Wie wäre es, wenn man als Regisseur für ein Musikvideo mit der Band im Schlepptau im Zuhause seiner Großeltern einfallen würde, mit dem Ziel, ein authentisches Video zum Thema Liebe zu machen? Und was wäre, wenn Großeltern und Band sich letztlich besser verstünden als einem lieb wäre? Wohl so wie in diesem Video:
Drei Konzerte in einer Woche! Nachdem ich bereits unser Wochenende mit Konzerten am Freitag (Teenage Fanclub) und Sonntag (The Notwist) recht ambitioniert gefunden hatte, überraschte mein Freund mich mit der Nachricht, er habe Gästelistenplätze für EmilÃana Torrini & The Colorist am folgenden Dienstag ergattert. Also biss ich eben die Zähne zusammen und machte weiter mit dem Konzertmarathon. Besondere Sorge hinsichtlich meines Schlafpensums machte mir die Erkenntnis, dass der Konzertbeginn für 21 Uhr angesetzt war.
Tatsächlich begann der Konzertabend auch genau um diese Zeit, und zwar mit dem Support Act Fabrizio Cammarata. Der Sizilianer sang inbrünstig zur Gitarre und auf Englisch (außer bei einem mexikanischen Lied, das er auf Spanisch darbot). Mich konnte seine Musik nicht so recht begeistern, aber das Frankfurter Publikum war recht angetan und applaudierte freundlich. Hinter Cammarata konnte man bereits die komplett mit Instrumenten von The Colorist vollgestellte Bühne erkennen: Vielleicht dauert der Aufbau aller Utensilien so lange, dass ein früherer Beginn nicht schaffbar war?
EmilÃana Torrinis Karriere habe ich nie wirklich verfolgt, auch, wenn ich die Künstlerin bereits vor ihrem Hit "Jungle Drum" kannte. Dieser ist nun auch schon acht Jahre her, und aktuell interessiert sich Frau Torrini anscheinend hauptsächlich für Kooperationen mit anderen Musikern: Neben ihrem aktuellen Album mit dem belgischen Duo The Colorist, auf dem hauptsächlich bereits bestehende Torrini-Lieder neu interpretiert werden, ist sie auch mit sieben Liedern auf dem neuen Kid Koala Album vertreten.
The Colorist waren live mit sage und schreibe acht Personen vertreten. Das besondere an der Band (wenn man es so nennen kann) ist der Fokus auf selbst gebastelte Instrumente. So gab es auf der Bühne viel zu sehen, und neben klar erkennbaren Instrumenten wie Geige, Viola, Kontrabass und Klavier konnte man viele Sperrholzkonstruktionen erkennen, deren musikalischer Zweck sich nur erahnen ließ. Lied Nummer 1, ein Instrumental-Intro zu "Jungle Drum", spielten die Musiker allein, dann betrat eine sehr schwangere EmilÃana Torrini in einem kurzen, wallenden Kleid inklusive genau passender Strumpfhose die Bühne.
Erst neulich fiel mir beim Konzert von Teenage Fanclub in Köln auf, wie häufig Musiker bei Konzerten erwähnen, besonders gerne in dieser Stadt aufzutreten - und dass man solche Sätze niemals von Frankfurter Bühnen hört. Frau Torrini bildete die löbliche Ausnahme, denn sie begrüßte uns auf Deutsch und erklärte, als Jugendliche viel Zeit im Frankfurter Umland verbracht zu haben - und dass sie besonders froh sei, wieder einmal hier zu sein.
Anschließend verfiel sie zurück ins Englische und erklärte kurz das Projekt. Sie habe eine musikalische Krise gehabt und diese dadurch bekämpft, dass sie für einen gewissen Zeitraum jede Anfrage für musikalische Kooperationen annahm. Das habe sie an ungewöhnliche Orte mit vielfältigen Menschen geführt, und als sie ohne Nachdenken auch das Angebot von The Colorist annahm, hatte sie sich gar nicht mit deren Musik auseinandergesetzt und hörte die Demos, die sie vor dem geplanten gemeinsamen Konzert erhielt, auch gar nicht erst an - und erkannte dann erst vor Ort, dass sie es mit einem Orchester zu tun hatte, das viel Mühe in die Vorbereitung der Arrangements gesteckt hatte.
