17:00 Uhr: Vor der Aufbruch zum knapp eineinhalb Autostunden entfernten Konzert erfolgt der letzte der zahlreichen Checks der letzten Tage in diversen Wetter-Apps: Leichte Regentendenz für Düsseldorf wird vorhergesagt. Zur Sicherheit packen wir unsere Regenjacken ein, denn einerseits möchten wir nicht stundenlang nass bei einem Open Air Konzert in Liegestühlen sitzen müssen und andererseits sind Hundreds gebrannte Kinder, denn letztes Jahr musste ihr Auftritt bei Düsseldorfer New Fall Festival wegen eines angekündigten Sturm-Tiefs abgesagt werden.
17:15 Uhr: Tickets, Impfnachweis, Personalausweis, Maske - woran man aktuell bei Konzertbesuchen noch so denken muss! Schnell noch die Kamera eingepackt. Trotz der Kürze der Fahrt greifen wir noch zu einem Getränk und Snacks.
17:20 Uhr: Das Navi ist programmiert: Ankunftszeit in Düsseldorf ist 18:42 Uhr. Der deutlich frühere Aufbruch als letzte Woche zum Konzert von Tocotronic an selber Stelle wird sich lohnen. Da es bei der Summer Edition des New Fall Festivals freie Platzwahl in den jeweiligen Reihen gibt, waren wir zuletzt mit unseren Sitzplätzen nicht ganz glücklich. Die frühzeitige Ankunft wird dies heute ändern. Los geht's, die Vorfreude steigt!
17:22 Uhr: Noch vor der Autobahn: Mein Freund erzählt mir, dass er für die Fahrt eine Playlist zusammengestellt hat. Leider dauert diese mehr als 4 Stunden und wir werden sie bei Hin- und Rückfahrt nicht ganz gehört bekommen.
17:35 Uhr: Auf der Autobahn: Das Navi zeigt Probleme mit einem Gefahrgut-Transport an. Wir sollen die A3 bei Ausfahrt Bad Honnef verlassen. Sollen wir diesem Hinweis wirklich folgen? Das Navi hat auch schon falsch gelegen und bis zur Abfahrt sind es ja auch noch einige Kilometer...
17:45 Uhr: Der Verkehr gerät an der Wiedtalbrücke ins Stocken.
17:50 Uhr: Alles steht. 99 km bis Düsseldorf, 4 km bis zur Ausfahrt Bad Honnef.
17:57 Uhr: Wir stehen noch an der gleichen Stelle, die ersten Verkehrsteilnehmer schlagen sich in die Büsche.
18:03 Uhr: Es entsteht eine vorschriftsmäßige Rettungsgasse, durch die nach und nach THW und Katastrophenschutz fahren.
18:15 Uhr: Wir bewegen uns gelegentlich ein paar Meter nach vorne. 98,7 km bis Düsseldorf.
18:20 Uhr: Menschen steigen aus ihren Autos aus, telefonieren, schauen ratlos nach vorne. Wir überlegen, wie der Zeitplan des Abends aussehen könnte: 20:00 Charlotte Brandi, 20:30 Hundreds. Charlotte Brandi verpassen wir dann eben. Aber alles wird gut, die Sitzplätze vermutlich nicht optimal.
18:31 Uhr: Noch 98 km bis Düsseldorf, die Playlist ist zur Hälfte vorbei. Wir spekulieren, ob Hundreds vielleicht auch verspätet ankommen.
18:32 Uhr: Mist, Eva postet bei Instagram ein Foto mit den uns bekannten Liegestühlen für die Zuschauer, die Band ist also schon lange da.
18:40 Uhr: Eigentlich wollten wir jetzt schon in unserem Liegestuhl direkt vor der Bühne sitzen. Aber es sind immer noch 98 km bis Düsseldorf.
