neulich als ich dachte
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Man könnte fast meinen, Corona sei vorbei: Schon wieder fuhren mein Freund und ich am Freitagabend nach Köln, um dort ein Konzert zu besuchen. Dieses Mal nicht am Tanzbrunnen, sondern auf einer umfunktionierten Open Air Fläche des Kölner Stadtgartens namens "Green Room". Nicht nur der Veranstaltungsort war uns neu, auch das Ticketkonzept war anders als gewohnt: Man konnte online nicht Karten, sondern Tische reservieren, und das auch nur als Zweier- oder Vierergruppe. Ein Einzelbesucher hätte (was aus Pandemieperspektive natürlich durchaus vernünftig ist) einen Zweitertisch reservieren müssen und damit doppelt bezahlt. Hinzu kam dann noch ein Mindestverzehr von 10 Euro pro Person - dieser wäre für den theoretischen Einzelbesucher dann ebenfalls doppelt angefallen, und vermutlich war auch deshalb keiner da. Das Konzert war dennoch ausverkauft.

Wenn man bei einem Konzert schon einmal einen eigenen Tisch hat und noch dazu etwas konsumieren "muss", kann man ja auch gleich vor Ort abendessen - dachten wir uns und kamen deutlich früher als zum angekündigten Beginn um 20 Uhr, man will der Band ja - unser Tisch war direkt vor der Bühne - nicht das gesamte Konzert lang etwas vormampfen. Um 19 Uhr waren wir allerdings die ersten Gäste, der Einlass hatte gerade erst begonnen.


Das Zeitpolster kam uns dennoch gelegen, denn während ich meinen bestellten Flammkuchen quasi postwendend erhielt, musste mein Freund so lange auf seinen Veggie-Burger warten, dass ich bei dessen Ankunft schon fast aufgegessen hatte. Der Green Room ist mit seinen 100 Sitzplätzen im Vergleich zum sonstigen Stadtgarten-Biergarten ein kleiner abgetrennter Bereich, hinter meinem Freund sah ich die ganze Zeit die Bedienungen auf- und abflitzen, die Küche hatte also ordentlich zu tun. Auch die Musiker sah ich im Biergarten bei einem Vor-Konzert-Abendessen sitzen.
 
Der Green Room ist weitestgehend überdacht, was sich im Laufe des Abends als vorteilhaft erwies. Es haben allerdings längst nicht alle Tische eine uneingeschränkte Sicht auf die kleine Eckbühne. Es wurden übrigens das gesamte Konzert lang Essen und Getränke serviert, was möglichst ruhig erfolgte, aber dennoch sehr ungewohnt war. Eine klirrende Bar, wie ich sie schon bei anderen Konzerten erlebte, stört aber mehr.


Kurz nach 8 begann dann das Konzert. Hannes Wittmer machte früher als Spaceman Spiff Musik, unter diesem Namen habe ich hier (und hier und hier) schon mehrmals über seine Auftritte berichtet. Zwischenzeitlich ist bei dem Musiker einiges passiert: Er hat seinen alten Künstlernamen an den Nagel gehängt und außerdem auch das Konzept seiner musikalischen "Leistungen" geändert: Seine Musik vertreibt er nun ausschließlich via seine Website bei optionaler Bezahlung, seine Liveauftritte sind normalerweise "pay what you want".

Wittmer ist aktuell auf einer Minitour in Deutschland, Köln bildete den Auftakt, so dass er und seine Mitmusikerin Clara Jochum nach eigenen Angaben besonders froh und aufgeregt waren. Die meisten Lieder wurden von Wittmer angekündigt und ein bisschen erklärt, während ihn Jochum nicht nur am Cello, sondern auch am Glockenspiel und Keyboard unterstützte, zwischendurch für drei Lieder die Bühne verließ und dann später mit frisch gefüllten Weingläsern zurückkehrte.


Wittmer hat vor Kurzem auf seiner Website ein Minialbum veröffentlicht, das er komplett spielte - die Songs wurden jeweils als "Fast-Weltpremiere" angekündigt, da Wittmer sie erst einmal in Würzburg live gespielt hatte. Zusätzlich hörten wir Songs von seinem ersten Album "Das große Spektakel" und auch alte Spaceman Spiff-Lieder. 
 
Zu vielen bekamen wir live Erklärungen - während Wittmer am Anfang des Abends noch meinte, er werde weniger erzählen als bei seinem letzten Kölner Konzert im Artheater, musste er das später zurücknehmen, weil er dann doch recht viel zu sagen hatte. Beispielsweise hörten wir, dass "Rom" inhaltlich betrachtet eine Fortsetzung von "Teesatz" ist, und dass er zunächst überrascht war, als ihn eine Freundin bat, auf ihrer Hochzeit ausgerechnet "Norden" zu spielen - ein Lied, dass er selbst bis dahin für eher anti-partnerschaftlich gehalten hatte. Er denkt aber nun, dass man das Lied auch anders verstehen kann, nämlich als Verständig von Liebe als Bereitschaft, die eigene Freiheit freiwillig für jemand anderen einzuschränken - was ihm wiederum am Vorabend einer weiteren Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstration in Berlin als wichtige Botschaft erschien.


"Schatten" hörten wir in einer neuen Version, für die er die ursprünglich fürs Klavier gedachten Passagen auf die Gitarre übertragen hatte, denn live Klavier spielen macht ihn nervös. Überhaupt, die Versionen: Während das meiste, das wir an diesem Abend hörten, natürlich akustisch war, erklangen bei "Mind the Gap" und "Vorwärts ist keine Richtung" plötzlich - vorab aufgenommene - Schlagzeugklänge. Wittmer erwähnte, das sei "Jonny aus der Dose", da sein Schlagzeuger Jonny König bei der Tour aus Abstand-Gründen nicht dabei sein kann. Die Lieder mit Percussion boten schöne Abwechslung. Eine weitere hatte vorher schon "10.000 Kilometer" dargestellt, denn Wittmer spielte es an Stelle eines eigentlich anderen, geplanten Liedes, weil seiner Meinung nach die Stimmung zu ruhig und sentimental geworden wäre. So gab es auch ein bisschen Krach.

Das gängige Konzertkonzept "Band kommt scheinbar zum Ende, nach Applaus kommen ohnehin eingeplante Zugaben" wurde übrigens für diesen Abend ausgesetzt, wir erfuhren einfach, dass "Satelliten" das offiziell letzte Lied gewesen wäre und anschließend die "Zugaben" kamen.


Im Anschluss an das Konzert hätte man noch diverse Tonträger erwerben können, mein Freund hatte allerdings das Luxusproblem, bereits alles zu besitzen.
 
Ein gutes Konzert in angenehmer Atmosphäre - schön, dass uns dieser Sommer zumindest drei Open Air-Konzrte beschert hat, denn bald wird es vermutlich zu kalt sein, um draußen Musik genießen zu können.


Setliste:

Fragen
Teesatz
Rom
Ich du er sie ich  
Straßen
Norden   
Die Beschissenheit der Welt 
100 000 Kilometer  
Schatten
Han Solo
Oh Bartleby
Die letzte Eule in Athen
Nachruf 
Mind the Gap 
Satelliten
Photonenkanonen
Vorwärts ist keine Richtung 
Lichtgeschwindigkeit 

Schon länger hatte ich vor, ein Update zu meinen bisherigen Artikeln (hier und hier) über das Fashion Outlet in Montabaur zu schreiben - ursprünglich sollte es darin um weitere Entwicklungen sowie die Zukunftsplanung (soweit sie mir bekannt ist) gehen. Nur schien mir nicht allzu viel zu sagen zu sein - manche Geschäfte sind nicht mehr da, andere hinzu gekommen, eine Erweiterung geplant. Dann kam erst Corona und dann, vor einigen Wochen, das fünfjährige Jubiläum - jetzt gibt es jede Menge zu erzählen!

