Oh je, ein Wochenende ist ohne Sendeschluss ist vergangen! Heute hole ich selbigen schnell nach, mit Ride. Ist die neue Single besonders toll? Na ja. Ist das Video super? Eher nicht. Aber am 16. Juni erscheint das erste Ride-Album in 21 Jahren, es besteht also durchaus Anlass zur Hoffnung.
In jüngeren Jahren (viel jüngeren Jahren, so mit 14) war ich eine recht furchtlose Bäckerin, die gerne Rezepte ausprobierte, die als besonders schwierig galten. Mittlerweile weiß ich, dass ich für solche Dinge keine Geduld mehr habe, und dass ich beim Auftauchen der kleinsten Schwierigkeiten Lust bekomme, alles sofort hinzuschmeißen - was mir alljährlich beim Backen von Weihnachtsplätzchen passiert. Die ersten 20 Minuten machen noch Spaß, anschließend bereue ich, jemals angefangen zu haben.
Deshalb war ich auch zunächst alles andere als begeistert, als mir ein Freund zum Valentinstag eine Silikon-Backmatte für Macarons schenkte. Macarons gelten als überaus schwierig, und ich hatte nicht die geringste Lust, etliche misslungene Versuche zu starten, um dann irgendwann eines Tages ein essbares Produkt zu erhalten. Ich wollte gerne Macarons essen, nicht ihnen meine gesamte Freizeit widmen. Nichtsdestotrotz war die Matte nun einmal da, also beschloss ich, die Sache zumindest einmal auszuprobieren.
Nun ist der Teig mehr oder weniger fertig, aber es sind noch längst nicht alle Fehlerquellen umschifft: Man muss ihn nämlich sanft rühren, bis er genau die richtige Konsistenz hat - hierfür ist das Video eine sehr gute Unterstützung, weil es verschiedene Teigkonsistenzen als richtig und falsch zeigt.
Hat man die richtige Teigkonsistenz erreicht, werden die Macarons per Spritzbeutel in die runden Ringe der Silikonmatte gespritzt. Die Ringe sind hierbei eine große Hilfe - freihändig hätte ich sicher nur formlose Klumpen hinbekommen. Selbst mit der Matte wurden meine Macarons bei weitem nicht so kreisrund wie gekaufte.
Das gefüllte Blech kam dann für eine halbe Stunde in den Ofen, was den Herstellungsprozess extrem verlangsamte: Ohne zweite Matte musste der restliche Teig warten, bis die erste Ladung fertig gebacken und auch schon abgekühlt genug war, um sie von der Matte zu entfernen.
Nach diesem Rezept backte ich in den letzten Wochen einen Berg rosaner und grüner Macarons. Ein verbreiteter Schönheitsfehler, den auch viele meiner Kekschen aufwiesen: Sie waren innen hohl, was bedeutet, dass man irgendetwas falsch gemacht hat. Im Grunde erschwert es aber nur das Füllen.
Ach ja, die Füllung! Für meine rosa Macarons bereitete ich unter Verwendung der übrig gebliebenen Eigelbe eine sehr leckere Mokkafüllung zu, die auf einer französischen Buttercreme basierte. Die grünen Macarons wurden mit einer Pistazien-Ganache gefüllt. Beide Füllungen ließen sich recht unkompliziert zubereiten. Lediglich die Dosierung fiel mir schwer - von beiden Füllungen hatte ich, als sämtliche Macarons zusammengesetzt waren, etwas übrig. In Zukunft darf ich wohl erst die Hälften aufeinandersetzen, wenn die Füllung verbraucht ist.
Die fertig gefüllten Macarons mussten im Kühlschrank eine Nacht durchziehen, dann war plötzlich Eile angesagt: Wegen der Füllungen auf Eier-, Butter und Sahnebasis sollten die Kekse nämlich innerhalb von maximal drei Tagen verzehrt werden.
Und wie schmeckten meine ersten Macarons nun? Nachdem ich den ersten vor dem Durchziehen probiert hatte, war ich ziemlich enttäuscht. Nach der Nacht im Kühlschrank hatten sich jedoch die Geschmäcker verbunden und der Keks war weicher geworden: Plötzlich waren beide Sorten extrem lecker. Ich persönlich fand die Mokka-Variante etwas gelungener, aber die Kommentare in dieser Hinsicht unterschieden sich.