Offensichtlich funktionierte das gemeinsame Musizieren zum allgemeinen Gefallen, weshalb es nun ein Live-Album und eine internationale Tournee gibt. Zu "When We Dance" erfuhren wir, dass es sich um einen gemeinsam von Torrini und The Colorist komponierten Song handelt und der Text des Refrains von Torrinis Sohn erfunden wurde.
Besonders interessant waren natürlich die ungewöhnlichen Instrumente auf der Bühne. Während die Streicher häufig statt Geigenbögen kleine Stäbe benutzten, die möglicherweise Essstäbchen waren, war das Hauptrhythmusinstrument eine riesige Halbkugel, die auf einem Kissen ruhte. Auch der Herr, der sich im Hintergrund um Glockenspiel und Vibraphon kümmerte, brachte viel Selbstgebasteltes zum Einsatz, etwa eine Sammlung Holzkisten, die auf einer Schaumstoffmatte ruhten.
Ein Großteil der Apparaturen diente der Rhythmuserzeugung, so dass meist zwei bis drei Bandmitglieder irgendeine Form von Percussion beitrugen. Vieles konnte ich gar nicht so genau erkennen, denn direkt vor der Bühne neigte man natürlich dazu, sich auf die Sängerin zu konzentrieren, die noch dazu mit ihrem Wallekleid vieles verdeckte. Unübersehbar war aber die Spielfreude aller Beteiligten, die bei so gut wie jedem Ton von einem Ohr zum anderen grinsten, mitrockten oder auch mal begeistert aufschrieen.
Die dargebotenen Songs gingen ein wenig über das veröffentlichte Album hinaus, offenbar hat man mittlerweile drei weitere Torrini-Lieder ("Birds", "Animal Games" und "Tookah") neu arrangiert. Auf der Platte veröffentlicht ist dagegen auch "Nightfall (Pale Blue)" das von der erwähnten Kooperation von EmilÃana Torrini mit Kid Koala stammt - auf dessen Album ist dieses Lied allerdings instrumental. An diesem Abend war es das einzige Lied ohne Percussion. Hinzu kamen noch zwei Instrumentallieder von The Colorist. Für "Dreamlands" verließ Torrini die Bühne, "Tarantula" eröffnete - ebenfalls ohne die Sängerin - den Zugabenteil.
Insgesamt gefielen uns die Neuinterpretationen sehr gut, lediglich "Today has been ok" verlor durch das jazzige Arrangement eher an Attraktivität. "Jungle Drum", zu dessen Beginn alle wild klatschten, beendete den Hauptteil des Sets.
Der Zugabenteil begann wie erwähnt mit einem weiteren Instrumentalstück und wurde mit "Gun" und dem ruhigen "Bleeder" fortgesetzt, bei dem Percussionist Kobe Proesmans den Rhythmus sehr zart und liebevoll mit einer Plastiktüte vorgab. Als allerletzte Zugabe bei anderen Konzerten war auch schon "Slow", das Torrini einst für Kylie Minogue schrieb, vertreten, doch dieses Lied bekamen wir in Frankfurt nicht mehr zu hören.
Auch so war der Abend mittlerweile spät geworden und ich hatte das Konzert vor allem wegen der spürbaren Begeisterung aller Beteiligten sehr genossen.
Setliste:
Jungle Drum (Intro)
Caterpillar
Serenade
When We Dance
Birds
Nightfall (Pale Blue)
Animal Games
Blood Red
Dreamlands
Thinking Out Loud
Tookah
Speed of Dark
Today Has Been OK
Jungle Drum
Tarantula
Gun
Bleeder
Konzerte von The Notwist machen im Allgemeinen Spaß, darüber zu bloggen um so weniger. Das liegt daran, dass man in Konzertberichten ja generell nicht Lied für Lied nacherzählt, sondern sich eher auf die Rahmenbedingungen und, nun, Äußerlichkeiten konzentriert. In diesem Punkt hat die deutsche Band aus Oberbayern aber extrem wenig zu bieten, was irgendwie auch zu ihren Stil gehört. Und so lassen sich hier Themen wie Kleidung, Sprüche oder lustige Coverversionen eben so gar nicht anbringen. Und als wären diese Voraussetzungen nicht schon schlecht genug, handelt es sich auch noch um mein viertes Notwist-Konzert.