"Wer einmal in Montabaur war, der weiß, wie sich Einsamkeit in einem FOC anfühlt. Das Ambiente, das den Charme des Hofs einer Gesamtschule aus den 1980er Jahren ausstrahlt, tut sein Übriges" schrieb die ImmobilienZeitung im Dezember 2018 in einem Artikel mit dem Titel "Niemand braucht neue FOC".


Tatsächlich hatte auch ich (die bis März so gut wie jeden Abend durchs Center vom Bahnhof nach Hause lief) jahrelang den Eindruck, dass abseits von Wochenende und Sonderaktionen wie Late Night Shopping im FOC, das vom jetzigen Eigentümer Neinver etwas sperrig in "Montabaur The Style Outlets" umbenannt wurde, eher wenig los war. Andererseits würde ich fast vermuten, dass das in jedem Outlet so sein dürfte: Wer hat schon wochentags tagsüber Zeit für einen Einkaufsbummel? In städtischen Fußgängerzonen mag das anders sein, hier erledigt man als arbeitende Person auch schnell etwas in der Mittagspause - aber in einem Outlet? Ob im Wertheim Village oder Zweibrücken wochentags so viel mehr los ist?

Anders als die ImmobilienZeitung unkte, schienen auch die Umsatzzahlen zwischenzeitlich zu stimmen -  zumindest gab der Betreiber für 2019 an: "Halle Leipzig The Style Outlets und Montabaur The Style Outlets erzielten mit in Summe zweistelligen Zuwächsen der Umsatz- und Besucherzahlen die im europäischen Vergleich stärkste Entwicklung: Der Umsatz beider Center stieg in Summe um 15%, die Besucherzahlen um 10% auf 3,4 Millionen an."  Separate Zahlen für Montabaur sind leider nicht erhältlich.
 
Gleich drei Geschäfte haben mittlerweile zugemacht, weil sie auch außerhalb des Outlets nicht mehr existieren: Bench, Gaastra und auch das größte Restaurant La Place. Letzteres wurde dreigeteilt und durch die Nachfolger Starbuck's, Pommes-Freunde und Dean & David ersetzt.


Ebenfalls nicht mehr da sind Schneider Salzburg, Better Rich, Kunert, Stefanel, Benetton und die britische Schuhkette Clark's, neu dabei dagegen Petrol Industries, Samsonite, Sigikid, Seidensticker, Only und Geox. Ebenfalls dazu gekommen ist ein Puma Outlet Shop sowie Haribo, beide testen mit ihren Filialen in Montabaur erstmalig das Outlet-Konzept. Und zuletzt gibt es mittlerweile im "Nicht Fashion Outlet"-Bereich des Centers eine Filiale des Einrichtungsgeschäftes Depot, die auch einen kleinen Bereich mit Ausverkaufsware hat. Die 60 Ladengeschäfte sind mittlerweile alle vermietet, dazu kommen neben Depot und Haribo noch The Body Shop, Lindt und Ravensburger als Geschäfte, die offiziell nicht zum Outlet zählen.


Unabhängig von der wachsenden Besucherzahl scheint der Betreiber dasselbe Manko wie ich identifiziert zu haben: Das Center ist einfach relativ klein und rechtfertigt aus diesem Grund - und weil es an echten Luxusgeschäften nach wie vor mangelt - kaum eine Anfahrt aus den Metropolenregionen Köln oder Frankfurt, die zudem im Einzugsgebiet größerer Outlets liegen. Im Herbst 2019, als von Corona noch keine Rede war, wurde bekannt, dass die Verkaufsfläche in Montabaur von aktuell 10.000 Quadratmetern auf mehr als das Doppelte vergrößert werden soll. Statt 930 Parkplätzen soll es dann zudem 1400 geben. Strategisch halte ich diesen Schritt durchaus für richtig, als Anwohnerin frage ich mich allerdings auch, wie man diese Vergrößerung ohne kompletten Verkehrskollaps der Zubringerstraßen bewerkstelligen will. Schon jetzt bilden sich an Samstagen häufig gewaltige Rückstaus zum Parkplatz, die den Zugang zur Autobahn auch für Nicht-Shopper schwierig machen. Zu allem Überfluss ist in der Nachbarschaft des Outlets auch ein weiteres Wohnviertel geplant, das Verkehrsaufkommen wird sich also in jedem Fall weiter erhöhen, die Straßenkapazität jedoch nicht.

Eine Erweiterung des Outlets würde zudem bedeuten, dass die aktuell noch recht großzügig vorhandenen Grünflächen dann sicherlich Geschichte wären. Außerdem: Wenn ich mir im Vergleich die Marken ansehe, die es im größeren Schwester-Outlet in Leipzig zusätzlich gibt, und die es im Falle einer Erweiterung dann sicherlich auch nach Montabaur schaffen würden, scheinen mir keine echten Publikumsmagnete dabei zu sein - die einzige Ausnahme wäre vielleicht Adidas. Das Luxussegment würde auch weiterhin nicht bedient. Aber würden noch mehr Alltagsmarken wie Street One, Cecil, Ecco und Schiesser Massen an neuen Einkäufern anlocken?


Seit Beginn der Pandemie habe ich nichts mehr über die Ausbaupläne gelesen, sie liegen vermutlich erst einmal auf Eis. Das Outlet an sich jedoch scheint, so weit ich es von außen beurteilen kann, nicht allzu stark unter der generellen Einkaufsmüdigkeit der Deutschen (über die aktuell viel in den Medien berichtet wird) zu leiden: Obwohl auch außerhalb der Geschäfte im Center momentan Gesichtsmasken getragen werden müssen, scheint mir der Besucherandrang aktuell recht groß zu sein - vielleicht auch, weil manche das Outlet in der Ferienzeit als Ausflugsziel nutzen. Die einzelnen Geschäfte müssen jeweils darauf achten, dass nicht allzu viele Besucher gleichzeitig einkaufen, und aktuell sehe ich täglich vor dem Nike-Geschäft eine lange Schlange geduldig Wartender. 


Vor einigen Wochen wurde dann am Wochenende und mit Sonderrabatten auch das fünfjährige Jubiläum gefeiert. Per Newsletter erfuhr ich dabei von einem neuen Maskottchen, "Captain Outletti", einer Art Pirat mit quaderförmigem Kopf. Als Nicht-Maskottchen-Expertin scheinen mir sowohl der Name als auch die Figur, nun, lieblos zu sein - ein wenig, als habe man am Ende eines langen Meetings der Verantwortlichen in fünf Minuten noch schnell diese Maskottchensache klären müssen. So entschied man sich dann dafür, dass Karo-Logo des Outlets als Kopf zu nutzen, Kinder mögen Piraten, fertig. Aber vermutlich falle ich sowieso nicht in die Zielgruppe...

Was aber diese Zielgruppe angeht, also die kleinen Besucher, steht dieser sonst auch nicht gerade viel zur Verfügung - im Rahmen von Events müssen stets Pavillons für die Kinderbespaßung aufgestellt werden, weil es keinen Spielplatz und auch sonst nichts gibt, das für Kinder in irgendeiner Form einladend wäre.



Bereits vor knapp drei Jahren berichtete ich hier über die teils kuriosen Badezimmer, die mir bei unserer virtuellen Haus- oder Wohnungssuche im Westerwald unterkamen. Die Suche hat leider bislang nicht zum Erfolg geführt, die Suche nach ungewöhnlichen beziehungsweise zeitgeschichtlich interessanten Badezimmern allerdings verläuft nach wie vor sehr ergiebig - so dass der Vergleich zu einem Wes Anderson-Film nicht mehr so gut funktioniert. Wir sprechen hier eher von einer Serie, und zwar von einer mit mehreren Staffeln. Hier also die nächsten Kandidaten, die eine Vorstellung verdienen:

5.