Nachdem der erste Macarons-Versuch dann letztlich doch recht erfolgreich war, habe ich mittlerweile eine zweite Matte gekauft, die das Backen zukünftig beschleunigen sollte. Außerdem habe ich mir dieses Buch besorgt und werde demnächst das darin enthaltene Grundrezept ausprobieren, das in vielen Punkten anders ist als das, was ich getestet habe: Hier müssen die Eiweiße vor der Weiterverarbeitung einige Tage altern, auch die fertig geformten Macarons müssen vor dem Backen erst einmal stehen - und werden anschließend nur recht kurz gebacken.
Außerdem ist es laut dem Buch möglich, bereits gefüllte Macarons einzufrieren. Das muss ich definitiv testen, denn dann würde es sich viel mehr lohnen, größere Mengen (man will ja auch mehr als eine Sorte anbieten) vorzubereiten und dann bei Bedarf einfach aufzutauen.
Es kommt gar nicht so häufig vor, dass ich eine Band live sehe und mich Jahre später mehr als vage an die Vorband erinnere. Adna sah ich einst vor Hundreds im Rahmen des Women of the World Festivals, und ich weiß heute noch, dass mir der Auftritt der in Berlin lebenden Schwedin gut gefiel. Vorgestern erschien ihr bereits drittes Album "Closure".
Ach ja, High Fidelity. Zuletzt wurde der Film glaube ich in der Fernsehwerbung für die Ergo-Versicherung nachgeahmt (siehe hier), und das war wegen des fehlenden Verweises auf das Original durchaus umstritten.
Dem Musikvideo zu "Empire Records" kann man dagegen wirklich nicht vorwerfen, heimlich zu plagiieren: Der Titel "High Fidelity" ist am Anfang groß eingeblendet, und Kenner dürften sogar bereits durch den Ladennamen "Championship Vinyl" einige Sekunden früher wissen, was Sache ist.
Die gewollt ultra-billige Umsetzung erinnert an einen anderen Film mit Jack Black, nämlich Be Kind Rewind, in dem Angestellte einer Videothek versehentlich alle Bänder löschen und dann einfach die Filme mit einfachsten Mitteln neu drehen... "sweded" heißen solche Filme, und das Sløtface-Video könnte gut die geschwedete Version von High Fidelity sein.
Heute vor 20 Jahren kam in den USA die erste Folge von Buffy The Vampire Slayer ins Fernsehen. Zunächst wollte ich ein wenig über die Serie schreiben und darüber, was sie mir bedeutet. Dann fiel mir ein, dass ich das bereits 2013 getan habe: Hier entlang.
Wie könnte ich also sonst den 20. Geburtstag dieser phantastischen Serie feiern? Ich liste meine schönsten Erinnerungen auf, nämlich die (aus meiner Sicht) besten zehn Folgen von sieben Staffeln Buffy, in chronologischer Reihenfolge:
Surprise / Innocence (Staffel 2, 13-14)
Eigentlich eine Doppelfolge... Buffy und Angel haben Sex, wodurch dieser seine Seele verliert und zum Psychopath wird. In der anschließenden Folge erkennt Buffy langsam, dass "ihr" Angel nicht mehr existiert, kann ihn nicht töten, aber verpasst ihm zumindest einen für die Zuschauer sehr befriedigenden Tritt in die Weichteile.
Das Ende der zweiten Staffel, in der man als Zuschauer die ganze Zeit erwartet, dass Buffy es irgendwie schaffen wird, Angels ursprüngliche Persönlichkeit wiederherzustellen und die Welt zu retten. Leider schafft sie nur eines davon. Das möglicherweise deprimierendste Staffelfinale aller Zeiten.
Earshot (Staffel 3, 18)
Eigentlich eine 08/15-Folge der dritten Staffel: Buffy kommt mit dem Blut eines Dämonen in Berührung und kann daraufhin Gedanken lesen. Dadurch erfährt sie, dass ein Schüler der Sunnydale High einen Anschlag plant... und findet dabei ihren unauffälligen Mitschüler Jonathan, der sich allerdings "nur" selbst töten will - weil ihn niemand leiden kann oder sich auch nur für ihn interessiert. Buffy verhindert den Selbstmord und hält ihm einen Vortrag:
You know what? I was wrong. You are an idiot. My life happens to, on occasion, suck beyond the telling of it. Sometimes more than I can handle. And it's not just mine. Every single person down there is ignoring your pain because they're too busy with their own. The beautiful ones. The popular ones. The guys that pick on you. Everyone. If you could hear what they were feeling. The loneliness. The confusion. It looks quiet down there. It's not. It's deafening.