Immerhin die Vorband 1115 bietet Diskussionsmaterial. Das Duo macht nach eigenen Angaben "kraut-rave-idm-something-something-dark side…". Zwei Herren, beide im Kaftan und mit Turnschuhen und über die Hose gezogenen Socken, machten eine Art Techno, in dem repetitiv vorhandenen Soundsträngen immer wieder neue hinzugefügt wurden. Dazu passend lief im Bühnenhintergrund ein sich stets wiederholender Vier-Sekunden-Film, dessen Bilder gelegentlich durch andere unterbrochen wurden - die sich aber wiederum wiederholten. Das Debütalbum von 1115 erscheint auf Alien Transistor, dem Label der Acher-Brüder von The Notwist. Somit gefiel der geduldstrapazierende Auftritt wohl zumindest zwei Personen außer der Band selbst...
Während die Batschkapp bei unserem Eintreffen noch recht leer gewesen war und wir trotz nicht gerade zeitigem Eintreffen noch Plätze direkt vor der Bühne hatten ergattern können, hatte sie sich mittlerweile gut gefüllt. Ähnlich wie bei Teenage Fanclub zwei Tage zuvor lag der Altersdurchschnitt durchaus hoch, man sah viele Paare in den 40ern und 50ern.
Und damit wären wir schon bei The Notwist selbst und dem Teil, zu dem mir immer so wenig Schreibenswertes einfällt. Doch, eines: Martin Gretschmann, der seit 2007 Bandmitglied war und der live stets damit auffiel, dass er seine Synthesizer mit Wii-Controllern bediente, hat The Notwist verlassen - und das schon Ende 2014, aber offenbar habe ich seitdem kein Konzert der Band mehr besucht. Ohne Gretschmann wirkt The Notwists Musik live ein wenig... nun, weniger elektronisch eben. Dabei sorgt nun Cico Beck live für die Synthesizerklänge, die natürlich durchaus noch vorhanden sind.
Neben den Stamm-Mitgliedern, Markus und Micha Acher sowie dem Schlagzeuger Andreas Haberl, waren außerdem Karl Ivar Refseth am Vibraphon und Max Punktezahl als zusätzlicher Gitarrist und Keyboarder dabei - bis auf Beck sind alle Mitglieder der Livebesetzung seit Jahren gleich. The Notwists neue Platte, "Superheroes, Ghostvillains + Stuff" ist ein Live-Album, also gab es auch kein neues Material zu hören. Und wenn ich über die Bühnen-Outfits der Herren schreiben sollte, täte ich mich sehr schwer - irgendwelche Hemden, irgendwelche Hosen, alles bisschen zerknittert. Blieben noch die Ansagen, aber The Notwist sind eine schweigsame Band. Die Tatsache, dass Markus Acher nach der zweiten Zugabe niicht nur "Danke" sagte, sondern auch "Vielen Dank fürs Herkommen" ließ ihn vergleichsweise schon als sprudelnden Wasserfall wirken.
In der Setliste wurden vor allem die Alben "Neon Golden" und "The Devil, You + Me" mit sechs beziehungsweise fünf Titeln berücksichtigt - eine gute Entscheidung. Im Gegensatz dazu wurden nur vier Lieder von "Close To The Glass", dem bislang letzten Notwist-Album, dargeboten. Ungewöhnlich war der zweite Song, denn "Come In" wurde 2009 nur als Single veröffntlicht und wird live auch nur selten gespielt.
Das Set klang rockiger als gewohnt, "This Room" und "Gravity" waren hierfür Beispiele, noch extremer wurde es bei den ganz alten Stücken "Puzzle" sowie bei "One Dark Love Poem" im Zugabenblock, als sich doch glatt ein Sechs-Mitglieder-Moshpit bildete.
"Pilot" wurde wie immer mit dem eigenen Remix "Different Cars And Trains" kombiniert. Nach einem langen, instrumentalen, an Kraftwerk erinnernden Ende tappten wir in die Applausfalle, als nach kurzer Stille noch einmal zu Pilot zurück gekehrt wurde.