4.



3.



2.



1.




Ich erwähnte ja schon, dass ich in London die eine oder andere Tafel Schokolade erworben hatte. Bei Harrod's wanderte nicht nur die Schokolade von William Curley in den Einkaufskorb, sondern die noch kleineren Täfelchen einer Marke namens Raw Halo, die ich im Vorfeld überhaupt nicht kannte.

Zum Produkt

Raw gleich roh, mein Schokoladentest feiert eine Premiere, denn keine der hier bislang vorgestellten Schokoladentafeln enthielt Rohkakao. Kakaobohnen werden nämlich nach dem Ernten und Fermentieren normalerweise gröstet, dieser Schritt fehlt bei dieser Art Kakao und den darauf basierenden Produkten. Solche Produkte enthalten mehr Antioxidantien als reguläre Schokolade und schwimmen deshalb ein bisschen auf der "Gesund-Welle" mit.

Das Unternehmen Raw Halo besteht erst seit 2012. Die Gründerin erzählt auf der Website, dass sie auf der Suche nach einer Schokolade mit wenigen und einfachen Zutaten nicht fündig geworden war und deshalb ein eigenes Produkt lancierte. Nicht ganz überzeugend, denn die eine oder andere "einfache" Schokolade war sicher auch 2012 schon auf dem Markt.

Die Raw Halo-Tafeln kann man heute in verschiedenen britischen Ketten wie Waitrose und Morrisons kaufen und auch online bestellen.

Originalität

Auf der Website finde ich die bunten Tafeln, deren Design leider kurz nach meinem Einkauf komplett verändert wurde, in überschaubaren sieben Geschmacksrichtungen. Die gewöhnlichste ist dabei "Dark 85  %", die ungewöhnlichste "Mylk & Pink Salt" ("Mylk" ist dabei ein Hersteller von Pflanzenmilch, dessen Produkt für sämtliche Milchschokoladen zum Einsatz kommt - die somit vegan sind).

Ich habe noch nicht oft Schokolade mit Rohkakao in Geschäften gesehen und halte diesen Aspekt für den originellsten des Produkts. Das Design ist zumindest hübsch, die Sortenauswahl zwar attraktiv, aber auch nichts Besonderes. 7/10

Nachhaltigkeit

Raw Halo konzentriert sich mit seinem Produkt auf Kunden, denen Sustainability Geld wert ist. So kommen laut Website sämtliche Zutaten von kleinen Biofarmen und werden fair bezahlt. Die Schokolade selbst wird in einer Werkstatt produziert, die benachteiligten Menschen Arbeit gibt. Darüber hinaus wird für je tausend (!) verkaufte Schokoladentafeln (na ja, zumindest sind die Tafeln an sich recht klein) in Zusammenarbeit mit One Tree Planted je ein Baum gepflanzt.

Alle Sorten tragen das Biosiegel und sind vegan. 5/5

Zutatenqualität

Angesichts der Gründungsgeschickte wäre es schon absurd, wenn ich auf den Zutatenlisten meiner Schokoladentafeln etwas Suspektes finden könnte. Dem ist auch nicht so. Die Sorte "Dark + Ginger and Pekan" enthält Kakaobutter, Kakao, Kokosblütenzucker, Pekannüsse und Ingweröl, sonst nichts.

In der Geschmacksrichtung "Mylk + Salted Caramel" findet man ebenfalls Kakaobutter, Kakao und Kokosblütenzucker, außerdem Cashewnüsse, Lucumapulver, Inulinpulver, Himalayasalz und natürlich Karamellgeschmack. Lucumapulver ist hierbei, genau wie Inulin, eine Zutat zum Süßen, die sich besser liest als Zucker. Was mich hier irritiert, ist, dass die auf der Vorderseite genannte "Mylk" überhaupt nicht genannt wird. Vielleicht besteht sie aus Cashewnüssen und den beiden Zuckern.

Rein qualitativ gibt es hier zumindest nichts zu meckern, wobei mir persönlich die Quelle meines Zucker egal ist - ich glaube nicht, dass Zuckerrüben oder Zuckerrohr gesünder oder weniger gesund sind als Kokosblütenzucker, Agavensirup oder was auch immer. Für die gesundheitsbewusste Zielgruppe ist das aber sicher von Vorteil. 9/10


Preis / Leistung

Wenn man bei Harrod's einkauft, muss man sich nicht über hohe Preise wundern. Für meine beiden Tafeln, die je ganze 35 Gramm wiegen, habe ich stolze 3,50 Pfund bezahlt! Pro Stück! Selber schuld, denn auf der Website sehe ich, dass man sie direkt beim Hersteller für 1,99 Pfund bekommen könnte. 2/5

Geschmack

Die Sorte "Mylk + Salted Caramel" schmeckt... unerwartet. Neben Schokolade, Karamell und ein bisschen Salz dominiert ein seltsamer, malziger, leicht muffiger Eigengeschmack, der das Vergnügen an der Schokolade stark schmälert. Ob das diese Mylk ist? Ich glaube nicht, dass ich diese 35-Gramm-Miniportion aufessen werde. 7/15

Besser gefällt mir da "Dark + Ginger and Pekan": Der Ingwergeschmack ist stark und prägnant, die Pekannüsse kann ich zwar sehen und fühlen, aber kaum schmecken (obwohl ich Pekannüsse sehr mag, zeigen die bisherigen Tests, dass es offenbar sehr schwierig ist, sie erfolgreich als Schokoladenzutat einzusetzen). Ingwer ist als Geschmacksrichtung natürlich schon sehr speziell, aber wer ihn und dunkle Schokolade mag, wird nicht enttäuscht sein. 10/15

Den Rokhkakao kann ich als solchen übrigens überhaupt nicht wahrnehmen, die Schokolade schmeckt für mich einfach wie Schokolade.

Gesamturteil

Die Raw Halo-Schokoladen erreichen in den objektiv bewertbaren Kategorien insgesamt 23 von 30 möglichen Punkten. Inklusive Geschmack liegt dann "Mylk + Salted Caramel" bei 30 und "Dark + Ginger and Pekan" bei 33 von jeweils 45 erreichbaren Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.




Es ist der Sommer 2020, Auslandsreisen sind dank Corona eine komplexe Angelegenheit und viele Deutsche besinnen sich darauf, einmal anzusehen, was das eigene Land so zu bieten hat. So letzte Woche auch mein Freund und ich - schließlich wohnen wir nicht allzu weit von der Eifel entfernt, und sogar Spiegel Online ist der Meinung, dass man diese einmal näher betrachten sollte.

Unser erster Stopp des Ausflugstages war die Burg Eltz, eine quasi prototypische Burg, älteren Mitbürgern vom früheren 500-DM-Schein bekannt. Fun Fact: Mit 14 wollte ich wie alle Teenager gerne überall Poster aufhängen, die Außentür meines Zimmers grenzte aber direkt ans Schlafzimmer meiner Eltern, die deshalb Mitspracherecht hinsichtlich der Türdeko von außen hatten. Wir konnten uns nach harten Verhandlungen dann letztlich auf ein Poster der Burg Eltz einigen.


Da die Burg also sehr bekannt und beliebt ist, und außerdem in diversen Bundesländern Sommerferien sind, bemühten wir uns, früh am Tag anzukommen: Als Corona-Schutzmaßnahme dürfen nämlich immer nur 200 gleichzeitig Besucher in die Burg.