Schöner kann man das eigentlich nicht sagen, und selbst heute bin ich noch versucht, andere auf diesen Monolog zu verweisen, wenn sie darüber jammern, von anderen nicht genug beachtet zu werden.
Something Blue (Staffel 4, 9)
Staffel 4 war, was die übergreifende Geschichte angeht, eigentlich kein großes Buffy-Highlight, enthält aber dennoch drei meiner Lieblingsfolgen. In dieser verzaubert Willow versehentlich ihre Freunde, was unter anderem dazu führt, dass Buffy und Spike, eben noch erbitterte Feinde, sich spontan miteinander verloben - zum Entsetzen ihres Umfelds. Ihr verliebtes Geplänkel ist sehr lustig, auf Youtube aber leider nur in diesem Miniclip zu finden. (oder mit Musik unterlegt)
Hush (Staffel 4, 10)
Hush ist meiner Meinung nach die beste Buffy-Folge überhaupt. Sie kommt fast völlig ohne Dialog aus, weil die bösen "Gentlemen" die Bürger Sunnydales ihrer Sprache beraubt haben. Anders als viele von Buffys Gegnern sind diese optisch wirklich gruselig, und die Episode ist auch für sich allein stehend eine schlüssige und schöne Geschichte zum Thema Kommunikation.
Superstar (Staffel 4, 17)
Wie "Something Blue" eher eine Comedy-Folge: Plötzlich ist Jonathan der große Held von Sunnydale, Buffy und ihre Gruppe sind seine ihm untergeordneten Freunde - und alle scheinen zu denken, es sei immer so gewesen. Natürlich steckt wieder ein Zauber dahinter. Selbst der Vorspann der Folge wurde kommentarlos so abgeändert, dass Jonathan die Hauptfigur war.
Staffel 5 war ursprünglich als letzte Buffy-Staffel geplant. Im Finale opfert sich Buffy, um sowohl die Welt als auch insbesondere das Leben ihrer Schwester Dawn zu retten. Ähnlich wie im Finale der zweiten Staffel, als Buffy ihre große Liebe Angel töten muss, fällt man als Zuschauer darauf hinein, dass in Serien und Filmen so häufig tragische Ereignisse als unausweichlich dargestellt werden, die dann doch irgendwie in letzter Minute abgewendet werden können. Anders hier: Das Unausweichliche bleibt unerwartet unabwendbar und Buffy stirbt.
In Staffel 6, die dann doch gedreht wurde, wird Buffy zurück ins Leben geholt, aber sie kommt damit nicht sonderlich gut zurecht. Das macht die übergreifende Geschichte ziemlich deprimierend, aber es gibt auch diese großartige Musical-Folge! Besonders schön sind die Miniszenen, in denen Autoren der Serie kleine Auftritte haben. Und etliche schöne Textstellen, wie Willows "I think this line's mostly filler". Hach!
Noch ein Highlight aus Staffel 6: Buffy wird wieder einmal von einem Dämon vergiftet, was dazu führt, dass sie Visionen bekommt, in denen sie sich in einer Nervenklinik befindet - seit sechs Jahren. Ihre beide Eltern leben noch, ihre Schwester Dawn existiert dagegen nicht. Buffy muss sich zwischen diesen beiden Wirklichkeiten entscheiden, und es bleibt letztlich offen, welche von ihnen echt ist - möglicherweise besteht die komplette Serienhandlung also aus den Visionen einer Schizophrenen.
Wer kennt das nicht: Man hat eine Woche frei genommen und sucht nun die Balance: Einerseits einfach mal in Ruhe auf dem Sofa abhängen (was schnell dazu führt, dass die Woche quasi ereignislos verstreicht) und andererseits möglichst viel unternehmen (was schnell in Stress ausartet).