Zu den vielen Gitarren, den Synthesizern und dem Vibraphon wurden zusätzlich auch immer wieder andere Instrumente eingesetzt, etwa Klangschalen bei "Run Run Run" und Glöckchen bei "Into Another Tune". Bei einigen Liedern, unter anderem "This Room" legte Markus Acher zudem Schallplatten auf und scratchte diese.
Und damit wäre dann wohl alles gesagt. Wie erwähnt, ein wirklich schönes Konzert, das mich daran erinnerte, wie sehr ich die Musik der Band mag - nur kann man wenig dazu sagen, außer allen die Empfehlung zu geben, mehr Notwist-Konzerte zu besuchen.
Setliste:
Signals
Come In
Kong
Boneless
Into Another Tune
Pick Up the Phone
One With the Freaks
This Room
Puzzle
The Devil, You + Me
Chemicals
Gloomy Planets
Run Run Run
Gravity
Neon Golden
Pilot / Different Cars And Trains
One Dark Love Poem
Consequence
Gone Gone Gone
Der Singer/Songwriter Sufjan Stevens startete einst das Projekt, ein Album über jeden Staat der USA zu machen (wie viele hat er dann eigentlich gemacht? Zwei?). Ganz so verrückt ist Stephin Merritt, Chef von The Magnetic Fields, nicht, allerdings hat er beschlossen, anlässlich seines 50. Geburtstags für jedes seiner Lebensjahre einen Song aufzunehmen und das Ganze als Album zu veröffentlichen.
Bislang kann man sich fünf Songs anhören, die allesamt eher akustisch klingen. 1981 entdeckte Stephin aber offenbar die Synthiemusik, was zu diesem lustigen Retro-Song führte.
Verglichen mit den vorausgegangenen Jahrzehnten war ich in den letzten Jahren relativ häufig in meiner Kindheitsstadt Köln zu Besuch, doch bei den meisten Gelegenheiten war ich in Gegenden, in denen ich wenig bis nichts wiedererkannte. Anders ist das beim Luxor: In der Nähe des Clubs, der bereits in den 80er Jahren bestand, war ich als 13 bis 16jährige öfter unterwegs, ich wohnte auch in der Nähe. Folglich umweht das Lokal für mich stets ein Hauch Nostalgie, auch wenn ich es erst 2011 das erste Mal von innen sah. Mein Freund dagegen sah hier bereits vor 22 Jahren schon einmal Teenage Fanclub.
Mehr Positives gibt es aber ehrlich gesagt zum Thema Luxor nicht zu sagen: Der kleine, schlauchartige Raum ist bei ausverkauften Konzerten stets völlig überfüllt und hat zahlreiche Ecken, von denen aus man nicht einmal einen Blick auf die Bühne erhaschen kann. Ich war am Freitagabend aus Frankfurt angereist und hörte bei meinem Eintreffen gerade noch den letzten Song der Vorband Mando Fumatore. Ich blieb vor der Bar, die den ohnehin schmalen Raum weiter verengte, stecken und gab zunächst jede Hoffnung auf, noch irgendwie Bühnensicht zu erlangen oder meinen Freund zu finden. Glücklicherweise strömten aber in der Pause Menschengruppen nach hinten wie nach vorne, also musste ich mich nur einigen Dränglern anschließen und stellte fest, dass seitlich der Bühne die Sicht zwar auch nicht ideal war, ich nun aber sicherlich mehr vom Konzert sehen konnte als 75 % der anderen Konzertbesucher. Eingequetscht war ich natürlich trotzdem.
Teenage Fanclub: Das dritte Album der schottischen Band, "Bandwagonesque", habe ich 1991 rauf und runter gehört. Und auch die anderen, mehrheitlich männlichen Konzertbesucher sahen aus, als hätten sie in den frühen 90ern ihre besten Konzert- und Cluberfahrungen gemacht.