Als wir kurz vor 10 auf dem Parkplatz ankamen, zeigte sich schnell, dass wir uns wohl mehr Mühe hätten geben müssen: Er war schon ordentlich gefüllt. Von einem Aussichtspunkt auf dem Fußweg zwischen Parkplatz und Burg konnte man dann bereits sehen, dass vor dem Burgeingang bereits eine lange Menschenschlange wartete.

Normalerweise kann man das Burggelände anscheinend kostenlos betreten und muss lediglich für eine Besichtigung des Inneren Eintritt bezahlen. Aktuell wird das anders gehandhabt: Man bezahlt gleich am Burgtor für eine Führung und die Schatzkammer und kann nur anschließend überhaupt das Gelände betreten. Man muss zudem überall eine Mund-Nasen-Maske tragen.


All das finde ich richtig und gut, anders wäre es sicherlich nicht möglich, irgendeine Form von Abstand zu gewährleisten. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum es die Betreiber im Jahr 2020 nicht schaffen, Onlinetickets zu verkaufen. Dann könnten alle Besucher vorab bestimmte Zeitfenster buchen und niemand müsste lange anstehen.

Letztlich mussten wir das - zunächst - auch nicht, die lange Schlange vor dem Burgtor bewegte sich erfreulich schnell, und nach 20 Minuten konnten wir bereits das Gelände betreten. Dort bogen wir allerdings um die erste Ecke und standen in der nächsten Schlange, diesmal im Rückstau für die Burgführung. Hier mussten wir deutlich länger warten, da - verständlicherweise - nur Kleingruppen durch die Innenräume geführt werden.

Als wir auch diese Schlange überstanden hatten, führte uns ein recht unenthusiastischer Führer durch die überaus sehenswerte Auswahl von Innenräumen, die für Besucher zugänglich sind. Die auswendig aufgesagten Erklärungen waren aber vor allem für die teilnehmenden Kinder wenig spannend, eines rief schon im ersten Raum enttäuscht „Langweilig!“


Zu sehen bekommt man eine Reihe von Gemächern, die einem das mittelalterliche (Luxus-)Leben recht schmackhaft machen, etwa einen Speisesaal, ein Schlafzimmer mit Bad, einen Sitzungssaal und auch eine Küche. Überall war es erstaunlich bunt, an manchen Wänden hingen auch wertvolle Kunstwerke (beispielsweise Lucas Cranachs „Madonna mit Kind und Weintraube“). Interessant fanden wir auch die Tatsache, dass in der Burg drei Adelsfamilien in getrennten Wohnbereichen lebten, was auch erklärt, dass sie so viele Türme und Anbauten aufweist und viel vertikales Kraxeln erforderte.

Direkt im Anschluss konnte man ohne weiteres Anstehen - und auch ohne Führung - noch den „Schatzkammer“ genannten Bereich besichtigen, in dem es über mehrere Räume verteilt Waffen, Trinkgefäße, Schmuck, Porzellan und auch Uhren zu sehen gab. Da die Beschriftung der diversen Schätze eher spärlich ausfiel, hätte hier eine weitere Führung sicher zu mehr Erkenntnissen verholfen, aber schön anzusehen waren sie in jedem Fall.


Nach knappen zwei Stunden - mehr Aufenthaltszeit ist im Rahmen der Corona-Schutzmaßnahmen auch nicht vorgesehen - verließen wir die Burg wieder und stellten fest, dass die Warteschlange vor dem Tor gewaltig angewachsen war - wir waren wohl doch noch vor dem ganz großen Andrang angekommen.
 
Wir fuhren nun weiter nach Monreal. Die Ortsgemeinde mit dem französisch klingenden Namen ist eine ehemalige mittelalterliche Tuchmacherstadt, die in der Neuzeit diverse Preise für ihre Schönheit gewonnen hat. Nach unserem Erlebnis an der Burg Eltz überraschte es mich, dass wir in Monreal zwar  nicht die einzigen Touristen waren, es aber auch alles andere als überfüllt war.


In dem kleinen Ort drängen sich putzige Fachwerkhäuschen um den Fluss Elz, für Besucher weisen viele Schilder auf Besonderheiten der jeweiligen Häuser und ihre Geschichte hin. Die vielen Brücken über den kleinen Fluss machen sich auf Fotos perfekt. Etwas überraschend fand ich - neben der überschaubaren Besucherzahl - dass der Ort Touristen nicht sonderlich viel Infrastruktur bietet: So gibt es insgesamt zwei Cafés, von denen eines geschlossen war, keine Restaurants und auch keine touristischen Geschäfte. Gerade letztere vermisste ich überhaupt nicht, und ihre Abwesenheit lässt das malerische Dörfchen natürlich viel authentischer wirken.


Nachdem wir den historischen Ortskern erforscht hatten, gab es einen weiteren Aufstieg zu bewältigen, denn über Monreal thronen gleich zwei Burgruinen aus dem 13. Jahrhundert, die der Löwenburg und der Philippsburg. Man kann beide Ruinen besichtigen und auch den Bergfried der Löwenburg besteigen und von dort aufs Dorf herabsehen.


Im Anschluss an unsere kleine Wanderung besuchten wir das offene der genannten Cafés und hatten das Glück, einen Tisch zu ergattern - auch wenn Monreal alles andere als überlaufen ist, gab es mehr Interessenten als Plätze (nur der Außenbereich war geöffnet), und manche Besucher wurden weggeschickt. Wir dagegen konnten unter einem dank Hitze dringend erforderlichen Sonnenschirm unseren Durst stillen und zudem Kuchen und Eiskaffee genießen.


Unser vorletztes (Doppel-)Ziel waren das Kloster Maria Laach und der benachbarte Laacher See. Letztgenannten hätte ich unter anderen Umständen gerne zu Fuß umrundet, aber an diesem Tag waren wir schon genug gelaufen, also begnügten wir uns mit einem Spaziergang zum Wasser und genossen die Aussicht. Zwischen See und Kloster konnte man die Hühner und Kühe sehen, die zu den Wirtschaftsbetrieben des Klosters gehören.


Was ich in Monreal an Infrastruktur für Besucher vermisst hatte, bietet die Abtei Maria Laach reichlich: Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich neben dem Biobauernhof und Hofladen ein Hotel, in Restaurant, eine Gärtnerei, eine Buchhandlung und sogar ein Möbelgeschäft. Passiert man das alles, erreicht man die riesige romanische Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Besonders gut gefielen mir neben dem Kreuzgang die Mosaike im Inneren der Kirche.


Mittlerweile war es später Nachmittag geworden, und eigentlich hatten wir bereits beschlossen, nun wieder nach Hause zu fahren, als direkt vor dem Kloster ein Wegweiser zur laut Navigationssystem angeblich nur 8 Kilometer entfernten Burg Olbrück wies - diese wäre eigentlich unser letztes Ziel des Ausflugstages gewesen, und wir entschieden uns, diesen kleinen Umweg nun doch auch noch mitzunehmen.


Die 8 Kilometer erwiesen sich als Luftlinie, dennoch erreichten wir die Ruine relativ schnell und stellten erleichtert fest, dass das Gelände bis 18 Uhr geöffnet ist. Auch hier läuft dank Corona aktuell einiges anders: Normalerweise kostet die Ruine einer der ältesten Burgen der Eifel Eintritt, aktuell darf man sie umsonst betreten, dafür kann man den Bergfried auch nicht ersteigen, und die vorhandene Gastronomie ist geschlossen. Führungen finden auch nicht statt.