In meinem Fall kommt noch hinzu, dass ich eine BahnCard 100 besitze, mit der ich theoretisch ohne Zusatzkosten an jedes Ziel in Deutschland fahren könnte: Leipzig! Berlin! Hamburg! Die Nordseeküste! Der Bodensee! Die bayerischen Alpen!
Letzte Woche war für mich eine solche Woche, und nachdem das Wetter Ende Februar noch recht schrecklich war, kamen die meisten eben genannten Ziele nicht wirklich in Frage, zumal ich nicht über Nacht wegfahren wollte. Deshalb entschied ich mich letztlich für einen Tagesausflug nach Metzingen, Deutschlands wohl größten Outlet-Standort.
Wie es dort so ist, möchte ich noch separat berichten. Hier präsentiere ich zunächst meinen Einkauf. Tadaa!
Man glaubt es kaum, ich habe schon wieder einen Kinofilm gesehen! Leider keinen der Oscar-Kandidaten oder -Gewinner, aber immerhin den stark beworbenen Passengers.
Kurz zum Inhalt: Jim (Chris Pratt) ist einer von 5000 Passagieren eines Raumschiffs, das Erdbewohner auf einen neuen Planeten bringt. Da die Reise 120 Jahre dauert, sind die Fahrgäste und auch die Crew in einem Kälteschlaf und sollen erst kurz vor der Ankunft aufgeweckt werden. Durch einen Unfall wacht Jim aber schlappe 90 Jahre zu früh auf - als einziger und ohne die Chance, wieder einzuschlafen. Nun steht ihm zwar ein luxuriöses Raumschiff mit vielen Annehmlichkeiten ganz für ihn allein zur Verfügung, aber er ist eben - ganz allein. Außerdem wird er die Ankunft auf dem Zielplaneten nicht mehr erleben.
Nun kommen wir zum großen Spoiler, den man im Filmtrailer nicht erfährt: Darin sieht es nämlich aus, als sei auch Aurora (Jennifer Lawrence) einfach so aufgewacht. Tatsächlich verliebt sich Jim aufgrund eines Videos in sie, hadert lange mit sich und weckt sie schließlich auf, als er die Einsamkeit nicht mehr erträgt. Aurora weiß das zunächst nicht und verliebt sich wie geplant in Jim. Durch einen Zufall findet sie später die Wahrheit heraus und ist verständlicherweise extrem wütend.
Letztlich erfahren aber beide den Grund für Jims Aufwachen, das Raumschiff wurde nämlich durch einen Meteor schwer beschädigt. Kurz erwacht noch ein Crewmitglied, das den beiden Zugang zu Raumschiffsbereichen ermöglicht, die Jim vorher nicht betreten konnte. Dann sind Jim und Aurora wieder auf sich gestellt, müssen zusammen arbeiten, um das Schiff und die 5997 Schlafenden zu retten (was sie natürlich schaffen), und Aurora verzeiht letztlich Jim.
Wie man meiner unenthusiastischen Inhaltsbeschreibung sicherlich entnehmen kann, konnte der Film mich nicht so recht begeistern. Nach dem Ansehen las ich, dass viele Kritiker den Umstand, dass Jim Aurora zwangserweckt und somit ihren Tod vor der Ankunft auf dem Zielplaneten verschuldet (und sie zusätzlich zu einem Leben mit ihm verurteilt) und dass sie ihm das verzeiht, für absurd und nicht tragbar halten. Nachvollziehen kann ich das, wobei ich vermute, dass sowohl das Aufwecken als auch das Verzeihen in der Realität gar nicht einmal unwahrscheinlich wären.
Mein Problem ist eher ein anderes: Irgendwie hatte ich mit mehr Humor oder mehr Ernsthaftigkeit gerechnet - ersteren in Bezug auf die Einsamkeit im Weltraum, letztere im Zusammenhang damit, was es wohl bedeuten mag, für den Rest seines Lebens zu zweit, und nur zu zweit, zu sein. Was man stattdessen bekommt, ist ein Actionfilm, nicht mehr. Dass er im Weltraum spielt, ist eigentlich von wenig Bedeutung.
Im Februar habe ich nur ein einziges Buch geschafft, und zwar The Widow von Fiona Barton - ich konsumierte die Hörbuch-Version, die von Clare Corbett vorgelesen wird.