Nachdem ein passenderweise weißhaariger Roadie alles doppelt und dreifach geprüft hatte, war es dann auch schon Zeit für den Hauptact. Von meinem Standort konnte ich hauptsächlich Norman Blake und Gerard Love sehen, manchmal konnte ich auch einen Blick auf Raymond McGinley erhaschen - alle drei standen nebeneinander, spielten Gitarre beziehungsweise Bass und sangen abwechselnd die Hauptstimme des jeweiligen Songs. Wenn man links an einem Lautsprecherturm vorbei spähte, konnte man auch erahnen, dass sehr weit links noch jemand Keyboard spielte (Dave McGowan, kein Originalmitglied). Es gab natürlich auch einen Schlagzeuger, den habe ich aber tatsächlich überhaupt nicht gesehen.
Um mich herum beklagten sich viele über die schlechten Sichtverhältnisse und die Enge, dennoch war die eigentliche Konzertstimmung gut. Norman Blake erzählte gleich zu Beginn, Teenage Fanclub hätten vor 26 Jahren gegenüber im Rose Club ihr erstes Konzert in Deutschland gegeben. Folglich war auch die Band offensichtlich in bester Stimmung, wenn auch nicht sonderlich redselig.
Auf den letzten Teenage Fanclub-Alben wird recht penibel darauf geachtet, dass alle drei Sänger gleich viele Songs beisteuern und eben auch darbieten. Bei der aktuellen Tournee liegt der Schwerpunkt aber klar auf Norman Blake, gefolgt von Raymond McGinley. Gerard Love durfte - oder wollte - am wenigsten singen. Mit sieben Songs war das aktuelle Album "Here" verständlicherweise am besten repräsentiert, zu meinem Leidwesen "Bandwagonesque" nur mit zwei. Mein Freund bedauerte hingegen, das sein eigener Teenage-Fanclub Favorit, "Thirteen", nur durch "Radio" vertreten wurde. Immerhin bekam er eine Entschädigung: Als eine der wenigen Nicht-Singles hatte "Verisimilitude", eines seiner Lieblingslieder, einen Platz in der Setliste ergattert und wurde auch enthusiastisch beklatscht.
Bei der Zusammenstellung der Songs waren Alben und Jahre wild durcheinander gewürfelt worden, lediglich mit "First Sight" und "I'm In Love" folgten zwei Lieder vom selben Album hintereinander.
Die Spielweise des gesamten Konzertes ist wohl am ehesten als "gemütlich" zu bezeichnen, es gab wenig Bewegung auf der Bühne, dafür aber um so mehr Harmoniegesang. Nur die die letzten drei Lieder, darunter mein Favorit "The Concept" in einer sehr langen Version, wurden recht rockig dargeboten und erinnerten an die jüngeren Teenage Fanclub. Der Zugabenteil begann dann überraschenderweise mit dem ruhigen "I Was Beautiful When I Was Alive", zum Glück passten die folgenden "Star Sign" und "Everything Flows" (wiederum sehr in die Länge gezogen) besser zu einem ausgelassenen Konzertende. Für den letzten Song drehte Blake auch noch persönlich den Verstärker ein bisschen weiter auf - wenn auch sicherlich nicht bis Stufe 11.
Schön, die älteren Herren mit so viel Spielfreude zu sehen, gerade über Norman Blakes Gesicht huschte häufig ein Lächeln - beispielsweise, als er am Ende von "Your Love Is the Place Where I Come From" zum Glockenspiel griff - nur hätten sie ruhig etwas mehr rocken dürfen. Am Merchandisestand konnte man übrigens Band-Tassen mit Teebeutel erwerben, was ganz gut zum vorherrschenden Gefühl passte, dass alle Beteiligten ein wenig in die Jahre gekommen waren. Vielleicht hat sich die Band ja später im Bus einen schönen Tee aufgegossen. Wobei wir, die wir nach einem Limonadenkauf die Heimfahrt antraten, nicht wirklich cooler waren.
Setliste:
Start Again
Radio
Hold On
I Don't Want Control of You
Thin Air
Verisimilitude
It's All in My Mind
Don't Look Back
My Uptight Life
I Have Nothing More To Say
Dumb Dumb Dumb
About You
I Need Direction
The Darkest Part of the Night
Your Love Is the Place Where I Come From
The First Sight
I'm in Love
Sparky's Dream
The Concept
I Was Beautiful When I Was Alive
Star Sign
Everything Flows
Nanu, ist das letzte Depeche Mode-Album schon so lange her, dass den drei Bandmitgliedern in der Zwischenzeit lange Rauschebärte gewachsen sind? "Where's the Revolution" wurde letzte Woche als Vorab-Single des Albums "Spirit" mit viel Tamtam veröffentlicht, nun gibt es auch ein Video, das natürlich Anton Corbijn gedreht hat.