Die Ruine ist gerade für Kinder sehr angenehm gestaltet, denn neben einem Burg-Spielplatz für die ganz Kleinen kann man an verschiedenen Wegstationen Tonaufnahmen (eine Art Hörspiel) rund ums Burgleben hören, der „Startknopf“ ist dabei ein Schwert im Stein - beim Anschalten kann man sich also wie König Artus fühlen. Für Erwachsene gibt es Hinweistafeln, die erklären, wie die Burg früher aussah und genutzt wurde - wie in der Burg Eltz wohnten hier nämlich gleichzeitig mehrere Familien als Erbengemeinschaft. Rechtzeitig vor der Torschließung erreichten wir wieder den Ausgang und fuhren nun wirklich nach Hause.


Mein Freund und ich waren in früheren Jahren bereits zweimal bei extrem heißen Sommertemperaturen in Rom auf Besichtigungstour, was einerseits toll war, einem andererseits aber auch einiges an Durchhaltevermögen abverlangte. Durch Zufall hatten wir für unsere Eifeltour einen ähnlich warmen Tag gewählt und dennoch - laut meinem Handy - zu Fuß 11 Kilometer und 55 Stockwerke zurück gelegt. Aber vielleicht gerade deshalb war es auch ein Tag mit echtem "Urlaubsgefühl". Zusätzlich hatte ich eigentlich auch einen Maar besuchen wollen, und es gäbe auch noch jede Menge weitere Burgen, die Teufelsschlucht und viel mehr putzige Fachwerkdörfer… vielleicht (bestimmt) ein andermal.

Fast scheint aktuell konzert-technisch alles "wie früher" zu sein: Nur eine Woche nach unserem Besuch bei Thees Uhlmann fuhren wir schon wieder in das exorbitant teure Tanzbrunnen-Parkhaus ein, um an selber Stelle The Notwist zu sehen. Angesichts der Hygienemaßnahmen vor Ort fühlten wir uns bereits wie alte Hasen, quasi als Extra-Challenge lag die Temperatur dieses Mal mit etwa 38 Grad dann noch ein bisschen höher. Wir konnten im Vergleich zur Vorwoche feststellten, dass die Ordner nicht mehr gar so sehr darauf bedacht waren, dass alle bekannt gegebenen Regeln (beispielsweise Maske tragen, außer man ist auf dem eigenen Sitzplatz) lückenlos eingehalten wurden, die Durchsage, die auf selbige Regeln hinwies, lief während unserer Anwesenheit auch nur einmal statt alle paar Minuten.


Wir hatten auch dieses Mal Plätze in der ersten Sitzreihe ergattert. Von dort aus sah man gut eine Neuerung: Lautsprechertürme zeigten vom Bühnenrand aus Richtung Publikum. Und noch eine Überraschung gab es, zumindest für uns: The Notwist hatten eine Vorband, genauer gesagt den befreundeten niederländischen Musiker Bhajan Boy. Dessen Gitarrenschrammeleien (der Musiker hatte gar nicht erst ein Mikrophon, in das er singen oder sprechen hätte können) klangen wie spontan ausgedacht, nachdem er aber ein Album veröffentlicht hat, war dieser Eindruck möglicherweise falsch.  Laut war Bhajan Boys Musik durchaus, packen konnte sie uns eher nicht - oder, wie unser Konzerbegleiter formulierte: "Mitsingen ist ja verboten, aber wie ist das mit Gähnen?".


Ungewöhnlich war das Ende des Sets, denn noch während die Musik andauerte, betraten die Mitglieder von The Notwist nach und nach die Bühne, nahmen ihre bereit stehenden Instrumente ein und begannen dann, ohne, dass Bhajan Boys Musik schon ausgeklangen gewesen wäre, ihrerseits zu spielen - ein sicherlich abgesprochener Übergang, der aber den Support um seinen Applaus brachte.

Über The Notwist zu schreiben, fällt mir immer schwer. Der Kontrast zum redefreudigen Thees Uhlmann könnte kaum größer sein, denn die Band ist stets ausgesprochen schweigsam und auf die eigene Musik fokussiert. Dennoch hatte ich ein kleines bisschen mit einem Corona-Statement gerechnet, denn auch The Notwist haben ja sicherlich nun längere Zeit nicht live spielen können, aber mit derlei Gemeinplätzen hielt man sich nicht auf - und auch sonst nicht mit Äußerlichkeiten. Ich sehe ja eher selten Bands mit elaborierten Bühnen-Outfits, aber ich denke durchaus, dass ein Nick Cave oder Matt Berninger sich vorab gut überlegen, was sie auf der Bühne tragen möchten. Bei The Notwist dagegen bekommt man den Eindruck, dass sie das anhaben, was eben sauber war, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, ob man heute daheim bleibt, an einen Badesee fährt oder vor 1200 Menschen auftritt. Das soll selbstverständlich keine Kritik sein, tatsächlich fände ich bei dieser Band alles andere befremdlich.


Im Zuge dieser Überlegungen zu der eher introvertierten Band theoretisierten mein Freund und ich auch nach dem Konzert, warum eigentlich ausgerechnet das neueste, größte und auch statischste Bandmitglied, Keyboarder Cico Beck, bei The Notwist ganz vorne stehen muss, während hinter ihm die anderen Bandmitglieder einander zugewandt vor sich hin schrammeln und kamen zu dem Schluss, dass das sonst vermutlich niemand möchte... man kann sich richtig vorstellen, wie er als Neuzugang mit den Worten "Geh ruhig du nach vorne!" an den Bühnenrand geschubst wurde, während die anderen leise kicherten.


Kommen wir zumindest kurz zur Musik, die natürlich wieder einmal toll war. Bei den ersten paar Songs war ich verwirrt, weil mir alles so unbekannt erschien, tatsächlich begann man mit "Loose Ends", einem neuen und auch noch unveröffentlichten Song, weiter ging es mit einem Lied des Nebenprojektes 13 & God, "It's Own Sun" und der auf keinem Album veröffentlichten Single "Come In" - alles eher Songmaterial außerhalb des Basiswissens, eher geeignet für einen The Notwist-Leistungskurs. Dafür kamen danach lauter Lieder, die ich bereits lange und gut kannte etwa "Kong" von 2014, das mich in der Hitze der untergehenden Sonne den Regen aus dem zugehörigen Video herbeisehnen ließ.

Vielfach gingen die Lieder ineinander über, ohne eine Chance für Applaus zu lassen, oder bauten sich im Anschluss des eigentlichen Songs in Richtung eines Klimaxes auf - "This Room" etwa mündete in eine jazzige Kakophonie, "Pilot" in einen an Underworld erinnernden Techno-Track, "Gravity" in Lärm. Zwischendurch kam auch etwas Bewegung in die Band, als man sich in einem kurzen Team-Meeting über die weitere Setliste austauschte. Geändert wurde - gegenüber der geschriebenen Detliste - "Into another Tune" nach hinten geschoben und das nicht auf der Setliste befindliche "One With The Freaks" als erste Zugabe eingefügt.


Aber auch im weiteren Verlauf des Konzertes gab es noch eher ungewöhnliche Songs zu hören, "Nights's too dark to sleep" stammt aus der ZDF-Serie Das Verschwinden und ist ansonsten weiterhin unveröffentlicht, "Into Love / Stars" konnten wir als Titel so nur der Setliste entnehmen.

Mit "Gravity" von "The Devil, You + Me“ endete das Konzert auch zunächst, man kam aber bereitwillig erst für drei und dann nochmals zwei Songs zurück auf die Bühne. Beim letzten Lied der ersten Zugabe, "Lineri", kehrte auch Bhajan Boy alias Ajay Saggar zurück auf die Bühne, musizierte mit und erhielt doch noch seinen Applaus.


Ich weiß nicht, inwieweit sich diese Konzerte, die jeweils nur ein Zehntel der Kapazität des Tanzbrunnens beanspruchen, für die Veranstalter rechnen. Persönlich weiß ich den Mangel an Gedrängel durchaus zu schätzen und würde hoffen, dass hier zukünftig noch mehr Konuzerte stattfinden - gerne auch bei unter 35 Grad.