The Widow ist eines dieser Bücher, die in Kielwasser der Bestseller Gone Girl und The Girl on the Train sehr aggressiv als der nächste große Thriller-Hit vermarktet werden. Tatsächlich ist es momentan beim Betrachten des Krimistapels in den Buchhandlungen des Frankfurter Hauptbahnhofs so, dass gefühlt jedes zweite Buch ein "Girl" im Titel trägt. Zumindest für den Verzicht auf diese Titelangleichung dafür muss man The Widow also dankbar sein.
Die Autorin des Romans, Fiona Barton, war viele Jahre als Journalistin tätig und erklärt bereits im Vorwort, dass ihr Beruf sie zu diesem Roman inspiriert habe: Beim Berichten über bekannte Verbrechen oder Unglücke habe sie sich oft gefragt, wie es denen ergehe, die sich eher am Rande des Geschehens wiederfanden, etwa den Ehefrauen von vermeintlichen Mördern: Wussten sie Bescheid? Hatten sie keine Ahnung? Wie mochte es sein, sich in einer solchen Situation wieder zu finden?
Genau davon handelt dann auch der Roman: Auf mehreren Zeitebenen erfährt der Leser (oder auch Hörer) wie Jean Taylor, Ehefrau des potenziellen Kindesentführers und -mörders Glen Taylor, durchs Leben geht: Ein Erzählungsstrang beschäftigt sich mit der Entführung, der Verdächtigung und dem nachfolgenden Prozess, ein weiterer zeigt Jean Jahre später nach Glens plötzlichem Tod. Außerdem gibt es mehrere Erzählperspektiven: Die der Witwe selbst, die des Polizisten, der das Verbrechen untersucht und die einer Journalistin, die damals über das Verschwinden des Kindes berichtete und sich nun ein Interview mit Jean gesichert hat.
Spannend ist das Ganze schon, aber nach der Lektüre blieb ich mit dem Eindruck zurück, dass der Roman letztlich nicht viel zu enthüllen hatte. Sehr gut gefielen mir nur die Szenen, in denen es um die Journalistin ging: Hier merkt man, dass die Autorin sich mit dem auskennt, über das sie schreibt, und erhält interessante Einblicke in ein Berufsleben zwischen Sensationsgier und echtem Mitleid mit den Beteiligten.
Clare Corbett liest an und für sich gut vor, mit ihrer Darstellung der männlichen Charaktere hatte ich aber meine Probleme: Sie gab der Versuchung nach, ihre Stimme für diese zu senken, was ich stets als extrem albern empfinde.
Fazit: The Widow ist nicht wirklich schlecht und auch kein Plagiat seiner Vorbilder. Deren Qualität erreicht das Buch aber leider ebenfalls nicht.
The Widow ist eines dieser Bücher, die in Kielwasser der Bestseller Gone Girl und The Girl on the Train sehr aggressiv als der nächste große Thriller-Hit vermarktet werden. Tatsächlich ist es momentan beim Betrachten des Krimistapels in den Buchhandlungen des Frankfurter Hauptbahnhofs so, dass gefühlt jedes zweite Buch ein "Girl" im Titel trägt. Zumindest für den Verzicht auf diese Titelangleichung dafür muss man The Widow also dankbar sein.
Die Autorin des Romans, Fiona Barton, war viele Jahre als Journalistin tätig und erklärt bereits im Vorwort, dass ihr Beruf sie zu diesem Roman inspiriert habe: Beim Berichten über bekannte Verbrechen oder Unglücke habe sie sich oft gefragt, wie es denen ergehe, die sich eher am Rande des Geschehens wiederfanden, etwa den Ehefrauen von vermeintlichen Mördern: Wussten sie Bescheid? Hatten sie keine Ahnung? Wie mochte es sein, sich in einer solchen Situation wieder zu finden?
Genau davon handelt dann auch der Roman: Auf mehreren Zeitebenen erfährt der Leser (oder auch Hörer) wie Jean Taylor, Ehefrau des potenziellen Kindesentführers und -mörders Glen Taylor, durchs Leben geht: Ein Erzählungsstrang beschäftigt sich mit der Entführung, der Verdächtigung und dem nachfolgenden Prozess, ein weiterer zeigt Jean Jahre später nach Glens plötzlichem Tod. Außerdem gibt es mehrere Erzählperspektiven: Die der Witwe selbst, die des Polizisten, der das Verbrechen untersucht und die einer Journalistin, die damals über das Verschwinden des Kindes berichtete und sich nun ein Interview mit Jean gesichert hat.