Vieles ist - abgesehen von der Bärten - wie gewohnt: Dave darf irgendwann seine Weste anziehen, Martin mit der Gitarre posieren und Andy unbeteiligt an der Wand lehnen... dazwischen geht es unkonkret um Politik. Ich muss sagen, dass mir Musik und Video besser gefallen als vieles, das die Band in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Ob "Spirit" etwa endlich wieder ein Depeche Mode Album wird, das mir gefällt?
Der Januar war bei mir ein recht konsumarmer Monat. In den letzten Tagen bestellte ich mir die rote Version dieser Schuhe, da sie quasi wegreduziert war, aber man kann hier ja nicht ständig die gleichen Schuhe vorzeigen...
Konsumiert habe ich im Januar allerdings nicht weniger als 31 kostenlose Youtube-Yoga-Videos. Die texanische Schauspielerin und Yogalehrerin Adriene Mishler veröffentlicht schon seit mehreren Jahren im Januar eine Yogaserie, bei der von den Abonnenten jeden Tag ein neues Video nachgeturnt werden soll. Dieses Mal bekam ich es zufällig am 31. Dezember mit und beschloss spontan, mitzumachen.
Tatsächlich besteht kein echter Zwang, sämtliche Videos genau am Veröffentlichungstag umzusetzen - sie bleiben ohne Verfallsdatum online verfügbar und auch die Serien der Vorjahre könnte man aktuell noch jederzeit abonnieren und bekäme dann täglich eine automatische E-Mail mit dem Link zum Video des Tages. Dennoch ist es aber sehr motivierend, zu wissen, dass man gerade das Video "von heute" sieht. Obwohl ich so manches Mal im Januar unter Zeitdruck stand oder keine rechte Lust hatte, habe ich den Yogamonat durchgehalten. Nur an einem Tag hatte ich Migräne, was Bewegung jeder Art ausschloss, an einem anderen kam ich nach Büro und Konzert erst nach Mitternacht nach Hause. Beide versäumte Tage holte ich dann jeweils an einem Wochenende nach, indem ich an einem Tag zweimal Yoga praktizierte.
Die meisten Videos dauerten etwa eine halbe Stunde - das längste war 43 Minuten lang, etwa drei waren wesentlich kürzer. Jeder Yogatag hatte einen vorab angekündigten Schwerpunkt (etwa Authentizität), wobei sich die Serie eher mit den "innerlichen" Vorgängen beim Yoga beschäftigt als damit, besonders komplexe Übungen zu vermitteln. Tatsächlich versucht Adriene ihren Schülern nahe zubringen, dass die tollsten Yogaposen wenig bringen, wenn das Innere nicht mitmacht - einer ihrer Lieblingssprüche lautet "No Yoga Robots!"
Ich war im Kino! Im Januar! Wenn das so weitergeht, wird es Ende des Jahres dieses Mal vielleicht kein so schwieriges Projekt, aus den paar Filmen, die ich überhaupt gesehen habe, meine Lieblinge des Jahres auszuwählen!
Allerdings war ich alles andere als ein First Mover, denn ich sah den Star Wars-Ableger Rogue One, der bereits seit Mitte Dezember läuft... genauer gesagt war es gar nicht so einfach, ein Kino zu finden, das den Film überhaupt noch zeigte.
Rogue One schildert Ereignisse, die der Handlung des "vierten" Star Wars Films (also des Teils, der als erster ins Kino kam) vorausgehen. Es geht um den Bau des ersten Todessterns, den Mann, der ihn konstruierte und seine Tochter, die erfährt, wie man ihn zerstören kann. Als Verbindung zu den Ursprungsfilmen dient zum einen Darth Vader - die Macher waren sicher sehr erleichtert, dass diese Rolle dank Maske und Stimmverfremdung so gut wie jeder Schauspieler übernehmen kann - und die Figur Grand Moff Tarkin, die in Teil 4 von Peter Cushing gespielt wurde. Dieser ist seit 1994 tot, und so wurde die Figur für den neuen Film kompliziert aus alten Aufnahmen und per CGI wiederbelebt - was erschreckend gut funktioniert.