Setliste:

Loose Ends 
It’s Own Sun (13 & God Song) 
Come In 
Kong 
Boneless 
Pick Up the Phone 
This Room 
Into Love / Stars 
Pilot 
Night's Too Dark To Sleep
Into Another Tune
Gravity 

One With the Freaks 
Puzzle
Lineri 

Consequence 
Gone Gone Gone 


Etwas doof komme ich mir ja vor: Im letzten Monat zeigte ich an dieser Stelle den coolen Vintage-Plattenspieler meines Freundes. Und was ist meine tolle Neuanschaffung? Nun ja, es handelt sich um eine Küchenmaschine!

In meinem bisherigen Leben hatte ich sämtliche Kuchenteige, Schlagsahneportionen und so weiter mit einem handelsüblichen Handrührgerät zubereitet - und in letzter Zeit, weil unseres eher schwach auf der Brust ist, schwerere Teige auch immer häufiger einfach ganz mit den Händen. Seit längerem trieb mich aber der Gedanke an eine Küchenmaschine um, verbunden mit der Frage, ob ich eine besitzen wollte.

Eigentlich lautete die Antwort auf diese Frage seit geraumer Zeit "Ja", ich hatte nur nie große Lust gehabt, mich mit den konkreten Geräten auseinander zu setzen. Als ich das dann endlich tat, zeigte sich schnell. dass der Markt nicht halb so unüberschaubar ist, wie ich erwartet hatte. Im Grunde gibt es nur drei renommierte Anbieter: Kitchenaid, Kenwood und Bosch.

Wegen des schwächlichen Handmixers sollte die zukünftige Küchenmaschine eine ordentliche Wattzahl aufweisen, was Kitchenaid quasi sofort aus dem Feld schlug - außerdem, so schön die Maschinen auch sind: Es wäre schwer gewesen, eine zu finden, die farblich auch nur annähernd in unsere Küche gepasst hätte, in der bereits Geräte in diversen Farben wohnen.


Zwischen den verbleibenden Kandidaten schwankte ich lange und heftig und entschied mich letztlich für Bosch - aber nicht für das Lieblingsgerät der Stiftung Warentest, die überaus preisgünstige MUM5, sondern für deren große Schwester, die Optimum.

Diese kostet mal eben doppelt so viel wie die MUM5, verfügt außer den Rührelementen für den Basisbetrieb über keinerlei Zubehör, wartet aber mit stolzen 1500 Watt, einem großes Fassungsvermögen und einer sehr ansprechenden Optik auf.

Ein weiterer Anlass, ausgerechnet jetzt eine Küchenmaschine zu kaufen, war gewesen, dass mein "Zerhacker", mit dem ich beispielsweise Nüsse für Kuchen oder Pralinen mahle, das Zeitliche gesegnet hatte. Statt eines neuen Gerätes konnte ich jetzt ein Zubehörteil für die Küchenmaschine kaufen, das, wenn ich das denn möchte, auch jede Menge anderer Zerkleinerungstechniken beherrscht.

Also zog hier im Juli neben der Optimum, für die ich online ein preislich vergleichsweise günstiges Angebot gefunden hatte, auch das Zubehörset "Veggie Love Plus" ein. Ursprünglich hatte ich zusätzlich mit dem Mixaufsatz geliebäugelt, denke aber mittlerweile, dass dieser nichts kann, das ich mit dem Zerkleinerer nicht sowieso schaffen würde.

An und für sich bin ich sehr zufrieden mit meinem Kauf, einen Wermutstropfen gab es allerdings: Nicht selten weigerte sich die teure Maschine schlicht, den soeben benutzten Knethaken oder Rührbesen wieder heraus zu rücken. Dann erforderte es viele Versuche und auch rohe Gewalt, das Werkzeug abzunehmen - gut konnte das auf die Dauer nicht sein. Ich nahm Kontakt zum Kundendienst auf, der das Problem offenbar bereits kannte: Ich bekam nämlich recht kommentarlos für alle meine Zubehörteile neue Plastikmanschetten geschickt, mit denen das Entfernen zukünftig hoffentlich leichter funktionieren wird.

Zwischenzeitlich haben wir schon diverse Kuchenteige geknetet und Eier aufgeschlagen, außerdem habe ich mir ein Brotbackbuch bestellt. Und falls demnächst spontan eine Fußballmannschaft vorbei kommt und hungrig nach Pizza ruft: Kein Problem, ich kann nun sehr schnell sehr viel Hefeteig kneten...

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.

Im Juni war hierzulande Konzert-technisch quasi nichts geboten, allein in Bonn hätte man am 2.6. im Autokino die Premiere der Dokuserie Wie ein Fremder von Aljoscha Pause über Roland Meyer de Voltaire besuchen können - inklusive eines musikalischen Auftritts des Musikers mit Gästen, unter anderem seiner ehemaligen Band Voltaire. Mein Freund und ich hatten Meyer de Voltaire Ende letzten Jahres unter seinem neuen Künstlernamen Schwarz als Vorband von Enno Bunger gesehen,  und auch diesen Auftritt hätten wir durchaus gerne besucht. Das klappte aber nicht, als uns klar wurde, dass die Veranstaltung für den Nachmittag angesetzt war - wir beide mussten zu lange arbeiten, als dass wir Bonn vor dem Abend hätten erreichen können.

Die Dokumentation erschien dann aber auch als BluRay, und mein Freund bekam sie prompt geschenkt. Nun muss ich sagen, dass ich die deutsche Band Voltaire nie wirklich gekannt habe, und angesichts einer sage und schreibe fünfteiligen Dokuserie über einen mir weitestgehend unbekannten Musiker, die es gesammelt auf 231 Minuten bringt, nicht gerade in Jubelstürme ausbrach.

Dennoch haben wir uns de Serie Folge für Folge angesehen, und ich muss mit einem gewissen Erstaunen sagen: Das war schon sehr spannend. Die Bonner Band Voltaire wurde von vielen Musikjournalisten als deutsche Antwort auf Radiohead gesehen und bekam quasi direkt nach dem Abitur 2004 einen Plattenvertrag beim Major Label Universal. Das erste Album erhielt gute Kritiken, brachte aber nicht den erwarteten Erfolg, das zweite floppte quasi komplett - nicht einmal mein sehr Musik-versierter Freund war sich vor dem Ansehen der Serie überhaupt bewusst, dass es je ein zweites Album gegeben hatte.



Die Band löste sich 2011 auf, Mayer de Voltaire blieb als jemand zurück, der sich nie wirklich einen Plan B zum Erfolg als Musiker überlegt hatte und nun nicht weiter wusste. Kurz danach setzt die Dokumentation zeitlich ein: Meyer de Voltaire hat soeben beschlossen, seine Wohnung in Köln aufzugeben und vorübergehend wieder zu seinen Eltern zu ziehen, kurz danach geht er nach Berlin, ohne dort eine eigene Wohnung zu haben - als Sofagast und Wohnungshüter diverser Bekannter.

In diesen Momenten entromantisiert die Dokumentation Vorstellungen vom Künstlertum, indem sie sehr klar aufzeigt, dass es nur die allerwenigsten dauerhaft schaffen - und dass der Erfolg in diesem Metier auch nicht wirklich planbar ist. Pause hat zahlreiche Bekannte von Meyer de Voltaire - teils durchaus bekannte Musiker, Produzenten, Journalisten und Label-Mitarbeiter - interviewt, und fast überall scheint die Auffassung durch, dass der Musiker durchaus ein Ausnahmetalent ist - aber es scheint auch niemand sonderlich überrascht zu sein, dass er dennoch keinen Erfolg hat, weil dazu eben zusätzlich auch viel Glück gehört.


