier Lieder des Sets entsprachen übrigens auch in der Reihenfolge genau den ersten Songs auf der neuen Platte „Who built the Moon?“.
Es folgte eine Reihe von älteren Liedern. Vor "If I had a Gun" las Noel, der zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht mit dem Publikum gesprochen hatte (Dialog hinter mir: "Ich finde das doof, dass der uns nicht begrüßt!" "Orrrr, Mama!") mit zusammengekniffenen Augen ein Pappschild vor, das im Publikum hochgehalten wurde, und auf dem sich eine Luciana irgendein Lied wünschte. Er erklärte, dass sie ganz offenbar Regel Nummer 1 nicht kenne, denn diese besagte, dass er so gut wie nie etwas spielen würde, das sich jemand auf einem Schild wünscht. Immerhin bekam Luciana dann "If I had a Gun" gewidmet.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde mir auch eine weitere Neuerung dieser Tour klar, denn es hatte für die bislang gespielten Lieder keinerlei Videoanimationen gegeben. Einige von diesen Kurzfilmen hatten wir seit 2011 immer wieder zu sehen bekommen, nun dachte Noel offenbar, es sei nun doch einmal Zeit für etwas Neues. Oder zumindest etwas Anderes, denn außer gelegentlichen Farbwechseln in der Beleuchtung passierte im Bühnenhintergrund eigentlich nichts.
Nach "Dream On" wurde Düsseldorf dann endlich offiziell begrüßt (die Mutter hinter mir jubelte). Noel fragte, was denn normalerweise Montagabends in der Stadt geboten sei (und vermutete "fuck all") und stellte dann fest, es seien ja auch Oasis-Fans anwesend, was von lauten "Yorkshire"-Brüllern unterbrochen wurde. Mit dem Hinweis, dass Yorkshire das "arsehole of England" sei, leitete Noel die Tatsache ein, dass nun die ersten Oasis-Songs des Sets kommen sollten, "Little By Little" und "The Importance of Being Idle". Die Oasis-Lieder wurden übrigens fast ausnahmslos von der rein männlichen Grund-Bandbesetzung gespielt. Neu-Altzugang Gem Archer dürfte bei „Little by Little“ und später bei zwei anderen Oasis-Titeln zudem das Gitarrensolo übernehmen - vielleicht hatte er sie noch im Kopf.
Vor „The Importance of being Idle“ witzelte Noel, er habe den nächsten Song schon seit langer Zeit nicht mehr gespielt - seit gestern Abend nämlich - und hoffe, dass er ihn noch hin bekomme. Nach dem Lied (er schaffte es ganz gut) setzte er hinzu, er habe den Song in nur einem Abend geschrieben, das sei wirklich nicht viel Arbeit gewesen - aber immer noch mehr als das nun folgende, neue „Dead in the Water“, das zu schreiben sei ein „piece of piss“ gewesen. Er bot den Song dann allein mit dem Keyboarder dar, alle anderen verließen dafür die Bühne.
Als für „Be Careful What You Wish For“ alle Musiker, auch die drei Frauen, auf die Bühne zurück kehrten, nutzte Noel die Gelegenheit, alle anwesenden Damen vorzustellen, wobei er mit Jessica begann, die aber zu diesem Zeitpunkt gerade erst die Bühne betrat und so schnell an ihren Platz eilen musste. Noel kommentierte das mit einem Spruch über immer zu spät kommende Frauen.
Nicht nur bei den Vorstellungen - nach und nach wurde im Laufe des Sets jeder bedacht, Russell Pritchard sogar zweimal, einmal als Bassist und einmal für backing vocals, bekam ich den Eindruck, dass alle auf der Bühne sich ausgesprochen gut verstanden und freundliche Späße miteinander machten, es wurde viel gelacht und gelächelt. Ich kann mich nicht erinnern, dass bei früheren Noel Gallagher-Auftritten in dieser Ausprägung erlebt zu haben. Vielleicht haben die High Flying Birds nun ja ihr ideales Lineup erreicht.
Nun folgte endlich „She taught me how to fly“, denn natürlich hatten wir uns auch auf Charlottes berühmten Scheren-Auftritt gefreut. Hören konnte ich das Gerät allerdings kaum. Danach war es wieder Zeit für zwei Oasis-Songs, „Wonderwall“ haben nun beide Gallagher-Brüder in ihrem aktuellen Live-Set. Für mich litt das Lied, wie auch einige andere, darunter, dass es direkt hinter mir (von der zur Mutter gehörenden Tochter) sehr laut und schlecht mitgesungen oder eher -gebrüllt wurde. Textsicherheit ist für die direkte Umgebung nicht immer ein Segen.