Spannend ist das Ganze schon, aber nach der Lektüre blieb ich mit dem Eindruck zurück, dass der Roman letztlich nicht viel zu enthüllen hatte. Sehr gut gefielen mir nur die Szenen, in denen es um die Journalistin ging: Hier merkt man, dass die Autorin sich mit dem auskennt, über das sie schreibt, und erhält interessante Einblicke in ein Berufsleben zwischen Sensationsgier und echtem Mitleid mit den Beteiligten.
Clare Corbett liest an und für sich gut vor, mit ihrer Darstellung der männlichen Charaktere hatte ich aber meine Probleme: Sie gab der Versuchung nach, ihre Stimme für diese zu senken, was ich stets als extrem albern empfinde.
Fazit: The Widow ist nicht wirklich schlecht und auch kein Plagiat seiner Vorbilder. Deren Qualität erreicht das Buch aber leider ebenfalls nicht.
Ach, manchmal weiß ich auch nicht, wo meine Musikredaktion sich im Netz so herumtreibt! Der heutige Sendeschluss ist jedenfalls der erste mit kyrillischen Buchstaben! Die Band Leningrad (Ленинград) wandelt mit Кольщик auf den Spuren von Rückwärts-Videos wie etwa Coldplays "The Scientist" - nur, dass hier noch wesentlich mehr schief gegangen ist.
Tja, Zirkus ist eben einfach immer eine schlechte Idee.
Als das britische Trio The xx eine Tournee zu seinem dritten Album ankündigte, waren kurze Zeit später alle deutschen Termine ausverkauft - bis auf den in Düsseldorf. Ein Blick in den Kalender ließ den Grund erahnen: Vielleicht hatten viele Rheinländer für den Karnevalsdienstag andere Pläne als teilweise recht düsterer Indiemusik zu lauschen? Aber nicht einmal der Karneval kann den Erfolg von The xx in Deutschland dauerhaft dämpfen - am Tag vor dem Konzert wurde dann doch noch das letzte Ticket verkauft.
In der Halle, in der ich vorher nur einmal The National gesehen hatte, angekommen, entdeckten wir überrascht, dass der Bereich direkt vor der Bühne abgesperrt war - um hinein zu gelangen, brauchte man ein Bändchen - zum Glück konnten wir noch welche ergattern. Im Vorbühnenraum war dann eine knappe Stunde vor Beginn schon einiges los, und zum ersten Mal in diesem Jahr lagen wir bei einem Konzertbesuch alterstechnisch deutlich über dem Durchschnitt.
Die Vorband Floating Points entpuppte sich als einzelner Engländer, der recht ähnlich zu 1115 vor The Notwist sein Set spontan auf der Bühne entwickelte, indem diversen Geräuschen, Samples und Rhythmen immer weitere neue hinzugefügt wurden. Währenddessen blitzte ein Strobo-Gewitter aufs Publikum ein, das eventuelle Epileptiker sicherlich abrupt den Saal verlassen ließ. Herr Floating Points hat laut Wikipedia einen Doktortitel in Neurowissenschaften - vielleicht untersucht er ja gerade die Auswirkungen von Lichtblitzen in Kombination mit monotoner Musik auf das menschliche Gehirn, und wir waren Teil eines Experiments?
Für den Hauptact wurden dann auf der Bühne diverse drehbare Spiegelelemente enthüllt, die an das ebenfalls Spiegel-artige Cover des aktuellen Albums "I See You" erinnerten. Eine unserer Mitzuschauerinnen hatte auch ein dazu passendes spiegelndes Ticket.
Jamie Smith thronte mit seinen Instrumenten an einem Plexiglaspult hinter und über seinen Kollegen, während Romy Madley-Croft und Oliver Sim mit Gitarre beziehungsweise Bass vorne standen.