Die Folgen der Dokumentation folgen keiner leicht erkennbaren Struktur und springen gerne einmal zeitlich nach vorne oder nach hinten, ohne dass das beim Ansehen sonderlich stören würde. Wenn es ein Leitmotiv gibt, dann wohl die Frage, wie viel Misserfolg man als Künstler bereit sein muss, hinzunehmen, ohne aufzugeben - und inwieweit man als engagierter Künstler überhaupt die Option hat, etwas anderes mit dem eigenen Leben anzufangen.

Das tut beim Ansehen - speziell aus einer finanziell vergleichsweise gesicherten Perspektive - manchmal regelrecht weh, zumal man beim Zuschauen stellenweise auch bereits weiß, dass manche optimistische Zukunftspläne keinen Erfolg bringen werden: Wenn Meyer de Voltaire 2015 die ersten Schwarz-Songs schreibt und eine neue Band gegründet hat, man aber bereits weiß, dass das zugehörige Album erst 2019 erschienen ist und der Musiker alleine auf Tour war.



Die Dokumentation findet dennoch ein relativ versöhnliches Ende, indem sie zeigt, wie Mayer de Voltaire 2019 für ein Gemeinschaftsprojekt mit Schiller gemeinsam mit dieser Band in der riesigen und gut gefüllten Kölner Lanxess-Arena auftritt. Schwarz hat wieder einen Plattenvertrag und ist zusätzlich auch bei einem Label in den USA unter gekommen, zusätzlich arbeitet er mit anderen Künstlern als Produzent zusammen - etwa mit Enno Bunger  und Megaloh. Zu diesem Zeitpunkt scheint es, als könne er seine Kreativität und sein Talent zusätzlich für andere einbringen und so dann auch finanziell über die Runden kommen.


Ich bin normalerweise bei Büchern hinsichtlich des Schreibstils nicht sonderlich anspruchsvoll, beispielsweise kann ich den von der Kritik häufig als holprig und repetitiv verspotteten Dan Brown problemlos lesen (möchte es allerdings nicht mehr, vier Romane nach demselben Strickmuster reichten mir völlig). Deshalb ist es sehr untypisch für mich, wenn ich nun sage, dass mich an dem Island-Krimi Dunkel von Ragnar Jónasson uner anderem der Schreibstil ziemlich genervt hat. Beim Kreativen Schreiben unterscheidet man als Grundregel ja das "Telling" und das "Showing" - bei Ersterem bekommen die Leser erzählt, was sie denken sollen, bei Zweiterem wird ihnen eine Situation beschrieben und die notwendigen Schlussfolgerungen nahe gelegt.

Dunkel besteht fast nur aus "Telling", und dieses ist - deshalb ist mir dieser Umstand vermutlich ungewöhnlicherweise ins Auge gesprungen - zudem extrem repetitiv. Die Hauptgeschichte dreht sich um die kurz vor der Pensionierung stehende Kommissarin Hulda, die sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, demnächst beschäftigungslos zu sein, da sie in ihrem Leben außer ihrem Beruf fast nichts hat. Ehemann und Tochter sind gestorben und weitere Kontakte, bis auf einen möglichen neuen Lebenspartner, fehlen ihr. Über all diese Umstände (bis auf die verstorbene Familie, über die zunächst nur Andeutungen fallen) lamentiert Hulda in ihrer im Roman wiedergegebenen  Gedankenwelt quasi ununterbrochen und in epischer Breite, was durchaus nachvollziehbar ist, aber in einem Roman eben auch nicht wirklich spannend. Leicht hätte man 50 bis 100 Seiten weglassen können, und ich hätte jeweils nur einmal über ihre Angst vor der Langeweile, ihre schlechten finanziellen Verhältnisse, ihren verhaltenen Optimismus bezüglich ihres neuen Freundes und so weiter hören müssen.

Der Kriminalfall, um den es eigentlich geht, kommt da vergleichsweise kurz, was auch damit zu tun haben dürfte, dass er nicht sonderlich viel hergibt: Eine russische Asylbewerberin kam vor einigen Monaten zu Tode, die erste, oberflächliche Untersuchung bescheinigte einen Selbstmord, und da Hulda in den letzten Tagen vor ihrer Pensionierung nichts anderes zu tun hat, greift sie den Fall wieder auf. Nach und nach ergeben sich Details, die einen Selbstmord als unwahrscheinlich erscheinen lassen, wobei die Ermittlungen, obwohl sie ja eigentlich nur wenige Tage dauern, recht schleppend erzählt werden. Den erzählerischen Raum nehmen neben den ausführlich erzählten Gefühlen noch zwei Nebenhandlungen ein: Eine dreht sich um eine unverheiratete junge Mutter in den 1950er Jahren, die gezwungen wird, ihr Baby abzugeben, die andere um eine nicht namentlich genannte junge Frau, die mit einem Begleiter einen Ausflug in die Eislandschaften der isländischen Hochebene macht. Beide Nebenstränge tragen zwar zur Handlung bei, werden aber simpel und vorhersehbar aufgelöst und sind somit in dieser Form relativ überflüssig.

Allein das Ende des Romans ist für den ersten Teil einer Trilogie dann tatsächlich extrem überraschend, die beiden anderen Bände werde ich mir aber dennoch definitiv nicht antun.

Ich hörte Dunkel übrigens als Audible-Hörbuch, vorgelesen von Katja Bürkle, die ihre Sache in meinen Augen weder sonderlich gut noch auffällig schlecht machte.

Verrückt: Am Freitagabend sind mein Freund und ich einfach ins Auto gestiegen und nach Köln gefahren. Dort besuchten wir ein Konzert, wobei sowohl der Künstler als auch wir und das restliche Publikum körperlich anwesend waren. Präsentiert wurde auch nicht etwa ein Stream oder Hologramm, sondern eine ganz normale Liveperformance. Nach knapp fünfmonatiger Konzertpause wegen des Coronavirus und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen fühlte sich diese Idee im Vorfeld ganz schön verwegen an - aber die Tatsache, dass das Konzert überhaupt stattfinden durfte, noch dazu draußen, ließ uns darauf vertrauen, dass der Veranstalter ein überzeugendes Hygienekonzept vorgelegt hatte.


Der Tanzbrunnen im Kölner Rheinpark ist ein Überbleibsel der Bundesgartenschauen von 1957 und 1971. Auf seinem Open Air-Gelände finden immer wieder Konzerte statt, wobei riesige Faltschirme das Publikum vor Sonne und Regen schützen. Mein bislang einziges Konzerterlebnis an diesem Ort war 2016 mit Damien Rice gewesen. Damals war es sehr voll gewesen, von unseren Stehplätzen aus hatten wir die Bühne nur schlecht sehen können. Das war dieses Mal völlig anders, denn das Konzert war bestuhlt und wir hatten feste Sitzplätze - in der ersten Reihe. Normalerweise fasst das Gelände bis zu 12.500 Menschen, aktuell liegt die Obergrenze bei 1.500.


Auch sonst hatten die Veranstalter sich Gedanken gemacht, wie man Konzerte aufführen könnte, ohne gleich eine Massenansteckung befürchten zu müssen: Wenn man sich nicht auf seinem Sitzplatz befand, musste man eine Mund-Nasenmaske tragen, die Stuhlreihen waren mit großen Abstand aufgestellt. Durchsagen informierten immer wieder über Verhaltensregeln (Hände waschen, bei vorhandenen Krankheitssymptomen gar nicht erst kommen), während Ordner dafür sorgten, dass die Maskenpflicht eingehalten wurde. Am Einlass hatten wir unsere Kontaktdaten angegeben, und die Taschenkontrolle war berührungslos erfolgt. Am kuriosesten erschien uns formulierungstechnisch die doppelt gemoppelte Durchsage zum Thema Mitsingen: "Leider ist das Mitsingen nicht gestattet, Applaus ist stets willkommen. Aus Gründen des Infektionsschutzes ist es leider nicht gestattet, mitzusingen, über Ihren kräftigen Applaus freuen sich die Künstler aber um so mehr."