„AKA... What a Life!“ schloss den Hauptteil des Sets ab, die Zugabe folgte quasi sofort. Wieder waren alle drei Frauen an einer leider endlosen Version des eher mittelprächtigen „The Right Stuff“ beteiligt. Nun folgten die letzten beiden Oasis-Songs, wobei Noel den Refrain zu „Don’t Look Back in Anger“ weitestgehend dem Publikum überließ.
Am Ende gab es eine letzte Neuerung, denn das Set schloss mit einem Beatles-Song, „All you need is Love“. In die letzten paar Takte flossen zudem einige Zeilen der Beatles-Persiflage-Band The Rutles ein, nämlich „Love is the meaning of life, life is the meaning of love“. Dann erfolgte noch eine gemeinsame Verabschiedung der Band mit Verbeugung - auch etwas, das ich bei Herrn Gallagher noch nicht erlebt hatte und das dem gesamten Auftritt einen weiteren freundlichen Touch gab.
Noel entließ uns mit dem Hinweis, wir würden uns sicher im Sommer bei irgendeinem beschissenen Festival wiedersehen, er sei leider dieses Jahr nirgendwo als Headliner gebucht worden.
Insgesamt ein schönes Konzert, das von den kleinen Änderungen gegenüber anderen Touren hinsichtlich Wärme und Abwechslung profitierte. Vielleicht ginge es im Innenministerium ja auch wirklich harmonischer und konstruktiver zu, wenn es in der Führungsriege einige Frauen gäbe?
Setliste:
Fort Knox
Holy Mountain
Keep on Reaching
It's a Beautiful World
In the Heat of the Moment
Riverman
Ballad of the Mighty I
If I Had a Gun...
Dream On
Little by Little (Oasis Song)
The Importance of Being Idle (Oasis Song)
Dead in the Water
Be Careful What You Wish For
She Taught Me How to Fly
Half the World Away (Oasis Song)
Wonderwall (Oasis Song)
AKA... What a Life!
The Right Stuff
Go Let It Out (Oasis Song)
Don't Look Back in Anger (Oasis Song)
All You Need Is Love (The Beatles Cover)
Mein Freund kennt mich mittlerweile ganz gut: In dem Wissen, dass ich auf den Vorschlag, für eine Band, die hauptsächlich er gerne sehen wollte, am Samstag bis nach Aachen zu fahren, wenig begeistert reagieren würde, machte er stattdessen ein anderes Angebot: Fahrt zum Outletshopping in Maasmechelen, anschließend quasi auf der Rückfahrt Konzertbesuch in Aachen.
Grundsätzlich war ich für diese Art Ausflug viel eher zu begeistern - in diesem Fall war ich aber gar nicht sonderlich Shopping-erpicht. Im März hatte ich erst einige Kleidungsstücke gekauft und insgesamt nicht das Gefühl, dass meine Garderobe größere Lücken aufweist. Also machte ich den Gegenvorschlag, einfach ein wenig Aachen zu besichtigen - dort war ich meines Wissens nur einmal, und zwar irgendwann in den frühen 80ern, also vermutlich mit weniger als zehn Jahren. Da konnte ein Update nicht schaden.
In Aachen angekommen fuhren wir allerdings als erstes nach Vaals - der niederländische Ort grenzt unmittelbar an die Stadt, so dass man kaum merkt, dass man die Grenze überschritten hat. Im Supermarkt Albert Heijn befriedigten wir typisch deutsche Bedürfnisse nach Spekulatius-Brotaufstrich, niederländischer Schokolade und Stroopwaffeln, ein in Deutschland nicht erhältliches Ben & Jerry's Eis mussten wir in Ermangelung einer Transportmöglichkeit traurig zurücklassen. Diese Aachener haben es gut!
Erst anschließend ging es in die Aachener Innenstadt, wo wir den Dom besichtigten und uns durch die bei Sonnenschein sehr belebten Innenstadtgassen treiben ließen. Die Tatsache, dass der Tag so schön war und die Menschen erleichtert darüber, dass der Winter nun doch endlich vorbei zu sein scheint, trug sicherlich etwas zur Stimmung bei, dennoch hinterließ Aachen auch wegen seiner schönen Straßen und zahlreichen Brunnen bei mir einen überaus positiven Eindruck.
Als wir uns dann um halb 8 zur "Raststätte" begaben, waren wir zunächst verwirrt: Nicht nur schienen wir die ersten Konzertgäste überhaupt zu sein, man reagierte auch einigermaßen überrascht darüber, dass wir bereits da waren. Schnell zeigte sich: Die überall vermerkte Anfangszeit 20 Uhr war der Einlassbeginn. Nachdem wir den bescheidenen Eintritt bezahlt und Getränke nahe am Selbstkostenpreis erworben hatten, mussten wir also noch lange warten. Wir hatten somit viel Zeit, die Betreiber (alle sehr freundlich und, wenn man die Preise bedenkt, sicher ehrenamtlich vor Ort) sowie die langsam eintreffenden Gäste (vielfach erstaunlich hipsterig) zu beobachten, bevor das Konzert dann gegen 21 Uhr losging.