Das Set begann mit der aktuellen Single "Say Something Loving", ihr folgte "Crystalised", dessen Text mit einem mehrfach wiederholten "go slow" endet - was die Band dann live noch stärker umsetzte als auf Platte und das Lied extrem entschleunigte. Der Gegenpol dazu war später "Infinity", bei dem der Dialog "Give it up" - "Can't give it up" zum Ende hin immer lauter, rockiger und dynamischer wurde.
Während wir im Vorfeld erwartet hatten, dass die Band wenig bis nichts sagen würde, waren die Musiker, abgesehen von Jamie, dann im Gegenteil geradezu redselig. Zunächst war es Oliver, der nach einigen Songs das Wort ergriff und sagte, man freue sich, in Düsseldorf zu sein - was tatsächlich aufrichtig klang. Später wiederholte Romy dieselbe Aussage und führte unter Jubel des Publikums hinzu, der heutige Auftritt sei der letzte der Termine in Deutschland und der perfekte Abschluss (und außerdem der erste Besuch der Band in Düsseldorf). Im übrigen sei man den Deutschen besonders dankbar, weil das Album "I See You" hier Platz 1 der Charts erreicht habe (ein Blick auf Wikipedia lässt vermuten, dass The xx außerdem auch den Engländern, den Iren, den Australiern und den Belgiern dankbar sind).
Vor "Performance" erklärte Romy, das nun kommende neue Lied werde sie allein vortragen und sei deshalb ein wenig aufgeregt - erstaunlich, da sie ja sonst auch bei so gut wie jedem Lied (mit-)singt. "Performance" gelang dann natürlich gut. Um so erstaunlicher war, dass sie das Lied nur bis zum ersten Refrain spielte. Oliver gratulierte oder tröstete mit einem Wangenküsschen - die Geste war schwer zu deuten.
Später erfuhren wir von Oliver noch, dass "Dangerous" sein Lieblingslied vom neuen Album sei und er hoffe, keine Fehler zu machen. Zu "VCR", das The xx zwei Songs zuvor zu großem Jubel vorgetragen hatten, erwähnte er, sie hätten dieses Lied geschrieben, als sie 15 waren... es live zu spielen, sei deshalb für sie stets etwas Besonderes, aber eher im peinlichen Sinne des Wortes.
Die Setliste von The xx veränderte sich im Rahmen der Deutschlandtermine nur wenig. In Düsseldorf wurde "Sunset" neu aufgenommen und "Brave For You" nach hinten verschoben. Die Drake-Coverversion "Too Good" musste dafür weichen, vermutlich kein großer Verlust. Im Set geblieben war eine "Coverversion" von "Loud Places", das vom Soloalbum von Jamie xx stammt. Mit "Dangerous" begann dann der dynamischere Teil des Abends, ab jetzt hätte er auch in einer Großraumdisco spielen können. "Fiction" erhielt einen langen Instrumentalteil, während "Shelter", das in der Albumversion ausgesprochen ruhig ist, live zu einem Tanzsong wurde.
Ungewöhnlich war dann auch der Übergang in den Zugabenteil: Während "Loud Places" ausklang, verließen die Bandmitglieder nach und nach die Bühne, aber es gab keinen echten Moment der Stille, bevor sie schon wieder für die vorletzte veröffentlichte Single "On Hold" zurück auf der Bühne waren. Es folgte noch je ein Knaller der vorherigen Alben - das Instrumentallied "Intro" und das vielfach mitgesungene "Angels", bevor The xx dieses Mal endgültig die Bühne verließen.
Es ist im Rahmen meiner aktuellen Konzertgewohnheiten schon eine recht komische Situation, eine Band live zu sehen, die es in Deutschland auf Platz 1 der Charts geschafft hat, und deren Musik einfach jedem zu gefallen scheint. Aber auch nach dem Konzert kann ich den Erfolg des Trios nur als gerechtfertigt empfinden. Die drei schafften es spielend, die Zuschauer auch ohne große Licht- oder Bühneneffekte zu fesseln und spielten ein abwechslungsreiches, in sich stimmiges Set.
Setliste:
Say Something Loving
Crystalised
Islands
Lips
Sunset
Basic Space
Performance
Brave for You
Infinity
VCR
I Dare You
Dangerous
A Violent Noise
Fiction
Shelter
Loud Places (Jamie xx cover)
On Hold
Intro
Angels