Für uns überraschend war allerdings, dass der Abstand zwischen den einzelnen Stühlen durchaus eng war: Während ich zwischen meinem Freund und dem Mittelgang saß, saß rechts neben ihm genauso eng eine fremde Person. Ob seitwärts die Ansteckungsgefahr geringer ist? Trotz der Verhaltensregeln herrschte eine ganz normale Konzertatmosphäre, es war nur deutlich leerer als gewohnt (was ja durchaus angenehm ist). Etwas zu schaffen machte uns die Temperatur, in Köln waren es nämlich beachtliche 34 Grad, und während unsere Sitzplätze zuerst im Schatten eines der Schirme gelegen hatten, zog die untergehende Sonne später dann doch noch ausführlich an uns vorbei.


Auch auf und hinter der Bühne gelten offenbar weiterhin Abstandregeln, und so war Thees Uhlmann nur mit zwei weiteren Musikern unterwegs: Simon Frontzek spielte viel Keyboard und wenig Bass, Rudi Meier spielte Gitarre und bediente manchmal mit den Füßen eine Bass Drum, so gleich beim ersten Song "Fünf Jahre nicht gesungen". Thees Uhlmann begrüßte uns mit einer Geschichte darüber, wie er mit seinen Kollegen vor dem Auftritt ein Bier am Rhein getrunken hatte und ein kurioses Erlebnis mit Kölnern gehabt hatte (angeblich wurde Simon Frontzek dabei für Ed Sheeran gehalten) - es blieb (natürlich) nicht die einzige Anekdote des Abends, und auch nicht seine letzte, durchaus überzeugende, Interpretation des kölschen Dialekts.


Die Konzerte waren ausdrücklich unter dem Motto "Songs & Stories" als eine Mischung aus Musik, Erzählen und Lesung angekündigt gewesen, aber nachdem Uhlmann ja meistens recht redselig ist, bemerkte ich in dieser Hinsicht keinen großen Unterschied zu früheren Auftritten. Einem Facebook-Post aus der Probephase kann man auch entnehmen, dass Thees das Einüben der reduzierten Songversionen mit seinen beiden Kollegen wohl so viel Spaß machte, dass er beschloss, der Musik mehr Zeit als geplant einzuräumen.


Eine Überraschung, zumindest für mich, war auch, dass Thees in dem angekündigten "Lesungs"-Teil nicht etwa aus seinem relativ neuen Buch über die Toten Hosen vorlas, sondern aus seinem Roman Sophia, der Tod und ich. Wir erfuhren zum einen, dass Uhlmann bereits vor Ewigkeiten dem Verlag einen Vorschuss von "2000 Mark" abgerungen hatte, den er dann innerhalb von zwei Wochenenden mit Freunden versoffen hatte. Zum anderen erzählte er, dass er die Sexszene, die wir nun zu hören bekamen, auch einst an Weihnachten in einer Kirche seines Heimatortes vorgelesen hatte, während sein Bruder leidend zuhörend neben der Mutter saß.


Vielleicht als Entschädigung für die entfallene Lesung aus dem anderen Buch gab es hinterher ein Tote Hosen-Cover (und natürlich eine Geschichte zum Buch und einem Telefonat mit Campino, den Thees Campi nennt), nämlich "Liebeslied".

Es hat wenig Sinn, all die anderen Geschichten und Monologe wieder zu geben, die die Lieder begleiteten, zumal sie nacherzählt vermutlich sowieso nicht lustig sind. Eine Sache bei Thees Uhlmann ist, dass ich mir nie zu 100 Prozent sicher bin, was genau er nun ernst meint oder nicht... vermutlich wahr war unter anderem seine Geschichte über einen Hannover 96-Aufkleber (erzählt zum Lied "Was wird aus Hannover"), den aus unklaren Gründen der Spruch "Saufen ist megageil" zierte - was zu einer Art Leitsatz für den Abend erklärt und öfters wiederholt wurde. Lustig war auch Thees' gespieltet Ärger über den großen Jubel, als er die ersten Takte des Tomte-Liedes "Ich sang die ganze Zeit von dir" gespielt wurden - er brach ab und rief "Wo wart ihr denn, als wir damals in Bonn gespielt haben? Hier haben gerade mehr Leute geklatscht als früher im gesamten Kölner Underground!"


Sicherlich ernst gemeint war auch Uhlmanns geäußertes Bedauern, im Anschluss an das Konzert nicht mit all seinen Kölner Freunden sprechen (und Bier trinken) zu können, weil niemand hinter die Bühne durfte. Er hat nämlich eine Weile lang in Köln studiert - wie er freimütig zugab eine komplette Verschwendung von Steuergeldern, da er hauptsächlich Punk-Konzerte besuchte. Als Norddeutscher vom Land fühlte er sich zunächst sehr einsam und zelebrierte sein Anderssein durch kuriose Kleidung, bis er in dem späteren Journalisten Linus Volkmann eine verwandte Seele kennen lernte.


Auch wenn die dargebotenen Songs durchaus "reduziert" klangen, zumal die nur eingeschränkt vorhandene Rhythmusgruppe aus Bass und Schlagzeug kaum zum Einsatz kam, war es sehr schön, sie live zu hören. Viele Texte bringen einen einfach zum Lächeln (etwa aus "Junkies und Scientologen": "Für meine kleine kaputte Kirche und die Vierfaltigkeit der Bobs, Bob Marley, Bob Dylan, Bob Andrews und Bob Ross"), und die Geschichten drumherum waren natürlich auch amüsant.

Das Konzert endete zunächst mit "Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf", zu dem es gleich mehrere lustige Geschichten zu erzählen gab: Beim Bundesvision Song Contest 2011 hatte Uhlmann dieses Lied vorgetragen und hinter der Bühne von Lena Meyer Landrut erfahren, dass sie zu einem Tomte-Lied das erste mal geknutscht habe. Außerdem habe ihn ein Kölner, den er kurz danach nach dem Weg zur Live Music Hall gefragt hatte, nach längerem Dialog als "den mit dem Fischlied" erkannt.


Das Mitsingen der Melodie wurde von Thees zunächst durchaus ermutigt, aber als die Band für die Zugabe zurück kam, hatte ihn offenkundig jemand daran erinnert, dass Mitsingen grundsätzlich eher nicht willkommen war.

Das Ende der ersten Zugabe, Tomtes "Schönheit der Chance", fiel mit dem Refrain "das ist nicht die Sonne, die untergeht, sondern die Erde, die sich dreht" genau in das Ende des echten Sonnenuntergangs, was eigentlich ein perfektes Ende bedeutete. Die Bands ließ sich aber nochmals zurück klatschen und spielte zum Abschied noch zusätzlich "Ein Satellit sendet leise".



Setliste:

Fünf Jahre nicht gesungen
Danke für die Angst
& Jay-Z singt uns ein Lied
Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop-Videodrehs nach Hause fährt
Junkies und Scientologen
Was wird aus Hannover
Ich sang die ganze Zeit von dir (Tomte Song)

- Lesung aus: Sophia, der Tod und ich - 

Liebeslied (Die Toten Hosen Song)
Das Mädchen von Kasse 2
Avicii
Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf

48 Stunden (Kettcar Cover)
Die Schönheit der Chance (Tomte Song)

Ein Satellit sendet leise






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