18:41 Uhr: Wir unterhalten uns über verpasste Konzerte: Mein Freund musste einmal eine Fahrt nach Frankfurt wegen eines Schneesturms abbrechen, als er nach 30 Minuten Fahrt noch nicht einmal aus seinem Wohnort heraus war. Ich musste allein zum Konzert von The Notwist, als Trost bekam er ein Band-Shirt gekauft. Ich merke an, dass er einmal ein Beady Eye Konzert vergessen habe. Wütend ob solcher unglaubwürdiger Behauptungen droht er damit, anzuhalten und auszusteigen. Geht aber nicht, weil wir sowieso stehen.
18:44 Uhr: Meine verpassten Konzerte: Als Schülerin wollte ich einst zu einem Jellyfish-Konzert nach München und hatte mir ausgerechnet, dass das mit der letzten Bahn zurück nach Regensburg so gerade klappen könnte - bis ich erfuhr, dass die Anfangszeit 22 Uhr war. Außerdem habe ich ein Maxïmo Park-Konzert wegen Migräne ausfallen lassen - und ein paar Festivalauftritte versäumt (The XX, Kaiser Chiefs), weil ich noch in der Einlassschlange stand. Eigentlich nicht viel für 33 Jahre Konzertbesuche.
18:53 Uhr: Eine Internet-Recherche ergibt eine Staulänge von 8 km. Direkt dahinter kommt der nächste Stau, 10 km lang.
19:00 Uhr: Düsseldorf nähert sich auf 97 km. Die Ausfahrt, die das Navi empfohlen hatte, ist noch nicht in Sicht.
19:09 Uhr: Wenn sich der Stau jetzt sofort auflöst, sehen wir noch den kompletten Auftritt von Hundreds.
19:12 Uhr: Der Verkehr steht, nur die Playlist schreitet voran.
19:15 Uhr: Gelegentlich können wir ein paar Meter fahren, die Hoffnung steigt, dass wir jetzt doch noch gerade so passend zum Konzertbeginn von Hundreds in Düsseldorf sein werden... dann stoppt wieder alles.
19:27 Uhr: Die Ankunftszeit ist laut Navi nun erst am nächsten Vormittag. Wir recherchieren das nächste Konzert von Hundreds und mein Freund will nun, wenn sich der Stau auflöst, direkt nach Hamburg durchfahren. Hauptsache fahren!
20:00 Uhr: Konzertbeginn. Die Abfahrt Bad Honnef ist immer noch nicht in Sicht.
20:05 Uhr: Wir sehen die Abfahrt und überlegen, ob wir von ihr aus in Richtung Köln/Düsseldorf fahren sollen oder einfach zurück nach Hause in den Westerwald...
20:10 Uhr: Der Stau löst sich auf! Die Ankunftszeit beträgt laut Navi nun 21:01 Uhr. Wenn wir etwas Zeit rausfahren, können wir noch eine Stunde des Auftritts von Hundreds miterleben. Wir bleiben also auf der A3.
20:30 Uhr: Hundreds betreten vermutlich jetzt die Bühne in Düsseldorf, wir sind noch nicht einmal in Köln.
20:38 Uhr: Köln liegt hinter uns, aber leider ein Dutzend Baustellen vor uns. Die voraussichtliche Ankunft bewegt sich Richtung 21:10 Uhr.
21:00 Uhr: Düsseldorf! Hätten wir es nicht so furchtbar eilig, würden wie Selfies vor dem Stadtschild machen.
21:05 Uhr: Düsseldorf ist größer als man denkt. Und man reist nahezu unterirdisch durch diverse Tunnel zum Ehrenhof an.
21:12 Uhr: Das Auto ist geparkt, es geht zum Konzert! Nein, wir laufen natürlich.
21:14 Uhr: Wir hören vor dem Einlass Musik - das Konzert halt wohl schon begonnen.
21:15 Uhr: Gerade scheint Eva eine längere Ansage zu machen, die wir nicht verstehen können. Ob überhaupt noch jemand am Einlass steht, um unsere Tickets zu prüfen?