Gut gefiel mir, dass die Geschichte von Rogue One tatsächlich eigenständig funktioniert. Star Wars-Ignorante wie ich, die zwar jeden Film irgendwie kennen, sich die Details aber partout nicht merken können (oder wollen), kommen hier auch mit. Die Figuren fand ich ebenfalls sympathisch, ein wenig eindimensional vielleicht, aber das ist in den Originalfilmen ehrlich gesagt nicht anders. Die Handlung mag vielleicht ein bisschen sehr konventionell sein - die Presse kritisierte einen Mangel an Originalität, was ich durchaus unterschreiben würde. Aber als kurzweiliger Gut-gegen-böse-Film ist Rogue One durchaus gut geeignet und enthält allemal mehr neue Ideen als Star Wars - Das Erwachen der Macht.
Im Januar konsumierte ich nicht weniger als drei Krimis, zwei als Hörbücher und einen via Kindle.
Krimi Nummer 1, ein Hörbuch, war Eisenberg von Andreas Föhr. Föhr ist bereits recht bekannt für seine Regionalkrimiserie um Kommissar Wallner aus Miesbach im bayerischen Voralpenland - deren ersten Teil ich sehr empfehlen kann, die mir aber mit der Zeit etwas zu repetitiv wurde. Herrn Föhr vielleicht auch, und so begann er etwas Neues, denn auch Eisenberg scheint der Beginn einer Reihe zu sein. Deren Hauptfigur Rachel Eisenberg ist eine erfolgreiche Anwältin aus München.
Eher aus Prestigegründen als aus echtem Mitleid bemüht sie sich als Pflichtverteidigerin um einen medienbekannten Fall, in dem ein Obdachloser eine Studentin ermordet haben soll. Erstaunt muss sie feststellen, dass sie den Tatverdächtigen von früher kennt - er war früher Physikprofessor und mehrere Jahre lang ihr Freund. Trotz erdrückender Beweislage inklusive DNA-Spuren bemüht sich Rachel um einen Freispruch, erkennt Zusammenhänge zum längst vergessenen Verschwinden einer Albanerin in Rosenheim und wird beinahe selbst ermordet.
Eisenberg ließ mich gespalten zurück, denn mir gefiel das Geschehen um die teils mehr, teils weniger sympathische Anwältin sowie die - soweit ich das beurteilen kann - realistisch und auch interessant geschilderten Alltagsereignisse in der Kanzlei und vor Gericht eigentlich sehr gut. Der Fall wies allerdings größere Löcher auf, sowohl was die (Un-)Wahrscheinlichkeit einiger Zufälle betraf als auch manche technische Details, die so einfach schlicht nicht funktionieren können. Dennoch würde ich einem zweiten Teil definitiv eine Chance geben. Gelesen wurde das Ganze wie immer sehr gut von Michael Schwarzmaier.
Parallel las ich einen weiteren Krimi, nämlich The Likeness (deutsch: Totengleich) von Tana French. Nachdem mir ihr Debütkrimi In The Woods im Oktober so gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit der Reihe um das Dublin Murder Squad weiter geht. Das Konzept scheint hier zu sein, dass die Hauptfiguren von Teil zu Teil variieren - so war die Protagonistin und Erzählerin von Teil 2, Cassie Maddox, im ersten Band nicht die Hauptfigur, kam aber vor.
Auch The Likeness kann ich nur mit Einschränkungen empfehlen, da die Prämisse der Geschichte einfach unmöglich erscheint: Im ländlichen Umland von Dublin wird eine tote Studentin gefunden, die Cassie bis aufs Haar gleicht. Die Tote starb offenbar allein, an den Folgen einer Stichwunde, weshalb der Leiter der Undercover-Abteilung vorschlägt, man könne so tun, als sei die Wunde nicht tödlich gewesen, und Cassie in die Rolle der Toten schlüpfen lassen, um den Mord aufzuklären.