Beim Namen "Raststätte" hatte ich mich zunächst gefragt, ob man mit so einem Lokalnamen nicht Missverständnisse gerade bei ausländischen Gästen und Musikern hervorruft - die dann gegebenenfalls wirklich zu einer Raststätte fahren und sich dann unsicher sind, ob sie in "Aachen Nord" oder "Aachen Süd" auftreten sollen. Diese Raststätte ist in jedem Fall ein ehemaliges Ladenlokal, das eher notdürftig mit einer Bar und einer Bühne ausgestattet ist. Neben Konzerten gibt es hier auch diverse Poetry und Song Slams. Da es im Inneren im Vergleich zum Frühlingstag draußen eher kühl war, holten sich die meisten Gäste zunächst innen Getränke und warteten die Zeit bis zum Konzertbeginn draußen im Warmen ab. Insgesamt kamen um die vierzig Besucher, die den kleinen Raum ganz gut füllten.
Kraków Loves Adana ist ein Duo aus Hamburg, wobei das Songwriting zumindest des neuesten Albums "Songs After the Blue" komplett bei der Sängerin Deniz Çiçek liegt, die in ihren Songs diverse Einflüsse verarbeitet - beim Aachener Konzert wurden diese praktischerweise auch meist gleich mit dazu erklärt. Çiçek und ihr Mitmusiker Robert Heitmann spielten zu Beginn beide Gitarre, während die Beats und andere Klänge eingespielt wurden. Çiçek trug einen hellblauen Anzug, den ich später im Video zu "The Day the Internet died" wieder erkannte. Vielleicht ja auch ein Verweis auf den Albumtitel? Heitmann betreibt das Label "Better Call Rob", bei dem sämtliche Alben erschienen sind und war komplett in schwarz gekleidet.
Los ging es mit "Darkness Falls", bei dem Çiçeks tiefe Gesangsstimme noch recht unsicher und teils auch schief klang, was aber ab dem zweiten Lied "False Alarm" viel besser wurde. "Beautiful Lie" hatte sie geschrieben, als sie erfuhr, dass Kristen Stewart sich von Soko getrennt habe - ein Ereignis, das ich nach dem Konzert erst einmal nachgooglen musste. "Never Quite Right" ist ein Bokowski-Zitat, "Rapture" eine Hommage an die Musikkassette. In der aufgenommenen Version des Liedes singt Çiçek parallel zu ihrer gewohnt tiefen Stimme teilweise sehr hoch, so dass mein Freund sich schon im Vorfeld gefragt hatte, wie sie das wohl live bewerkstelligen würde und ob die höhere Stimme eventuell eingespielt werden würde. Live ließ sie die hohen Passagen aber einfach weg und wälzte sich zum Ausgleich am Ende des Songs Gitarre spielend auf dem Boden.
Wenn mir jemand von dem Wälzen erzählt hätte, hätte ich es vermutlich als potenziellen Fremdschäm-Moment betrachtet - derart große Gesten auf einer kleinen Bühne können ja leicht albern wirken. In diesem Fall empfand ich das aber gar nicht so, irgendwie passte es zu Song und Situation.
Zu "Not another sad Guitar" wechselte sie, gewissermaßen der Logik des Titels nachkommend, für einige Lieder ans Keyboard. "Hamburg" widmete sie der Stadt, die sie "so liebt aber auch so hasst". Dieses Lied wie auch das darauf folgende "The Day the Internet Died" stammen vom neuen, deutlich elektronischeren Album, und für diese beiden Songs wechselten beide Musiker an die Keyboards.
"Follow the Voice" wurde als neues Lied angekündigt und ist möglicherweise so brandneu, dass es nicht einmal auf dem aktueller Album ist. "Illusion of Control", für das Çiçek an die Gitarre zurück kehrte, nimmt in Inhalt und auch Stil Bezug auf Ian Curtis und Joy Division, wurde aber statt dem Musiker dessen Frau gewidmet.
Damit war das kurze Konzert dann schon fast vorbei, die Band verließ die Bühne und zumindest mein Freund rechnete mit einem nun folgenden ausgiebigen Zugabenteil mit mindestens drei Liedern, etwa "Youth Unspoken", "Once in July" oder etwas vom zweiten Album "Interview". Çiçek kehrte aber allein für nur eine Zugabe zurück: "Surrender" ein Cover der Band Suicide.
Vielleicht spielen die beiden ja mehr, wenn wir sie ein weiteres Mal sehen, denn das kurzweilige Konzert ging allzu schnell vorbei.
Setliste:
Darkness Falls
False Alarm
Beautiful Lie
Never quite right
Rapture
American Boy
Not another sad guitar
Hamburg
The day the internet died
Follow the Voice
Illusion of Control
Surrender (Suicide cover)