21:16 Uhr: Letzte Woche hatte ich noch über die allzu lasche Einlasskontrolle gemeckert, das habe ich nun davon: Die einsame Dame am Einlass freut sich über die Abwechslung und untersucht unsere Dokumente penibel. Die Kamera, die bei Tocotronic niemand interessierte, wird beanstandet, aber immerhin muss ich sie nicht zurück zum Auto tragen.
21:20 Uhr: Wir sind drin, ich lasse mich erschöpft auf einem Liegestuhl nieder, während mein Freund unverzüglich die eben verbotene Kamera zückt und seinen Fotopflichten nachkommt. Die Sonne geht schließlich gleich schon unter.
21:22 Uhr: Da sind wir nun also. Hundreds überraschen heute mit einem traditionellen Schlagzeug, an dem Florian sitzt. Eva trägt einen schwarzen Jumpsuit mit weißen Elementen, der mir gut gefällt - ich glaube, ich kenne ihn bereits von Auftrittsfotos in den sozialen Netzwerken. Philipp sitzt mit dem Rücken zum Publikum an seinen diversen Keyboards. Die beiden Männer sind wie immer schwarz gekleidet.
21:27 Uhr: Das Lied, zu dem wir dazugestoßen sind, war "In the air". Die Band beginnt den nächsten Song, doch Eva bricht ab - der Vocoder habe nicht richtig funktioniert, man müsse von vorne anfangen. Ich hoffe kurz, dass das ganze Konzert gemeint sei, aber es geht natürlich nur um das aktuelle Lied, "Calling" - am Ende ist dieses Mal eine verzerrte Stimme zu hören. Überhaupt klingen die Songs etwas anders arrangiert als auf Platte, häufig etwas reduzierter.
21:35 Uhr: Weiter geht es mit "Ready Shaking Silent", und ich kann das Konzert nun ein bisschen genießen. Ich denke ja häufig, dass Hundreds viel mehr Massenerfolg verdient hätten, weil ihre Lieder, finde ich zumindest, eigentlich den allermeisten Menschen gefallen müssten. Ich bin auf jeden Fall wie immer sehr angetan.
21:41 Uhr: Wir hören nun "Our Past", einen älteren Song, doch was ist das? Im Anschluss kündigt Eva an, nun kämen die beiden letzten Lieder. Immerhin: Dadurch, dass Hundreds keine Zugabe eingeplant haben, sondern einfach bis 22 Uhr durchspielen, hören wir letztlich mehr Lieder, als wenn sie erst von der Bühne gingen und man sie dann zurückklatschen müsste. So reden wir es uns zumindest schön.
21:57 Uhr: Die beiden letzten Songs sind dann "Ten Headed Beast" (ohne Drums vorgetragen) und "Black Sea", dann gibt es noch Dankeschöns und Verbeugungen.
21:58 Uhr: Jetzt ist das Konzert schon vorbei, es kommt mir vor, als wären wir gerade erst angekommen... Mit den anderen Besuchern - es sind leider deutlich weniger als in der Woche zuvor bei Tocotronic - strömen wir eine Dreiviertelstunde nach unserer Gelände-Ankunft wieder nach draußen.
22:15 Uhr: Wir sind schon auf der Rückfahrt. Immerhin war das Parken heute dank geringerer Aufenthaltsdauer günstiger!
22:21 Uhr: Letzte Woche hatte ich noch ein Ranking der Musiker veröffentlicht, die ich am häufigsten live gesehen habe, und Hundreds lagen hier auf Platz 3. Nach dem heutigen Abend hätten sie eigentlich mit den Editors auf Platz 2 gleich gezogen, aber wir überlegen, dass das Düsseldorfer Konzert wohl nur als ein halbes besuchtes gezählt werden kann.
22:31 Uhr: Die Playliste ist aufgebraucht. Wir hören im Anschluss noch ein Hundreds-Album.