Nun erscheint es mir im Grunde schon unmöglich, dass ein Mensch einem Nichtverwandten so sehr ähneln kann, dass engen Freunden wirklich kein Unterschied auffällt. Dann noch dessen Leben zu übernehmen, ohne bereits in den ersten Stunden durch einen Fehler aufzufliegen, erscheint beinahe noch absurder. Ein bisschen thematisiert der Roman dieses Problem auch, aber basiert letztlich darauf, dass es eben doch möglich ist. Was mir die Geschichte ein wenig verdirbt.
Die Handlung an sich darum, wie Cassie mit vier Freunden der Studentin ein Haus teilt, diesen vieles vorspielen muss, sie aber mehr mag als sie möchte, und langsam und unauffällig herausbekommen muss, was ihrer Doppelgängerin passiert ist, fand ich dann inklusive der Figuren durchaus spannend und wie schon Teil 1 sehr gut erzählt.
Krimi Nummer 3 des Monats war wieder ein Hörbuch, und zwar Die Chemie des Todes (englisch: The Chemistry of Death) von Simon Beckett. Irgendwann hatte ich den zweiten Teil der Reihe bei Spotify gehört und anschließend noch den dritten sowie ein anderes, nicht sonderlich gutes, Hörbuch, das ebenfalls von Johannes Steck gelesen worden war. Danach hatte ich von Steck und auch von Beckett gründlich die Nase voll, weshalb ich den ersten Teil der Reihe mehrere Jahre nach den anderen hörte.
Insofern war ich schon fast gespannt, ob ich nach gebührender Pause auch Die Chemie des Todes ablehnen würde, immerhin handelt es sich bei Becketts Krimis ja um Bestseller, die so gut wie jedem gefallen. Um es kurz zu machen: Auch dieses Buch ging mir gewaltig auf die Nerven. Der Protagonist David Hunter hat einen spannenden Beruf und ein interessantes Leben - aber so, wie Beckett ihn beschreibt und agieren lässt, erscheint er dennoch als der langweiligste Mensch der Welt. Er ist durch und durch moralisch untadelig und hat keinen einzigen originellen oder gar humorvollen Gedanken, nicht einmal die Trauer um seine verstorbene Frau und Tochter konnte ich ernst nehmen. Die anderen Figuren des Romans sind noch dünner angelegt, und so war mir auch völlig egal, was mit ihnen passiert.
Die Handlung, nämlich die Suche nach einem Frauenmörder in einem beschaulichen englischen Ort, war, das muss ich zugeben, spannend. Allerdings werden als faules Stilmittel zum einen Hunters platte Träume eingesetzt, in denen ihm (und dem Leser/Hörer) entweder klar wird, dass er etwas übersieht, oder ihm aber die verstorbene Frau praktischerweise mitteilt, dass sie ihm die neue Freundin verzeiht. Zum anderen wird in einer Penetranz auf bevorstehende grausige Ereignisse verwiesen (in Stil von "Hätte ich an diesem Abend schon gewusst, was mir bevor stand, wäre ich verzweifelt."), dass es auf mich ziemlich albern wirkt.
Also, Simon Beckett und ich werden wohl keine Freunde mehr, auch wenn ich mit meiner Abneigung anscheinend ziemlich allein dastehe.
"New Slowdive song, new Trainspotting movie in a few days, feels like I've woken up in 1995." schreibt ein Kommentator auf Youtube und brachte mich damit zum Schmunzeln. Nach den Slowdive-Reunion-Konzerten im vorletzten Jahr (bei meinem verabschiedete sich Rachel mit "See you next year!") war man ja durchaus hoffnungsvoll, was neues Material betrifft, nur hat es dann noch ein bisschen länger gedauert als erwartet (die Stone Roses versprachen 2012 auch neues Material und veröffentlichten nach vier Jahren Wartezeit zwei nicht überzeugende Songs, da will ich über einen Monat Verspätung bei Slowdive gar nicht meckern).
Das neue Slowdive Lied dagegen gefällt mir nämlich durchaus gut, lediglich das Video wirkt, als wäre hier nicht viel Herzblut investiert worden. Na ja, besser als umgekehrt...